Coronavirus

Ab der kommenden Woche mehr Impfstoff für Impfaktionen an der Bergstraße

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Damit die große Nachfrage bei den Impf-Aktionen an der Bergstraße – wie hier beim DRK in Lorsch – künftig auch gedeckt werden kann, soll der Kreis ab der kommenden Woche mehr Impfstoff bekommen. © Thomas Neu

Bergstraße. Während der Bundestag in Berlin über Veränderungen des Infektionsschutzgesetzes beraten hat, hat der Kreis bei einer Pressekonferenz über die aktuelle Lage an der Bergstraße berichtet - und dabei erklärt, wieso die Impf-Aktionen zuletzt aufgrund von Impfstoff-Mangel vorzeitig abgebrochen werden mussten.

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Landrat Christian Engelhardt betonte, dass auch, wenn die Inzidenz gerade wieder überall thematisiert wird, die Werte zur Hospitalisierung und Belegung der Intensivstationen maßgebend für Regelungen sind. „Denn durch die steigende Impfquote ist die Auswirkung des Infektionsgeschehens auf das Gesundheitswesen anders, als das früher der Fall war. Die Inzidenz zeigt nicht, wie viele Betroffene schwer erkrankt sind.“ Und durch die Impfung gebe es weniger schwer an Corona Erkrankte.

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„Dass die Inzidenzen steigen, wenn es keinen Lockdown mehr gibt - das ist keine Überraschung, sondern eine abgesehene Entwicklung. Gestern lag die Hospitalisierungsinzidenz in Hessen bei etwa 4,5 und damit noch deutlich unter dem ersten Schwellenwert von 8. Der maßgebende Wert bei der Belegung der Intensivbetten liegt derzeit bei 230 und damit knapp über der ersten Grenze von 200“, so Engelhardt. Mit Blick auf eben diese Werte sei die Situation nicht so besorgniserregend, wie sie angesichts der hohen Inzidenzwerte scheint.

Gesundes Maß in der Adventszeit

Mit Blick auf die anstehenden Weihnachtsmärkte in der Region hoffe er, dass man auf Bundesebene einheitliche Regelungen finden wird. „Grundsätzlich geht Vieles, wenn keine zu großen Risiken daraus resultieren“, betont er. Eine Herausforderung sei jedoch, dass viele Standbetreiber unter den Rahmenbedingungen Angebote nicht aufrecht erhalten können. „Wichtig ist, dass keine Spirale des sorgenvollen Handels entsteht, sondern man ein gesundes Maß und die Mitte findet.“

Im Kreis wird inzwischen auch außerhalb der Arztpraxen wieder verstärkt durch drei mobile Teams geimpft. Zusätzlich sollen vier dezentrale Impfzentren entstehen - mutmaßlich eines im Weschnitztal, eins an der Bergstraße, eins in Viernheim und eines in weiteren Bereichen im Ried. Wo genau sei aber noch nicht klar. Der erneute Impf-Einsatz habe folgenden Hintergrund: Es gebe die klare Aussage der Ärzteschaft und deren Vertreter, dass Impfzentren nicht nötig und Impfen Sache der Ärzte sei. Daran habe die Kassenärztliche Vereinigung noch in der vergangenen Woche festgehalten. „Ich persönlich war zwar skeptisch, habe aber darauf vertraut, dass sie ihr Versprechen einlösen“, so Engelhardt. Doch dem sei nicht so, wie er von Bürgern erfahren habe. „Ich habe immer mehr Mails bekommen, dass Menschen monatelang vertröstet werden, um einen Impftermin beim Arzt zu bekommen. Deswegen werden wir und andere Landkreise da tätig, wo die Versprechen der Kassenärztlichen Vereinigung nicht eingelöst werden können.“

Booster-Impfung ist sehr gefragt

Doch das sei nicht überall nötig: In Lampertheim funktioniere das System, wie das Ärztenetzwerk Gala berichtet. „Das ist gut, so soll es sein, damit geboostert werden kann -ohne lange Wartezeiten. Deswegen wird es auch kein mobiles Impfangebot oder dezentrales Impfen in Lampertheim geben.“ Generell sei die Arbeitsbelastung in den Arztpraxen im Kreis allerdings hoch, auf die jetzt noch die meisten Boosterimpfungen Ende Dezember Anfang Januar zukommen. Auch in der kommenden Woche werde es wieder Impfangebote im Kreis geben, mit deutlich mehr Impfstoff. Alle Termine gibt es hier: https://bit.ly/3kNtnG8

Seit der Abschaffung der Impfzentren erhält der Kreis über Apotheken und den Großhandel Impfstoff, mit einem Bestellvorlauf von 14 Tagen. „Da wir ad hoc begonnen haben, haben wir uns bei Apotheken auch über den Landkreis hinaus kurzfristig Impfstoff beschafft“, so Engelhardt. Dennoch sei bei den Impfterminen schnell kein Impfstoff mehr da gewesen. „Ab der kommenden Woche werden wir ganz ordentlich beliefert.“ Allerdings sei der Impfstoff nicht tiefgekühlt, sondern normal gekühlt und somit nicht so lange haltbar, als dass man - wie zu Zeiten des Impfzentrums - Vorräte anlegen könnte.

„In den vergangenen drei Wochen hat es bei den Infizierten einen ungebremsten Anstieg mit zunehmender Beschleunigung gegeben“, berichtet die Gesundheitsdezernentin Diana Stolz über die Lage im Kreis. „Die Inzidenz liegt heute nach den Werten des Robert Koch Instituts bei 298.“ In den vergangenen beiden Wochen seien rund 20 Prozent der positiv Gemeldeten als geimpft registriert gewesen. „Ja, es infizieren sich auch geimpfte Personen, aber die Verläufe sind in der Regel deutlich milder, teilweise merken es die Betroffenen gar nicht“, betont sie. Derzeit gebe es 27 Personen im Kreis die aufgrund einer Corona-Infektion stationär behandelt werden. Zehn davon intensivmedizinisch, davon sei eine geimpft. Der Altersdurchschnitt der Stationären liege derzeit bei 62 Jahren.

Alle Altersgruppen sind betroffen

Seit dem vergangenen Freitag habe es einen Todesfall gegeben: Eine 94-jährige Person ohne Impfung. Der Altersdurchschnitt aller Infizierten liege derzeit bei 36 Jahren. Alle Altersgruppen seien aktuell betroffen. Bei den 80-Jährigen liege die Inzidenz unter 100, bei allen anderen darüber. „In der Altersgruppe der Null bis 15-Jährigen liegt sie momentan bei über 500.“ Infizierte gebe es in allen Kommunen. Die Nachfrage nach den jetzt wieder kostenfreien Schnelltests steige moderat.

Seit Freitag gebe es an 17 Kitas neue Fälle, insgesamt 24. An 39 Schulen gebe es 96 Fälle - zwischen einem und sieben pro Einrichtung. Außerdem seien drei Pflegeeinrichtungen mit jeweils einer Person betroffen. „In einem Pflegeheim liegen aber mehrere positive Antigentests vor. Jetzt muss man abwarten ob die PCR-Tests das Ergebnis bestätigen“, so Stolz. In der zentralen Bußgeldstelle des Kreises seien aktuell 1885 Verstöße gemeldet, wie der Kreisbeigeordnete Karsten Krug berichtet. In Gemeinschaftsunterkünften gebe es derzeit neun Indexfälle an zwei betroffenen Einrichtungen.

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