Bensheim. Über Zusammenhalt in schwierigen Situationen geht es in den mit dem Medienpreis ausgezeichneten Beiträgen. Aus rund 130 Bewerbungen hatte die Jury zwei TV-Dokumentationen und einen Hörfunk-Beitrag ausgewählt und mit je 3000 Euro ausgezeichnet. Alles sind Produktionen des WDR.
In der TV-Dokumentation „Marie will alles“ begleiten Christoph Goldbeck und Ilka aus der Mark 14 Jahre lang die kleine Marie und ihre Adoptivfamilie. Sie wurde mit dem Down-Syndrom (Trisomie 21) geboren, einer genetischen Veränderung. Und sie hat einen großen Wunsch: Sie möchte so leben wie alle anderen. Sie will eine Beziehung, eine eigene Wohnung und einen Job – allerdings nicht in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderungen. Außerdem möchte sie selbst einmal Kinder haben.
Die Kamera begleitet das Mädchen bis zur 22-jährigen Frau, die heute studiert und selbst Kinder mit einer Beeinträchtigung betreut. Manche ihrer Träume gehen in Erfüllung, andere nicht. Der Weg ist nicht immer leicht. Weder für Marie noch für ihre Adoptiveltern. Diese müssen fördern, fordern, begleiten und auch loslassen. „Was diese Familie zusammen auf die Beine stellt, zeigt auf beeindruckende Weise, was familiäre Unterstützung bewirken kann“, so Jury-Mitglied Anke Makosso Makosso. Bemerkenswert sei, wie es dem Filmteam gelungen sei, mit Feingefühl und Respekt, aber ohne Angst vor schwierigen Fragen, diese außergewöhnlich intensive Dokumentation zu produzieren.
Eine Zeit des Ausnahmezustandes
In dem sechsteiligen Podcast „Die Flut – Warum musste Johanna sterben?“ geht es um die 22-jährige Johanna Orth, die bei der Flut im Ahrtal ums Leben kam. An ihrem Schicksal wird die Katastrophe und deren Aufarbeitung erzählt. Im Mittelpunkt stehen die Eltern Ralph und Inka Orth, die den Verlust ihrer Tochter und die Katastrophe verarbeiten müssen. „So entsteht ein großartiges, einfühlsames Hörbild“, so Jurymitglied Marc Wilhelm. Der Podcast sei „gesellschaftlich relevant, gleichzeitig temporeich, dramaturgisch wie journalistisch eine herausragende Leistung“. Für das zwölfköpfige Team von WDR und SWR nahmen die Headautoren Laura Krzikalla und Till Krause den Preis in Empfang. Der Reporter Marius Reichert aus dem Ahrtal hat den Podcast begleitet.
Um einen schweren Schicksalsschlag geht es auch in der TV-Doku-Serie „Stärker als der Tod“. Als Andrea Bizzotto erfährt, dass er – Mitte 30 – eine unheilbare Krebserkrankung hat, ist seine Frau Maria im fünften Monat schwanger. Der 33-Jährige will seiner kleinen Tochter Giulia etwas Bleibendes hinterlassen: Er möchte ein Buch schreiben, damit Giulia später weiß, was für ein Mensch ihr Vater war.
Für die Familie ist es eine Zeit des Ausnahmezustands. Aber sie schafft den Neubeginn. „Auch deshalb macht dieser Film viel Mut und ist ein Plädoyer für das familiäre Netz – die Kraft, gemeinsam alles zu schaffen“, sagte Laudatorin Kerstin Humberg aus dem Kübel-Stiftungsrat. Der Beitrag offenbare die außergewöhnliche journalistische Leistung der Filmemacherin Renate Werner, die die Familie aus Witten vier Jahre lang begleitet hat. Maria Bizzotto und Sohn Fynn waren in Bensheim anwesend. „Ich war mit 35 Witwe, der Krebs hat ein Schlachtfeld hinterlassen“, so die Frau. Kerstin Humberg sprach von einer ergreifenden Dokumentation, die den Wert von Familie und Zusammenhalt deutlich mache. Mehr könne ein Film nicht leisten. tr
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