Einhausen. Angesichts der klaren Niederlage bei der Bundestagswahl und der anstehenden Wechsel an der Parteispitze im Bund grummelt es an der CDU-Basis gewaltig. Das wurde bei der Jahreshauptversammlung der Christdemokraten in Einhausen deutlich. In ungewöhnlich deutlichen Worten redete sich Ortsverbandsvorsitzender Matthias Utermann in einem ausdrücklich als persönliche Meinung gekennzeichneten Redebeitrag den Frust von der Seele. „Querelen und Streitereien haben die CDU bei der Bundestagswahl viele Stimmen gekostet und zu einem desaströsen Wahlergebnis geführt“, bilanzierte er. Viel schlimmer sei aber noch, dass es jetzt keinen Aufbruch gebe. Vieles werde nur „verschlimmbessert“. „Die drei zur Wahl stehenden Kandidaten für den CDU-Vorsitz sind in meinen Augen kein Neuanfang“, äußerte sich Utermann zu anstehenden Mitgliederbefragung.
„Wir sind uncool“
Der örtliche Fraktionsvorsitzende Kristof Glanzner wollte in seiner Rede eigentlich nicht auf die Bundespolitik eingehen, sieht aber dennoch ein „Imageproblem“ der Union bei jungen Wählern: „Wir sind uncool“. In Einhausen setze man deshalb jetzt verstärkt auf Präsenz in den Sozialen Medien.
Vorstandswahl
Satzungsgemäß in geheimer Wahl wurde bei der Jahreshauptversammlung der Vorstand des CDU-Ortsverbandes neu gewählt.
Alle Abstimmungsergebnisse der von der Landtagsabgeordneten Birgit Heitland durchgeführten Wahl waren einstimmig.
Vorsitzender bleibt Matthias Utermann, der jedoch ankündigte, dass es in absehbarer Zeit auch an dieser Position einen Generationswechsel geben müsse.
Neuer stellvertretender Vorsitzender ist Fraktionschef Kristof Glanzner, der das Amt von Erstem Beigeordneten Patrick Freudenberger übernimmt.
Finanzvorstand bleibt Heinz Dieter Freudenberger, Schriftführerin ist weiterhin Barbara Schumacher. Mitgliederbeauftragter ist erneut Yasar Sapmaz.
Als Beisitzer wurden gewählt: Christoph Schumacher, Markus Grebe, Patrick Freudenberger, Yvonne Spors, Winfried Knaup, Lothar Schuster und Uwe Stellmann.
Delegierte für den Kreisparteitag sind: Matthias Utermann, Barbara Schumacher, Kristof Glanzner, Patrick Freudenberger, Yvonne Spors, Markus Grebe, Yasar Sapmaz, Uwe Stellmann, Winfried Knaup, Lothar Schuster und Wolfgang Baur.
Die demnächst wahrscheinlich durch die geplante Neugliederung der Wahlkreise für Einhausen zuständige CDU-Landtagsabgeordnete Birgit Heitland konnte beim Thema Vergangenheitsbewältigung zumindest teilweise zustimmen: „Die Stimmung an der Basis wurde von den Delegierten nicht aufgegriffen Viele CDU-Mitglieder standen daher nicht hinter dem Kanzlerkandidaten.“ Beim Blick in die Zukunft zeigte sie sich hingegen zuversichtlicher. „Ich spreche mich erneut für Friedrich Merz aus“, verriet sie, wo sie bei der Mitgliederbefragung ihr Kreuzchen machen wird. Der Generationwechsel werde in dem von Merz vorgestellten Team deutlich, in dem viele jüngere Christdemokraten in der Partei Verantwortung übernehmen sollen. Nach Auffassung des CDU-Gemeindevertreters Uwe Stellmann ist den Christdemokraten in Einhausen gelungen, „was im Bund fehlt: ein Übergang der Generationen“.
