Kommunalpolitik - Die Stadtverordnetenversammlung hat einen Prüfantrag der CDU mit großer Mehrheit gebilligt, aber auch an eine Bedingung geknüpft: Erst müssen Ehrenamtliche ihr Engagement zusichern

Zwingenberger Christdemokraten geben beim Bürgerbus Gas

Von 
Michael Ränker
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Die Landesstiftung „Miteinander in Hessen“ fördert die Anschaffung von Bürgerbussen – die CDU-Fraktion würde gerne dem Beispiel der Gemeinde Fischbachtal folgen und so ein Vehikel für Zwingenberg ins Rollen bringen. © „Miteinander in Hessen“

Zwingenberg. Die Stadt Zwingenberg soll dem Beispiel der Gemeinde Fischbachtal folgen, die im nunmehr dritten Jahr gute Erfahrungen mit dem sogenannten Bürgerbus macht. Ein entsprechender Prüfantrag der Christdemokraten wurde in der Stadtverordnetenversammlung nahezu einstimmig angenommen, allerdings an eine Bedingung geknüpft:

Zunächst müssen Ehrenamtlichen gefunden werden, die ihre Bereitschaft erklären, sich für den Betrieb eines Bürgerbusses in der Kernstadt und dem einzigen Stadtteil Rodau zu engagieren. Denn das hatte die Vorstellung des Fischbachtaler Projekts kurz zuvor bei einer Sitzung des Rodauer Ortsbeirats deutlich gemacht: Ohne den unentgeltlichen Einsatz von Bürgern ist so ein Projekt nicht zu stemmen.

Den fahrbaren Untersatz zu besorgen, das ist der zweite Schritt

Mit ihrer Idee, nach Fischbachtaler Vorbild auch in Zwingenberg einen sogenannten Bürgerbus zu betreiben, ist die Zwingenberger CDU auf durchweg positive Resonanz bei ihren politischen Mitbewerbern gestoßen – allerdings stellten die Befürworter aus den Reihen von FDP, GUD und SPD auch klar: Zunächst müssen Ehrenamtliche gefunden werden, die sich verbindlich engagieren wollen.

„Der Bürgerbus ist kein Selbstläufer“, wies SPD-Fraktionsvorsitzende Regina Nethe-Jaenchen darauf hin, dass es „eine Gruppe Ehrenamtliche und Kontinuität braucht“, wenn so ein Bürgerbus – zumal möglichst kostenlos für die Stadt – ins Rollen kommen soll.

Dem pflichtete auch FDP-Fraktionschef Wolfgang Dams bei: „Es ist ein hohes ehrenamtliches Engagement nötig“, forderte der Freidemokrat dazu auf, eine Projektgruppe zu installieren.

GUD-Fraktionschef Ulrich Kühnhold warnte davor, „das Pferd von hinten aufzuzäumen“: Zunächst müsse sich ein Kreis von Ehrenamtlichen zusammenfinden – „den Bus zu besorgen, das ist dann der zweite Schritt“. Diese „Hürde“ zu nehmen, das könne im Rahmen von Cittaslow geschehen.

Dem allgemeinen Tenor, zunächst Ehrenamtliche zu finden und ein Konzept zu entwickeln, konnte sich auch Antragsteller Christoph Neumeister uneingeschränkt anschließen. Der CDU-Fraktionschef:

„Das ist ja auch der Kern unseres Antrags, wir wollten damit nur die Initialzündung geben.“ Ohnehin sei eine Landesförderung zur Anschaffung des Bürgerbusses nur zu bekommen, „wenn auch das Konzept passt“. mik

Bekanntermaßen setzt sich der Ortsbeirat Rodau seit Jahren für eine bessere – über die vorhandene Linientaxi-Verbindung hinausgehende – ÖPNV-Anbindung des Stadtteils an Zwingenberg beziehungsweise Orte in der Umgebung ein. So zum Beispiel an das Mittelzentrum Bensheim, die Straßenbahnhaltestelle Hinkelstein in Alsbach oder auch das Fachmarktzentrum In der Pfarrtanne.

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Auf der Suche nach Möglichkeiten, wie so eine bessere Anbindung erreicht werden könnte, hatte man sich an den Fischbachtaler Bürgermeister Philipp Thoma (ursprünglich Kommunalpolitiker in Bensheim und seit Oktober 2017 Bürgermeister in der Odenwaldgemeinde) gewendet. Er war in Begleitung von zwei Bürgerbus-Ehrenamtlichen – dem Ehepaar Ingrid und Bernd Dörwald – nach Rodau gekommen, um über das Projekt zu informieren.

