Bergstraße. Im Dentaltechnikkonzern Dentsply Sirona läuft derzeit nur das Europageschäft operativ gut, die Märkte in China und den USA hingegen entwickeln sich schwächer. Das geht aus dem Bericht zum dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres hervor.
Zur Situation am großen Standort Bensheim sagte Geschäftsführer Jan Siefert: „Das makroökonomische Umfeld bleibt auch für unser Geschäft eine Herausforderung. Dennoch konnten wir im dritten Quartal in Europa organisches Wachstum erzielen und sehen eine starke Nachfrage nach Imaging-Lösungen. Unser Standort in Bensheim ist damit weiterhin gut für die Zukunft aufgestellt und unsere Investitionen in Innovationen zahlen sich aus.“ Imaging-Lösungen sind bildgebende Systeme.
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Im gesamten Konzern ging der Umsatz im dritten Quartal um knapp neun Prozent zurück, was fast ausschließlich auf Währungseffekte durch den schwachen Euro zurückzuführen ist. Einen Verlust von mehr als einer Milliarde Dollar, bedingt durch Abschreibungen auf Firmenwerte, hatte der Konzern bereits Anfang November avisiert (der BA berichtete).
Aber auch im operativen Geschäft, also ohne die Abschreibungen, wurde im jüngsten Quartal rund ein Viertel weniger verdient. Für das gesamte Geschäftsjahr rechnet der Konzern mit einem Umsatzminus von zwei Prozent, statt wie bisher einem Wachstum in ähnlicher Größenordnung. Der Gewinn soll deutlich niedriger ausfallen.
Das Quartals-Fazit von Konzernchef Simon Campion: „Unsere Ergebnisse für das dritte Quartal spiegeln den anhaltenden makroökonomischen Gegenwind wider, einschließlich der Herausforderungen in der globalen Lieferkette und regionalen Schwächen in den USA und China.“
Trotz dieser Herausforderungen sei man ermutigt, durch ein zweistelliges Wachstum bei Clear Alignern (transparente Zahnspangen), eine solide Leistung in Europa und die anhaltend starke Nachfrage nach Imaging-Geräten. Auch wenn er mit den Ergebnissen des dritten Quartals nicht zufrieden sei, markiere dieses Quartal einen wichtigen Wendepunkt. Man habe eine umfassende Überprüfung des gesamten Geschäfts eingeleitet, um die Umsetzung zu verbessern, ein erfolgreiches Portfolio aufzubauen und das Unternehmen wieder auf Wachstumskurs zu bringen. Schließlich will er den Aktionären in Zukunft bessere und konsistentere Ergebnisse liefern.
An der Börse hat sich die Aktie von ihrem Tiefstand von unter 27 Dollar erholt und notierte zuletzt über 30 Dollar. Zu Jahresbeginn lag das Papier allerdings noch bei 53 Dollar.
Im Unternehmen soll auch mit Missständen Schluss sein. Der US-Börsenaufsicht wurden kürzlich Unregelmäßigkeiten im Zusammenhang mit der Ausweisung von Umsätzen berichtet (BA vom 10. November). Quartalsmitteilungen mussten zuvor mehrfach verschoben werden, bis Klarheit herrschte.
Umfangreiche interne Ermittlungen wurden angestellt. Hierzu teilte der Konzern nun mit: „Die Untersuchung bezüglich der Verwendung von Anreizen durch das Unternehmen zum Verkauf von Produkten an bestimmte Vertriebspartner in Nordamerika ergab, dass es keine Beweise für vorsätzliches Fehlverhalten oder Betrug gibt.“ Das hatte auch niemand behauptet und tauchte auch nicht in den Berichten an die Börsenaufsicht auf.
Der neue Vorstand (Konzernchef Campion ist seit Ende August im Amt) stelle die Themen Verantwortung, Sorgfalt und Integrität an erste Stelle“, heißt es in der aktuellen Stellungnahme weiter. Im Bericht an die Aufsicht war noch von einer Unternehmenskultur die Rede, die kaum Widerspruch duldete und es habe ein unangemessener Umgangston geherrscht.
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