Bergstraße. In der Antike galt der Steinkauz – Athene noctua, wie er wissenschaftlich heißt – als Sinnbild von Wissen und Weisheit. Einst weit verbreitet, kam der Steinkauz auch sehr häufig bei uns in Mitteleuropa vor. Seit einigen Jahrzehnten fand überall ein dramatischer Bestandseinbruch statt, dem der Naturschutzbund (Nabu) Heppenheim mit einem speziellen Schutzprogramm begegnen will, so Günther Hagemeister, Vorsitzender der Nabu-Ortsgruppe Heppenheim.
Über Beobachtungen informieren
Zur Erfassung lokaler Vorkommen ruft der Nabu die Bürger auf, Hinweise von Beobachtungen des Vogels an den Ortsverband weiterzuleiten. Zusammen mit den Kollegen der Nabu-Gruppen Rimbach, Heidelberg und Weinheim sowie der BUND-Gruppe Dossenheim will man die Restvorkommen der Käuze entlang der Bergstraße und des Weschnitztals erfassen, schützen und untereinander zu vernetzen. So soll auch ein genetischer Austausch zwischen isolierten Vorkommen ermöglicht werden.
Der Landeserhaltungsverband Rhein-Neckar unterstützt die Naturschützer schon mit zehn künstlichen Niströhren, und auch die Stadt Weinheim sichert alte Brutbäume, die bruchgefährdet sind.
„Der kleine Steinkauz ist der Charaktervogel der hessischen Streuobstwiesen, die früher um jede Ortschaft den sogenannten Streuobstgürtel bildeten“, berichtet Hagemeister. Durch staatlich geförderte Streuobstrodungen in den 1960er bis 1970er Jahren und die folgenden umfangreichen Bautätigkeiten im Umfeld der Ortschaften habe der kleine Vogel mehr und mehr an Lebensraum verloren.
„Gerettet hat den Vogel in unserem Land sicherlich die Liebe der Hessen zu ihrem Nationalgetränk, dem Apfelwein. Ohne die für den Äppler benötigten Äpfel alter Sorten, die zumeist auf alten, höhlenreichen Hochstämmen wachsen, wären diese Bäume sicherlich aus unserer Landschaft lange verschwunden und mit ihnen die Brutstätten der Käuze“, so der Naturschützer.
Mit künstlichen Niströhren, die hohlen Ästen nachempfunden sind, haben Hagemeister und seine Mitstreiter eine Möglichkeit geschaffen, dem Steinkauz geeigneten Nistraum anzubieten. Die Kästen sind besonders marder- und waschbärsicher gestaltet, so dass der Bruterfolg in diesen Kästen deutlich größer als in Naturhöhlen ist.
Der Steinkauz ist ein Bodenjäger
Es gibt in Hessen keine andere Vogelart, die von solch einer Artenschutzmaßnahme so unmittelbar abhängig ist. Erfolge zeigen sich schon, Bestände stabilisieren sich – eher aber in Mittelhessen, „wo die Landwirtschaft nicht so die Intensivierung erfuhr wie bei uns“, so der Naturschutzbund.
Der Steinkauz benötigt für seine Bodenjagd Flächen mit niedriger Vegetation, wie sie gemähte Streuobstwiesen darstellen, wo er Mäuse, Großinsekten, Regenwürmer manchmal auch kleine Vögel erbeutet. Steinkäuze sind sehr standorttreu, bleiben meist jahrelang am gleichen Brutplatz. Die Jungvögel suchen sich zumeist ein neues Revier in weniger als zehn Kilometern Entfernung, so dass eine Wiederbesiedlung verwaister Gebiete nur sehr langsam erfolgt.
„Dass unsere Landschaft nicht ganz steinkauzfrei wird – einige Brutpaare finden sich noch – ist der Naturschutzbund bestrebt, die zerstreuten Vorkommen zu finden, was nicht leicht ist“, so Hagemeister. Der kleine Kerl lebt sehr zurückgezogen und still, fällt kaum durch seine Balz- und Revierrufe auf, wie das bei anderen Eulen der Fall ist.
Kein Problem mit Menschen
Die wenigen Brutpaare müssen ihre Reviergrenzen auch nicht durch Rufe oder Gesang zu anderen Revierinhabern abgrenzen. Scheu ist der Vogel nicht, bevorzugt sogar oft die Nähe zum Menschen. Bruten können direkt an viel begangenen Wegen oder auch an verkehrsreichen Straßen vorkommen.
Mehr und mehr werden von den Vögeln auch Lebensräume wie Pferdekoppeln, Viehweiden, Flug- und Golfplätze mit ihren kurzen Grasflächen aufgesucht. Dort werden die Naturschützer an geeigneten Stellen verstärkt Steinkauzröhren aufhängen, um den Vögeln einen geeigneten und sicheren Brutplatz zu bieten.
Um die letzten Vorkommen des Steinkauzes zu schützen, zu stabilisieren und fördern zu können, ist der Nabu Heppenheim auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen. Wer einen Vogel gesehen hat oder ein Vorkommen vermutet, kann dies auf der Homepage des Heppenheimer Naturschutzbundes Heppenheim (www.nabu-heppenheim.de/kontakt) oder per E-Mail an info@nabu-heppenheim.de mit genauen Ortsangaben melden. Auch andere Naturschutzbund-Gruppen nehmen Meldungen zu den Vorkommen an. red
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