Weinheim. Wenn Benjamin Höfle vom Schutzwald Rave spricht, dann merkt man ihm schnell an: Das ist weit mehr als ein Event, das er und seine Mitstreiter veranstalten, es ist eine Herzensangelegenheit. Ein Mix aus Spaß für die ganze Familie, für eingeschworene Rave-Fans und gleichzeitig ein Charity-Event mit Botschaft, getragen von vielen Ehrenamtlichen und Unterstützern. Am Samstag, 19. Juli, wummern wieder die Bässe auf der Juhöhe. Aufgelegt werden House, TechHouse und Techno.
Los geht es bereits um 14 Uhr auf dem Gelände des Haus Höfle. Den Anfang machen MinJas DJane und NSG B2B. Im weiteren Verlauf des Tages legen auf: flixx und String X, DJane Simoné, Luis Krüger, Franksen, Smooth B, Ziel 100 und schließlich zum Abschluss von 23.30 Uhr bis 1 Uhr die Schönagel Bros. Während die meisten DJs alte Bekannte auf dem Schutzwald Rave sind, sind Franksen und die Schönagel Bros zum ersten Mal dabei.
Für alle Altersklassen
Das Besondere: Der Schutzwald Rave spricht bewusst alle Altersklassen an. Diesmal gibt es tagsüber zahlreiche Angebote für Kinder: Hüpfburgen, Kinderschminken, der NABU bietet ein Spiel rund um den Igel und andere Waldbewohner an, die bhb zeigt, wie aus Holz Dekoratives hergestellt wird, und vieles mehr. Übrigens: Kinder und Jugendliche bis 16 Jahren in Begleitung der Eltern müssen keinen Eintritt bezahlen. Es wird empfohlen, für den Nachwuchs Gehörschutz mitzubringen. Auf dem Areal wartet auf die Gäste eine Chill-Area mit Strandliegen, Bierpong, Hüpfburgen, Games und einem Eiswagen, wie die Veranstalter verraten.
Der Rave auf der Juhöhe wächst und wächst
Der Nachmittag beginnt musikalisch etwas gediegener, zwischen 17 und 19 Uhr steigt ein Fesselballon mit DJ an Bord auf und markiert den Übergang vom Familien-Event zum Rave in die Nacht hinein. „Das ist dann definitiv kein Kinderprogramm mehr“, erklärt Höfle und spricht von 124 bis 132 bpm.
Ganz großen Wert legt er darauf, dass Getränke und Speisen von lokalen Anbietern kommen. So will man auf weite Transportwege verzichten und den ökologischen Fußabdruck möglichst klein halten. Bei rund 800 Gästen kamen bei der jüngsten Auflage Mal gerade einmal fünf Restmüllsäcke zusammen, alles andere wurde dem Recycling oder der Kompostierung zugefügt.
Höfle schwärmt von den vielen Unterstützern. Auch vom Mörlenbacher Rathaus erfährt er viel Support: „Die Gemeinde Mörlenbach denkt in Lösungen, nicht in Problemen“, lobt er. Ganz besonders erwähnt Höfle die vielen ehrenamtlichen Helfer.
Geboren aus Bürgerengagement
Ins Leben gerufen wurde der Schutzwald Rave im Jahr 2020 – die Corona-Pandemie grassierte, die Kulturszene lag am Boden. Und dann war da noch ein Thema, das insbesondere die Anwohner der Juhöhe beschäftigte: Die geplante Erweiterung des Steinbruchs der Firma Röhrig Granit, die mit der Rodung von Schutzwald auf der Juhöhe einhergehen sollte. Protest firmierte sich. Doch beim Schutzwald Rave ging und geht es um mehr, als nur um den Wald vor der eigenen Haustür. Es geht um den Wald, der leidet – nicht nur unter Abholzung, sondern auch unter dem Klimawandel.
Die Genehmigung für die Vergrößerung des Steinbruchs der Firma Röhrig Granit ist mittlerweile erfolgt. Die Bürgerinitiative Schutzwald erzielte mit ihrem Protest einen Teilerfolg: Das Regierungspräsidium (RP) Darmstadt stimmte zwar zu, reduzierte aber die geplante Fläche von 6,4 Hektar um rund 0,5 Hektar. Davon sind 4.220 Quadratmeter Wald, die nun nicht gerodet werden dürfen. Bereits 2022 wurde das gesamte dahinter liegende Gebiet auf der Juhöhe – rund 40 Hektar Waldfläche – als Bannwald ausgewiesen, damit war eine ökologische Erweiterungsgrenze des Steinbruchs geschaffen worden. Die Bürgerinitiative hat diese Woche erklärt, dass sie mit der gefundenen Lösung einverstanden sei.
Längst emanzipiert
Ist damit der Schutzwall Rave nicht überflüssig geworden? „Nur weil die Veranstaltung aus der Situation heraus gegründet wurde, ist sie nicht überflüssig geworden“, so Höfle im Gespräch mit dieser Zeitung und erklärt auch gleich warum. 2022 hat man einen gemeinnützigen Verein gegründet, den SchuWaRa e.V., der mittlerweile fast 40 Mitglieder hat. Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, Musik, Kultur, Umweltschutz und Soziales miteinander zu verbinden. Die Erlöse gehen zu gleichen Teilen an soziale und Umweltprojekte – mittlerweile sind das über 10.000 Euro. Nutznießer waren in der Vergangenheit beispielsweise die Behindertenhilfe Bergstraße (bhb), die Tafel, die Ukraine-Hilfe oder der NABU. „Das alles hat also einen viel größeren Hintergrund, als sich nur an einem Unternehmen abzuarbeiten“, unterstreicht Höfle, der Vorsitzender des Vereins ist. Man verberge die Wurzeln nicht, habe sich aber längst emanzipiert. „Wir tun sozial und ökologisch etwas für ganz Südhessen. Das sind wir, und dafür stehen wir.“
Einlass auf das Gelände ist bereits um 13.30 Uhr. Wer mit dem Pkw anreist, findet direkt am Haus Höfle 80 Parkplätze vor, weitere 200 Parkmöglichkeiten gibt es im Dorf. Auch mit der Buslinie 683 kann man anreisen, die zwischen Heppenheim und Wald-Michelbach verkehrt. Der ÖPNV stellt den Transport allerdings um 22 Uhr ein. Doch ab 22.30 Uhr gibt es bis Veranstaltungsende im 30-Minuten-Rhythmus einen Shuttle zwischen dem Heppenheimer Bahnhof sowie zum Bahnhof in Mörlenbach. Hierfür kann man vorab Tickets für 5 Euro buchen.
Eintrittskarten gibt es beim Schwanheimer Bauernhof Schweickert, der auch das Catering übernimmt, beim Kaffeestopp Birkenau und bei „IdeenReich!“, der bhb in Auerbach sowie online und an der Tageskasse.
Weitere Informationen unter www.schutzwaldrave.org
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