Im Jahr 2020 steuerte der Bürgerbus, der nicht in Konkurrenz zum Öffentlichen Personen-Nahverkehr treten soll, bei 300 Fahrten überwiegend Arztpraxen und Ladengeschäfte an. Neben diesen Touren an den Werktagen sind die Ehrenamtlichen auch am Wochenende mit dem gesponsorten Kleinbus unterwegs, um Besuche von Gottesdiensten oder Kulturveranstaltungen zu ermöglichen. Bei allen Touren werden die Fahrgäste von Chauffeuren wie Bernd Dörwald vor ihrer Haustür abgeholt und wieder dorthin zurückgebracht, nachdem sie sich zuvor bei Ingrid Dörwald telefonisch angemeldet haben. Tickets dürfen nicht verkauft werden, aber eine Spende ins Bürgerbus-Sparschwein zu werfen, das ist den Beförderten erlaubt.

Philipp Thoma stellte bei der Bürgerbus-Präsentation in Rodau unmissverständlich fest: „Sie benötigen für das Projekt Ehrenamtliche, die sich sozusagen mit Leib und Seele engagieren – sonst können Sie das vergessen.“ Die Anschaffung eines Bürgerbusses sowie dessen Unterhalt – Steuer, Versicherung, Inspektionen und Treibstoff gehen zu Lasten der Gemeinde – seien nicht das Problem, denn dank Landesförderung, Sponsoren und Spenden sei das Projekt „auskömmlich“ finanziert. „Die Herausforderung ist es, Ehrenamtliche zu finden.“

Angeregt durch das Fischbachtaler Vorbild hatte die CDU-Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung dann ihren Prüfantrag gestellt, mit dem der Magistrat beauftragt wird, „die Möglichkeiten des Einsatzes eines Bürgerbusses mit dem Ziel zu untersuchen, einen solchen über ein entsprechendes Programm des Landes Hessen zu beschaffen“. Der dafür erforderliche Förderantrag soll nun vorbereitet und zusammen mit einem Betriebskonzept der Stadtverordnetenversammlung zur endgültigen Beschlussfassung vorgelegt werden.

In Zwingenberg sei das Thema Bürgerbus „akut“ geworden, so CDU-Fraktionsvorsitzender Christoph Neumeister, „als der Bus der Katholischen Pfarrei Mariae Himmelfahrt, der ähnlich wie ein Bürgerbus auch für Aktivitäten wie den Zwingenberger Mittagstisch eingesetzt wurde, seinen Geist aufgegeben hat“. Angesichts der bisherigen Nutzungen des kircheneigenen Busses und vor dem Hintergrund des Fischbachtaler Projekts könnte sich die CDU weitere Einsatzmöglichkeiten vorstellen: „Zum Beispiel einen Fahrdienst zum Zwingenberger Abendmarkt, zwischen Rodau und der Kernstadt oder als Shuttleverkehr an Veranstaltungstagen wie den Kerwen in Zwingenberg und Rodau, dem Weinfest oder dem Weihnachtsmarkt.“

Weil in der Gemeinde Fischbachtal das Bürgerbus-Konzept durch eine Projektgruppe erarbeitet und umgesetzt worden sei, schlug Christoph Neumeister vor, eine solche Projektgruppe „beispielsweise im Kontext der Cittaslow-Kommission anzusiedeln“.

Als mögliche ehrenamtliche Partner seien beispielsweise Vereine wie der Zwingenberger Mittagstisch oder der Verschönerungsverein Rodau, aber auch die beiden Kirchengemeinden oder die „Rorrer Babbelstubb“ als Dachorganisation der Rodauer Vereine geeignet. Auch der Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) habe eine mögliche Unterstützung des Bürgerbus-Projekts in Aussicht gestellt.

Ein Anfang, was die Einbindung des Themas Bürgerbus in den Cittaslow-Prozess angeht, könnte am nächsten Dienstag, 23. November, gemacht werden. Dann trifft sich der Arbeitskreis ab 19 Uhr im Diefenbachsaal des „Bunten Löwen“ (Löwenplatz 6) in Zwingenberg.

Freier Autor

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