Trauer

„Belebte Friedhöfe“ sollen Einsamkeit entgegenwirken

An sechs Friedhöfen im Kreis Bergstraße sollen Hilfsangebote, Begegnungsmöglichkeiten und gemeinsame Trauer gefördert werden. Start des Projekts ist Anfang Juli.

Von 
Tara Seipp
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Die teilnehmenden Partner des Projektes „Belebte Friedhöfe“. © Thomas Neu

Bergstraße. Vielen Menschen fällt es schwer, sich mit dem Tod auseinanderzusetzen – in der Gesellschaft gilt es oft noch als ein Tabuthema. Dem soll nun durch das Konzept „Belebte Friedhöfe – Orte der Begegnung“ entgegengewirkt werden. Das eigene Zuhause sei oft durch Einsamkeit geprägt, etwa durch den Verlust eines geliebten Menschen, den fehlenden sozialen Kontakten und Familienangehörigen, die sich nicht in unmittelbarer Nähe befinden würden.

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Für viele sei deshalb die Suche nach einem neuen Ort, der Trauer, aber auch Gesellschaft miteinander verbindet, von großer Bedeutung. „Über den Tod tauscht man sich wenig aus und es gibt kaum Beratungsangebote an Friedhöfen“, betont Christina Adler-Schäfer, Psychosoziale Fachkraft auf dem Land (kurz „PauLa“). Die Trauerbegleiterinnen des Hospizvereins seien ebenfalls nach einer Beteiligung am Projekt angefragt worden. Dabei beziehen sie vor allem auch Ehrenamtliche mit ein. „Leider erleben wir auch viele trauernde Familien und ich denke, es ist wichtig, dass ein Netzwerk geschaffen wird, das zwischen Trauernden vermitteln kann“, erläutert Anja Gondolph vom Hospizverein.

Trauer meist einsam und anonym

Den Projektpartnern fiel besonders stark auf, dass Trauer an Gräbern meist allein und anonym stattfindet. Diese Einsamkeit gelte es zu nehmen. Es sollen Hilfsangebote vor Ort vermittelt werden, aber nicht im Sinne einer Trauerbegleitung. „Wir wollen keine Unruhe auf Friedhöfe bringen, sondern ein ergänzendes Angebot mit Mehrwert schaffen“, brachte sich Kreisbeigeordneter Matthias Schimpf ein.

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Besonders durch die Corona-Pandemie sei Einsamkeit bei Hinterbliebenen häufiger geworden, daher müsse diese „Nische abgedeckt werden, wie sie es bisher nicht wurde“. Das Projekt entwickle sich mit der Beteiligung und Resonanz der Betroffenen vor Ort. Die Kommunen sammelten Impulse und Vorschläge bezüglich der Umsetzung – unter anderem ein transportables „Klappcafé“, das zu einem Austausch einladen soll, das Aufstellen von Sitzgruppen, die gemütliche Runden, Lesungen oder Erzählungen zulassen, Nachmittage unter freiem Himmel oder ein Stehtisch, der mit dem Wort „Friedhofsberatung“ zu einem Austausch mit Experten einlädt.

„Die Friedhofsberatung setzt auf die Neugier der Menschen, die auf uns zukommen, Fragen stellen oder Wünsche äußern, aber wir können die Menschen auch weiterleiten an geeignete Anlaufstellen“, unterstrich Alexandra Löchelt von der Fachstelle „Leben im Alter“.

Bedarfserhebung an sechs Orten

Am 6. Juli würden Sondierungsgespräche an den Friedhöfen in Reichenbach, Schwanheim, Fehlheim und Fürth, jeweils von 9 bis 11 Uhr angeboten werden, am 13. Juli in Groß-Rohrheim und Wald-Michelbach jeweils zu denselben Zeiten. In Reichenbach sei auch Bürgermeister Andreas Heun vor Ort.

Anschließend beobachte man, wie das Konzept angenommen werde und wo Bedarf bestehe. Auch die Friedhofsträger der jeweiligen Kommunen seien in das Projekt eingebunden, das durch die Mithilfe von Freiwilligen, die positive Resonanz von Betroffenen und der Mitwirkung zusätzlicher Kommunen wachse.

„Es ist im Großen und Ganzen ein niederschwelliges und empathisches Angebot an einem sehr intimen Ort, das mit den Betroffenen vor Ort steht und fällt“, fand Schimpf abschließende Worte. Die eingebundenen Partner seien ergebnisoffen und bereit, im Zuge der Entwicklung, Anregungen anzunehmen.

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