Pfingstwochenende

Zum Weinfest zeigt sich Zwingenberg von seiner schönsten Seite

Bürgermeister Sebastian Clever eröffnete am Freitag das viertägige Fest auf dem historischen Marktplatz, dass trotz wechselhaften Wetters Besucher aus nah und fern anzog

Von 
Niklas Wagner
Lesedauer: 
Das Zwingenberger Weinfest am Pfingstwochenende zog trotz der Wetterkapriolen wieder zahlreiche Besucher an. Am Samstag sorgte die Band Sam's Living Room für die musikalische Unerhaltung. © Thomas Zelinger

Das Wichtigste in Kürze

Trotz der Wetterkapriolen am Pfingstwochenende war das Zwingenberger Weinfest wieder ein Besuchermagnet. Am historischen Marktplatz drängten sich besonders in den Abendstunden die Gäste, um bei einem Glas Bergsträßer Wein das Programm zu genießen.

Bensheim. Das Frühjahr 2025 war eines der trockensten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Das vermeldete der Deutsche Wetterdienst Ende Mai. Im Landesmittel fielen in Hessen gerade einmal 93 Millimeter Regen. Die Hoffnung auf ein sonnig-warmes Zwingenberger Weinfest am Pfingstwochenende dürfte bei den Veranstaltern dementsprechend groß gewesen sein. Und auch wenn das Wetter nicht an das des vorvergangenen Wochenendes anknüpfen konnte, so bekamen die Besucher des diesjährigen Weinfestes dennoch die schönste Seite des ältesten Bergstraßenstädtchens zu sehen.

Das über die Zwingenberger Stadtgrenzen beliebte Fest, das in diesem Jahr der neue Bürgermeister Sebastian Clever eröffnete, stellte einmal mehr unter Beweis, dass es im Leben manchmal nicht viel mehr braucht als ein gutes Glas Bergsträßer Wein, um dem Alltag zumindest für ein paar Stunden zu entfliehen.

Wie bereits am Freitag setzt sich die Sonne am Samstag erst am späten Nachmittag allmählich gegen die Wolken durch. Wer schon etwas früher dran war, der hatte das Glück, entweder einen der Plätze in der Nähe der Weinstände oder an der Bühne zu ergattern. Wie im vergangenen Jahr übernahm um 19.30 Uhr die Band „Sam’s Living Room“ das Regiment. Gewohnt abwechslungsreich präsentierte die Gruppe um Frontmann Sven Sander ihr musikalisches Repertoire. Ein besonderer Moment war das Flöten-Solo, das Sander auf einer indischen Flöte zum Besten gab.

Ausschließlich Bioweine, darunter auch Naturweine, ausgeschenkt

An den Weinständen herrschte reger Betrieb. Auf den enormen Andrang sind die Stände von Simon-Bürkle und Sebastian Kühnert besonders gerüstet. Zahlreiche Helferinnen und Helfern sind beim Ausschank und der Essensausgabe tätig. Der Geruch von frischen Flammkuchen aus dem Ofen steigt rund um den Stand des Zwingenberger Weingutes deutlich in die Nase. Die französische Spezialität ist besonders beliebt, was an der langen Schlange zu erkennen ist. Am Stand von Sebastian Kühnert gibt es Antipasti-Bowls und Kartoffeln mit grüner Soße. „Die laufen besser als erwartet“, sagt der Winzer aus Alsbach. Der Bratwurststand der Metzgerei Kalb und zwei Foodtrucks des Caterers Herrmann runden das kulinarische Angebot ab. Der Spargelzeit entsprechend, gibt es sogar einen Spargel-Burger, bei dem das deutsche Edelgemüse als Topping des Burger-Pattys eingesetzt wird.

Das Weingut Feligreno ergänzt das Angebot an klassischen Bergsträßer Weinen in diesem Jahr um eine spannende Komponente. Es werden ausschließlich Bioweine, darunter auch Naturweine, ausgeschenkt. Hier sticht besonders der „Rote Riesling Orange“ ins Auge, ein Wein der zu 6 Prozent unter Maischegärung hergestellt wird. Dabei wird der Most nicht unmittelbar von den anderen festen Bestandteilen getrennt, sondern gemeinsam mit diesen vergoren. Das Ergebnis ist ein Wein, der optisch an einen Orangenwein erinnert, geschmacklich allerdings überraschenderweise einem Apfelwein ähnelt. „Das ist wegen des Mosts“, erläutert Jannik Jährling von Feligreno. „Naturweine schwanken in ihrem Aroma. Diese Weine haben Ecken und Kanten“, so der junge Winzer.

