Bergstraße. Die gestiegenen Benzin-und Energiekosten betreffen alle im Alltag – auch die Tafeln der Diakonie. Um diese zu entlasten, hat die Stiftung des Evangelischen Dekanats Bergstraße den drei Ausgabestellen 1500 Euro gespendet. Jeweils 500 Euro gehen damit an die Tafeln der Diakonie in Lampertheim, Bürstadt und Rimbach. Die Spenden kommen für die Tafeln wie gerufen: Die hohe Inflation, fehlende Waren sowie die Folgen des Krieges in der Ukraine machen es den Einrichtungen dieser Art in ganz Deutschland nicht leicht.
So viel Nachfrage wie nie
Zurzeit kommen so viele Menschen wie nie zuvor zu den Ausgabestellen. Seit Jahresbeginn verzeichnen die Tafeln der Diakonie einen Zuwachs von mehr als 20 Prozent zum Vorjahr. Rund 2000 Bedürftige kommen derzeit zu den drei Diakonie-Tafeln. Tobias Lauer, Leiter des Diakonischen Werks Bergstraße, schildert: „Vor allem durch die Inflation kommen viele Menschen zur Tafel. Mittlerweile sogar aus der Mittelschicht, die vor der Krise genug Geld für Lebensmittel hatte.“
Zu den Kernzielen der Tafel zählen das Retten von Lebensmitteln und die Unterstützung bedürftiger Menschen. Diese Ziele zu erreichen, gestalte sich zurzeit jedoch schwieriger als sonst, so Lauer. Außerdem bedauert er es, nicht mehr allen Menschen helfen zu können, die dringend auf Hilfe angewiesen sind. Die Aufgaben der Tafeln seien gewachsen. Sie benötigten dringend Unterstützung, um angemessen helfen zu können.
Newsletter "Guten Morgen Bergstraße"
Laut dem Leiter des Diakonischen Werks Bergstraße sind die Hauptkosten der Tafeln insbesondere die für Strom und Sprit, da die Fahrer mehr Kilometer als vorher zurücklegen müssten, weil die Supermärkte weniger spenden. „Das Problem bei den Supermärkten ist derzeit, dass viel weniger Ware abgegeben wird, weil dort auch sparsamer mit den Lebensmitteln umgegangen wird.“, so Lauer. Dadurch entstehe das Problem, dass der einzelne Kunde weniger Ware bekomme. Aus Kapazitätsgründen könnten deshalb nicht mehr alle Bedürftigen versorgt werden.
Die Arbeit der Tafeln ist in diesen Zeiten besonders wichtig. Bei den Tafeln der Bergsträßer Diakonie arbeiten derzeit circa 190 ehrenamtliche Helfer. Tobias Lauer bekräftigt, dass es schön sei, dass die Tafeln so engagierte und motivierte Helfer hätten, und hebt die wichtige Arbeit des Ehrenamts hervor. Denn das Jahr 2022 sei wirklich herausfordernd.
Durch die aktuelle Situation und aufgrund der steigenden Anzahl von hilfsbedürftigen Menschen haben die Freiwilligen mehr Aufgaben denn je. Trotzdem versuchen die Tafeln noch, auf die Bedürfnisse der Kunden einzugehen, betont die Tafelkoordinatorin der Diakonie, Ute Weber-Schäfer: „Im Unterschied etwa zu vielen Tafeln in Großstädten können wir Menschen direkt ansprechen und auch Beziehungen zu unseren Kunden aufbauen.“
Verschwendung von Lebensmitteln
Die Lebensmittelverschwendung ist in Deutschland enorm hoch: Im Jahr 2020 wurden elf Millionen Tonnen Nahrungsmittel weggeworfen. Hendrik Raekow, stellvertretender Leiter der Stiftung des Evangelischen Dekanats Bergstraße Stiftungsleiter, betont: „Das, was von den Supermärkten und den Verbrauchern weggeworfen wird, ist wirklich unmöglich“.
Ute Gölz, Präses des Evangelischen Dekanats Bergstraße, fügt hinzu, dass sich die Bürger bewusstwerden sollten, dass der Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums kein Grund sei die Lebensmittel in die Tonne zu werfen. Man sollte sich auf die eigenen Sinne verlassen und erst einmal etwa am Joghurt riechen, bevor er im Müll landet. Auch Ute Weber-Schäfer hebt hervor: „Der eigentliche Lebensmittelretter ist der Kunde, da er die Ware verwertet. Wir sollten uns ein Beispiel an ihm nehmen und für weniger Verschwendung sorgen.“
Tafelkoordinatorin Weber-Schäfer betont, dass die Einrichtungen rein spendenfinanziert und daher auf Zuwendungen angewiesen sind. Trotz der aktuellen Lage gebe es viele Menschen, die an die Tafeln spenden, da sie wüssten, wohin ihre Ware kommt: „Wir sind froh, wenn wir Unterstützer finden. Wir können jede Hilfe brauchen“, so Ute Weber-Schäfer.
Die Stiftung des Evangelischen Dekanats Bergstraße dient dem Zweck, soziale Projekte zu unterstützen. Deshalb hatte Ute Gölz die Idee, die Tafeln der Diakonie zu unterstützen. Die Kirchengemeinden kümmern sich schon seit Jahren um die Tafeln. So sammeln sie beispielsweise Spenden durch Kollekten in Gottesdiensten. Tafelkoordinatorin Ute Weber-Schäfer ist dankbar dafür: „Der Gedanke der Unterstützung ist für uns sehr wichtig. Es ist schön, zu wissen, dass wir nicht allein dastehen.“
Um ein Zeichen für die Wichtigkeit der Tafeln zu setzen, haben sich die Verantwortlichen der Diakonie und des Evangelischen Dekanats Bergstraße zum Ziel gesetzt, enger zusammenzuarbeiten und Menschen zu motivieren, sich ehrenamtlich zu engagieren.
URL dieses Artikels:
https://www.bergstraesser-anzeiger.de/region-bergstrasse_artikel,-bergstrasse-dringend-noetige-unterstuetzung-fuer-drei-bergstraesser-tafeln-_arid,2006757.html