Bergstraße. Patrick Staub ist nicht mehr hauptamtlicher Vorstand und auch nicht mehr Geschäftsführer der Bergsträßer Winzer eG: Er wird zum Ende des Jahres Geschäftsführer des Winzervereins von Forst an der Weinstraße, macht sich aber bereits jetzt mit dem dortigen Unternehmen und seinen künftigen Aufgaben vertraut. Damit endet eine neunjährige Wirkungszeit vom gebürtigen Pfälzer Staub, der im Jahr 2016 als Leiter des Rechnungswesens zur Genossenschaft kam. Drei Jahre später übernahm er den Posten des Geschäftsführers und 2022 dann auch den Vorstandsvorsitz. In seiner Dankesrede würdigte Staub die engagierte Zusammenarbeit mit Mitgliedern, Mitarbeitern sowie dem Vorstand und Aufsichtsrat.
Zum neuen Vorstandsvorsitzenden wurde Tobias Breit gewählt, der zuvor Stellvertreter von Staub gewesen war. Er wird künftig gemeinsam mit seinem ebenfalls neu gewählten Stellvertreter Jonas Silbermann die Geschicke der Winzer eG führen. Deren Mitglieder bewirtschaften aktuell eine Rebfläche von 230 Hektar an der hessischen und badischen Bergstraße. In enger Zusammenarbeit mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Fred Schuster werden Breit und Silbermann die Genossenschaft zunächst ohne hauptamtliche Geschäftsführung weiterführen. Auch im Aufsichtsrat gab es turnusgemäße Wahlen: Die Versammlung bestätigte Michael Adler und Kathrin Wind ohne Gegenstimmen in ihren Ämtern.
Doch es gab nicht nur einen Wechsel in der Führung der Genossenschaft, die 2024 ihr 120-jähriges Bestehen feierte. Gemeinsam zog man auch Bilanz des abgelaufenen Geschäftsjahres 2023/24. Und die fiel nicht ganz so gut aus, wie erhofft: Die Umsatzserlöse sanken im abgelaufenen Geschäftsjahr gegenüber dem Vorjahr um 7,4 Prozent auf rund 6,6 Millionen Euro.
Tiefgreifende Veränderungen im Konsumverhalten
Doch was sind die Ursachen für diesen Rückgang? Das abgelaufene Geschäftsjahr war für die Genossenschaft sowohl geprägt von der allgemein angespannten wirtschaftlichen Lage der Weinbranche als auch von tiefgreifenden Veränderungen im Konsumverhalten.
Das Marktumfeld sei noch immer von Kaufzurückhaltung und Preisverfall gekennzeichnet, darüber hinaus sorgten Produktionskostensteigerungen für zusätzliche Herausforderungen. Die hohe Inflationsrate führte zudem zu einem deutlichen Rückgang der Kaufkraft: Die Verbraucher sparen – vor allem auch bei Genussmitteln wie Wein und Sekt.
Doch man ist in „guter Gesellschaft“, denn nicht nur der Bergsträßer, sondern der gesamte deutsche Weinmarkt steht derzeit vor erheblichen Herausforderungen. Zur Sprache kam auch, dass der erhöhte Mindestlohn die Winzer und Weinerzeuger ebenfalls nicht unerheblich belaste. Die gestiegenen Kosten könne man nur begrenzt an die Kunden weitergeben.
Auch ein verändertes Konsumverhalten der Bevölkerung sei zu beobachten, insbesondere das der Jüngeren: Wein ist bei diesen nicht mehr so „in“, sie bevorzugten andere Alkoholika. Darüber hinaus gehe der Trend immer mehr zu Getränken mit wenig oder ohne Alkohol. Die Bergsträßer Winzer eG hat bereits reagiert, um bei diesem Trend mithalten zu können. Seit neustem gibt es einen alkoholfreien Secco.
Riesling überzeugt die amerikanische Kundschaft
Immerhin: Für das laufende Geschäftsjahr erwartet die Verwaltung der Bergsträßer Winzer eG eine zumindest moderate Absatz- und Umsatzsteigerung gegenüber dem Vorjahr. Besonders erfreulich sei die Wiederaufnahme einer Export-Kooperation mit einem US-amerikanischen Handelsunternehmen. Eine eigens kreierte Riesling-Linie habe die amerikanische Kundschaft überzeugt – es gebe bereits erste Nachbestellungen.
Mindestens genauso erfreulich ist es, dass sich die Weine der Genossenschaft nicht vor der Konkurrenz verstecken müssen; auch 2024 wurden sie wieder vielfach ausgezeichnet. Bei der Landesweinprämierung erzielte sie insgesamt zwölf Goldmedaillen und sieben Silbermedaillen. Auch bei den Piwi-Weinen - das sind die pilzwiderstandsfähigen Rebsorten - gewann man zweimal Großes Gold und zweimal Gold. Zusätzlich bewertete die Austrian Wine Challenge Vienna, einer der größten offiziell anerkannten Weinwettbewerbe der Welt, das Sortiment der Winzergenossenschaft mit fünf Goldmedaillen und sieben Silbermedaillen. Die Bergsträßer Winzer eG wird deshalb als 4-Sterne-Betrieb kategorisiert.
Auch mit der Qualität des Jahrgangs 2024 und der Erntemenge von 2,238 Millionen Kilo ist die Genossenschaft zufrieden. Die Qualität des neuen Jahrgangs sei „sehr überzeugend“; die ersten Weine sind bereits im Verkauf.
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