In die Kommunalwahl im März war die Einhäuser CDU mit einem in weiten Teilen verjüngten Kandidatenteam gegangen. Ein Umbruch, der sich im Anschluss auch in der Zusammensetzung der Fraktion zeigte. „Wir haben sechs Neueinsteiger in der Gemeindevertretung“, betonte Kristof Glanzner, der auch selbst erstmals ins Ortsparlament gewählt wurde und sofort einstimmig zum Fraktionsvorsitzenden gewählt wurde. Da mit dem früheren Vorsitzenden der Gemeindevertretung Ingo Bettels und den bisherigen Gemeindevorstands-Mitgliedern bisherigen Christoph Schumacher (ehemals Erster Beigeordneter) und Lothar Schuster gleich drei langjährige Fraktionsmitglieder „in den Ruhestand“ gegangen seien, habe man die Positionen neu besetzen können. Der neu gewählte Vorsitzende Florian Schumacher und der neue Erste Beigeordnete Patrick Freudenberger hätten zwar in „große Fußstapfen“ treten müssen: „Aber sie genießen volles Vertrauen“, so Kristof Glanzner.
Über das Kommunalwahlergebnis vom März ist man bei der CDU selbstreden deutlich erfreuter als über die Bundestagswahl. Die Christdemokraten konnten ihre absolute Mehrheit im Ortsparlament von 16 auf 17 Fraktionsmitglieder ausbauen. Insgesamt besteht die Gemeindevertretung aus 31 Köpfen.
Das gute Abschneiden führt man bei den örtlichen Christdemokraten auf die Politik der vergangenen Jahre aber auch insbesondere auf die Auswahl der Kandidaten zurück. „Viele Einhäuser geben ihre Stimme einzelnen Personen“, bilanzierte Kristof Glanzner. Und da habe man eine gute Mischung gefunden mit vielen jungen und in Einhausen gut vernetzten Kandidaten.
Hoffen auf den Neujahrskaffee
Am 16. Januar will der CDU-Ortsverband zu seinem traditionellen Neujahrskaffee einladen. Außerdem will man 2022 eine Radtour organisieren. „Alles natürlich nur, wenn es die Pandemie zulässt“, betonte der wiedergewählte Vorsitzende Matthias Utermann. Im vergangenen Geschäftsjahr der Einhäuser Christdemokraten war das eher selten der Fall. „Man konnte keine Veranstaltungen planen“, sagte Utermann. Und auch der Bericht des Mitgliederbeauftragten Yasar Sapmaz fiel kurz aus: Wegen Corona lagen alle geplanten Aktivitäten auf Eis.
Selbst der Wahlkampf zu den beiden Urnengängen im März und September in diesem Jahr lief auf Sparflamme. Das ließ sich dem Kassenbericht von Heinz-Dieter Freudenberger entnehmen. Die veranschlagten 3000 Euro wurden nicht voll ausgeschöpft. „Grund dafür war, das wir keinen Straßenwahlkampf gemacht haben und daher auch keine Werbemittel brauchten“, erläuterte Matthias Utermann. kel
Ortsmittelpunktgestaltung, Jung-Giggel und Bahntrasse
Überaus zufrieden zeigte sich der im Frühjahr neu gewählte Einhäuser CDU-Fraktionsvorsitzende Kristof Glanzner mit den ersten acht Monaten der Legislaturperiode. „Schon bei der ersten Sitzung der neuen Fraktion wurden 45 politische Ansätze und Ideen entwickelt, die jetzt nach und nach in Anträgen münden sollen.“ Im Fokus des nächsten Jahres werden jedoch zunächst altbekannte Themen stehen. So beispielsweise die Ortsmittelpunktgestaltung rund um die Weschnitz mit neuem Steg, Weschnitzrast und Grünem Klassenzimmer, die Erweiterung des Feuerwehrgerätehauses, die Generalsanierung des Sport-, und Kulturzentrums Bürgerhaus und die Überarbeitung der Gefahrenabwehrverordnung.
Sehr positiv bewertete Kristof Glanzner die fraktionsübergreifende Zusammenarbeit junger Gemeindevertreter unter der Bezeichnung „Jung-Giggel“. Für die CDU gehört Michelle Glanzner dem Gremium an, das gerade zwei Workshops für Kinder und Jugendliche organisiert hat.
Matthias Utermann machte deutlich, dass die Einhäuser Christdemokraten bei der Bahn-Neubautrasse weiter auf die Konsenstrasse mit einem langem bergmännischem Tunnel bestehen werden. „Da fehlt uns eine klare Formulierung im Koalitionsvertrag von CDU und Grünen im Kreis“, so Utermann. kel
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