Klassische Festweine und der Aperol-Spritz-Tower

Feligreno bewirtschaftet seine Flächen ausschließlich biologisch. Das heißt, dass keine industriellen Dünger eingesetzt werden. Stattdessen bewirtschaften er und sein Team die Weinberge mit einer eigenen Schafherde. Es sei wichtig, „den Weinberg für sich sprechen zu lassen“, betont Jährling. Mit Hinblick auf die immer extremer werdenden Wetterlagen gehe es darum, „widerstandsfähigere Rebsorten anzulegen“. Zu wenig Niederschlag bedeutet Trockenstress für die Reben. Dennoch ist die hohe Trockenheit nicht gleichbedeutend mit einer schlechten Ernte. „Die Trockenheit hat den Weinbergen bis jetzt noch nicht geschadet“, sagt Kühnert „Zu viel Regen ist für die Rebblüte nicht gut“. Außerdem steigt durch zu viel Niederschlag die Wahrscheinlichkeit für Pilzbefall.

Kühnert bietet wie Faber eher die klassischen Bergsträßer Weine an. „Das sind klassische Festweine“, erläutert der Winzer aus Alsbach. „Wein ist ein atmosphärisches Getränk, das zur Gelegenheit passen muss.“ Für die Atmosphäre gibt es an seinem Stand noch eine andere Besonderheit: Den Aperol-Spritz-Tower, ein etwa ein Meter hohe, zylinderförmige Glaskonstruktion, die mit dem Aperitiv gefüllt ist. „Das ist eine Idee meiner Frau“, sagt Kühnert. Eine gute Idee, wie sich herausstellt: Auf vielen Tischen leistet der Aperol-Turm der Weinflasche gute Gesellschaft.

Auch regionale Biere vom Fass und "Bier to go"

Mittlerweile ist der Marktplatz mehr als gut gefüllt, Jung und Alt sitzen dicht an dicht zusammen. Auch viele Kinder sind rund um den Marktbrunnen unterwegs. Für die ganz Kleinen gibt es von Sonntag an im südlichen Stadtpark einen eigenen Bereich. Mehrere Hüpfburgen sind hier aufgestellt, Zuckerwatte und Glitzer-Tatoos runden das Angebot ab. die Eltern können derweil auf Liegestühlen ihre Energie wieder aufladen.

Zurück zum Samstagabend: Je weiter er voranschreitet, desto schwerer gelingt es, zu den Ständen vorzudringen und sich durch die feiernden Menschen hindurchzuschlängeln. Die Wahrscheinlichkeit hier ein bekanntes Gesicht zu treffen, nimmt stark zu. Viele Besucher sind aus anderen Städten und Gemeinden der Umgebung angereist. Ein Mann aus Seeheim nimmt einen Schluck von seinem Bier. Ihm bekomme der Wein nicht so. Gut, dass das Mitte April eröffnete Café Monopati regionale Biere vom Fass anbietet. Bei „Via Appia“ gab es neben „Bier to go“ auch Pizza oder Pasta zum Mitnehmen.

Bis auf ein wenig Nieselregen, blieb es beim Weinfest trocken

Beim Stand von Jan Faber geht es derweil sportlich zu. Faber spielt Handball bei der HSG Bensheim/Auerbach. Zudem sponsert er die Damen des TuS Zwingenberg, die in dieser Saison den Aufstieg in die Regionalliga geschafft haben. Als Dank für das Sponsoring übernehmen sie die erste Schicht am Ausschank, wie eine Spielerin sagt. Später übernimmt dann die erste Herrenmannschaft der HSG Bensheim/Auerbach. Der Grauburgunder, den Faber verkauft, hat den Gefallen eines Ehepaares gefunden. Der Selbsttest zeigt: Der Wein entfaltet auf der Zunge eine angenehme Säure, typisch für Bergsträßer Weine. Vor der Bühne stehen mittlerweile die meisten Besucher und tanzen zur Musik. Um den Brunnen herrscht hingegen etwas mehr Bewegungsfreiheit. Hier feiern Teile der dritten Mannschaft des FC Alsbach ihren Saisonabschluss.

Der Abend neigt sich dem Ende entgegen, bis auf einen klitzekleinen Nieselregen ist es trocken geblieben. Die Nacht bricht herein, die Bänke werden allmählich wieder frei. Die Helfer an den Ständen beginnen sich bereits auf den nächsten Tag vorzubereiten. Gegen Mitternacht taucht der Schein der Laternen die Fachwerkhäuser in eine besondere Kulisse. Viele Besucher treten den Heimweg an. Sie haben Zwingenberg für einen Abend von seiner schönsten Seite gesehen.

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger