Quito/Bergstraße. Vom Unterricht in einer Spanisch-Klasse in Quito bis hin zur Avocado-Ernte – sieben Wochen habe ich in Ecuador verbracht und bin jetzt wieder zurück an der Bergstraße. Was ich dort alles erlebt habe? Und wie es dazu gekommen ist? Lest selbst.
Normalerweise gehe ich in die neunte Klasse des Goethe-Gymnasiums Bensheim. Da das „Goethe“ gute Kontakte zum „Colegio Aleman“, einer Schule in Quito pflegt, bietet das Bensheimer Gymnasium auch Schüleraustausche nach Ecuador an. Ich wurde auf dieses Angebot aufmerksam und habe mich bei den zuständigen Lehrern erkundigt. Da ich relativ gute Noten habe, stand dem Austausch nichts mehr im Wege. Und dann ging alles ganz schnell.
Schon ein paar Wochen später wurden meine Eltern und ich mit meiner Austauschfamilie in Kontakt gebracht. Wir haben uns auf sieben Wochen von Mitte Februar bis Ende März geeinigt. Und schon saß ich mit meinem Gepäck im Flieger in Richtung Ecuador, einem Land im Nord-Westen Südamerikas, welches vor allem für die Galapagos-Inseln bekannt ist.
Nach meinem zehn Stunden langen Flug wurde ich von der total netten Austauschfamilie, die aus den Eltern, dem gleichaltrigen Felipe und seinen zwei Brüdern besteht, empfangen. Ich hatte es mir in der Hauptstadt Quito auf über 2800 Metern etwas kälter vorgestellt, aber bei einer Durchschnittstemperatur von 16 bis 18 Grad kam es mir im Gegensatz zum kalten Deutschland wie Sommer vor.
60 Prozent der Menschen in Ecuador sind mehr oder weniger von Armut betroffen, weshalb die meisten Häuser eher einfach gehalten sind. Wer es sich leisten kann, wohnt zusammen mit anderen Familien in eingezäunten oder eingemauerten Bereichen, die oft von Sicherheitspersonal bewacht wird.
Gäste oder andere Leute, die diese Wohngemeinschaften betreten wollen, um zum Beispiel jemanden zu besuchen, müssen angemeldet sein oder telefonisch von dem jeweiligen Gastgeber bestätigt werden. In der Wohngemeinschaft meiner Austauschfamilie gab es neben unserem Haus noch zwei weitere große Häuser und mehrere Sportplätze.
Schnell Freunde gefunden
Um 7.30 Uhr morgens begann mein erster Schultag am „Colegio Aleman Quito“, der deutschen Schule in Quito. Die Privatschule bestand aus einem Kindergarten, einer Grundschule und der weiterführenden Schule, weshalb die Schule im Vergleich zu den Schulen in Bensheim sehr groß war. Da viele Schüler deutscher Herkunft sind, gab es in meiner Stufe drei deutsche Klassen, in denen mehr Fächer auf Deutsch unterrichtet werden und zwei spanische Klassen, in denen die meisten Fächer auf Spanisch unterrichtet werden.
Ich war in der spanischen Klasse und habe mich dort gut integriert und Freunde gefunden, mit denen ich auf Spanisch und sie auf Deutsch geredet haben, sodass wir voneinander lernen konnten.
An langen Schultagen bis 16.30 Uhr gab es Essen in der Mensa. An den anderen Tagen sind wir nach Schulschluss um 13.30 Uhr nach Hause gefahren und haben dort gegessen. Die Fahrt mit dem Auto betrug nur fünf Minuten.
Meine Freizeit verbrachte ich viel mit sportlichen Aktivitäten, wie Basketball spielen oder ich half auf dem Grundstück von Felipes Opa bei der Avocado-Ernte. Mit meiner Familie habe ich viele aufregende Ausflüge gemacht, unter anderem zu Wasserfällen, an die Küste und in indigene Dörfer.
Mein persönliches Highlight war aber der Karneval, der dort mit vielen Wasserschlachten und mit einem Schaum aus Sprühdosen auf der Straße gefeiert wird.
Insgesamt kann ich über den Austausch sagen, dass ich einzigartige Erfahrungen gesammelt habe. Nicht nur auf sprachlicher Ebene, sondern auch im fremden südamerikanischem Alltag und mit den Leuten, die alle sehr freundlich und hilfsbereit waren.
Der beste Weg, so ein vielfältiges Land kennenzulernen, ist, bei einer Familie den Alltag mitzubekommen. Was mir nicht so gut gefallen hat, ist, dass einige in Deutschland alltägliche Dinge, wie mit dem Fahrrad zur Schule fahren, wegen der hohen Kriminalität nicht möglich waren. Anton Leicht
URL dieses Artikels:
https://www.bergstraesser-anzeiger.de/region-bergstrasse_artikel,-bergstrasse-avocado-ernte-und-ein-karneval-mit-wasserschlachten-in-ecuador-_arid,2075609.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/bensheim.html