Landratsamt

Bergsträßer Landratsamt: Fax bleibt trotz Digitalisierung

Für 2025 gibt es zahlreiche Pläne zur weiteren Digitalisierung der Bergsträßer Kreisbehörde. Das ist geplant.

Von 
Jörg Keller
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Bürgerinformationssystem des Kreises Bergstraße © Jörg Keller

Bergstraße. Es gilt als Paradebeispiel, wenn es um die Rückständigkeit Deutschlands beim Thema Digitalisierung geht: das Faxgerät. Und da es Landrat Christian Engelhardt nach eigenem Bekunden ein besonders wichtiges Anliegen ist, die Kreisverwaltung bei den Themen Künstliche Intelligenz, Prozessautomatisierung und digitale Leistungen weiterzuentwickeln, wollte er die Übermittlungstechnik aus dem vergangenen Jahrtausend in der Kreisbehörde eigentlich ganz verbieten. Und damit ein Zeichen setzen, wie er jetzt bei einem Pressegespräch auf Nachfrage dieser Zeitung erläuterte. Doch dann habe er die Idee wieder verworfen. „Es gibt noch immer Bürger, die bevorzugt Faxe schicken“, sagte er. Und denen wolle man die Kommunikation mit dem Landratsamt nicht unnötig erschweren. Und schließlich sei es ja auch noch möglich, Briefe an die Kreisbehörde zu versenden oder direkt einzuwerfen.

Letztlich würden Faxe heute von den Kreismitarbeitern ja ebenfalls auf digitalem Weg empfangen. Eierschalenfarbene Geräte, die Texte und Bilder unter ohrenbetäubendem Gepiepse auf Thermopapier drucken, gibt es auch im Landratsamt nicht mehr.

Das Faxgerät



  • Frühe Entwicklungen: Alexander Bain erfand 1843 den Kopiertelegrafen zur Übertragung von Handschriften und Zeichnungen. Frederick Collier Bakewell verbesserte 1847 das System mit einer rotierenden Walze. 1865 startete der erste kommerzielle Dienst zwischen Paris und Lyon mit dem Pantelegraphen von Giovanni Caselli.
  • Fortschritte im 20. Jahrhundert: 1931 wurden Zeitungsseiten erstmals per Funk übertragen. 1949 stellte die Radio Corporation of America das Ultrafax-System vor.
  • Die Hochphase des Faxgerätes: 1966 brachte Xerox den Magnafax Telecopier auf den Markt. Erste Fernkopierer in Deutschland gab es in den 1970er Jahren. 1979 führte die Deutsche Bundespost den Faxdienst offiziell ein. Ende der 1980er Jahre wurden Faxgeräte in deutschen Büros verbreitet.
  • Moderne Nutzung: Mit der Verbreitung des Internets in den 1990er Jahren wurde Fax zunehmend durch E-Mail ersetzt. 2015 nutzte noch jeder fünfte Erwerbstätige in Deutschland Fax für berufliche Zwecke.
  • Seit Beginn der 2020er Jahre, insbesondere im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie, wird das Faxgerät in den Medien häufig als Symbol für veraltete Technik und einen Rückstand deutscher Behörden im Zusammenhang mit der Digitalisierung verwendet. red/Quelle: Wikipedia

Letztlich verfolgt man im Landratsamt aber das Ziel, mehr und mehr Dienstleistungen und Abläufe digital anzubieten. So stehen den Bürgerinnen und Bürgern laut Engelhardt mittlerweile rund 120 Online-Leistungen zur Verfügung. So etwa beim Bergsträßer Gesundheitsamt, das unter anderem eine digitale Bürgersprechstunde anbietet. „Sein Auto kann man mittlerweile komplett von Zuhause aus zulassen“, sagt Engelhardt.

Darüber hinaus wurde das Bürgerinfoportal Kreispolitik ausgebaut. Hier können Interessierte Informationen über sämtliche Gremien des Kreises sowie alle Unterlagen der öffentlichen Sitzungen einsehen.

Durch den Ausbau des Geodateninformationssystems bietet dieses nun Zugriff auf Karten und Informationen zu Gemarkungen, Bauleitkataster, Flächennutzungsplänen und zu weiteren Themen wie den Schutzmaßnahmen gegen Schweinepest oder dem Radverkehrskonzept.

Digitale Behörde: Angebot an Online-Leistungen an der Bergstraße soll ausgebaut werden

Auch die amtlichen Bekanntmachungen werden mittlerweile digital veröffentlicht.

Für dieses Jahr hat man sich bei der Kreisbehörde weitere Ziele gesetzt. Ein zentrales Vorhaben ist laut Christian Engelhardt die Einführung eines KI-basierten Chatbots auf der Homepage des Kreises sowie im Jobcenter Neue Wege. Diese digitalen Assistenten sollen die Bürgerinnen und Bürger bei Anfragen unterstützen und den Zugang zu Informationen erleichtern.

Zudem soll das Angebot an Online-Leistungen weiter ausgebaut werden. Aktuell noch verwendete PDF-Formulare, die vom Nutzer am heimischen Rechner heruntergeladen, ausgedruckt, ausgefüllt, eingescannt und wieder verschickt werden müssen, sollen durch Online-Dialoge ersetzt werden.

Die Automatisierung von Verwaltungsprozessen soll den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Landratsamtes mehr Zeit für den direkten Dialog mit den Bürgern verschaffen.

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Ein weiterer Fokus liegt auf der Barrierefreiheit im Internet, um allen Menschen den Zugang zu digitalen Dienstleistungen zu ermöglichen. Geplant sei zudem die Schaffung eines digitalen Bürgerbüros. Zudem ist ein Austausch mit der deutschlandweiten Behördennummer 115 vorgesehen. Bürger sollen hier bei Antragsdialogen besser unterstützt werden, heißt es in einer Übersicht des Kreises zu den Planungen.

Die Kreisverwaltung plant zudem, 1400 Arbeitsplätze auf mobiles Arbeiten umzustellen. Rechner und Telefonie sollen ortsunabhängig funktionieren - also auch im Homeoffice. „Das ist ein dickes Brett“, sagt Engelhardt.

Schließlich bereitet man sich darauf vor, Gremiensitzungen künftig wie schon zu Pandemiezeiten in hybrider Form - also mit Anwesenheit der Gremiumsmitglieder vor Ort und per Online-Schalte - durchführen zu können. Zwei riesige Bildschirme an der Wand im Nibelungensaal im Alten Landratsamt, wo auch das Pressegespräch stattfand, zeugen davon. Noch gibt es jedoch rechtliche Probleme.

Redaktion Redakteur, Ressorts Lorsch, Einhausen und Region

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