Politik

Zwingenberg: Photovoltaik auf historischen Biberschwänzen?

Im neuen Jahr werden die Zwingenberger Kommunalpolitiker der Frage nachgehen, ob und inwiefern sich die Installation von Photovoltaikanlagen und die denkmalgeschützte Fachwerkromantik miteinander vereinbaren lassen.

Von 
Michael Ränker
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Ein Blick von der oberen Altstadt (Auf dem Berg/Bergkirche) auf die Dächer der unteren Altstadt – im neuen Jahr werden die Zwingenberger Kommunalpolitiker der Frage nachgehen, ob und inwiefern sich die Installation von Photovoltaikanlagen und die denkmalgeschützte Fachwerkromantik miteinander vereinbaren lassen. © Thomas Zelinger

Zwingenberg. Mittelalterliche Fachwerkromantik mit tönernen Biberschwänzen als Dacheindeckung – passt da eine Photovoltaik- oder Solaranlage drauf? Technisch auf jeden Fall – aber ästhetisch? Und welche ansprechenderen Alternativen gibt es zu den klassischen, schwarzen Modulen, die aus Sonne Strom oder heißes Wasser erzeugen, um die bauliche Veränderung am Erscheinungsbild eines denkmalgeschützten Altstadt-Ensembles möglichst behutsam zu gestalten?

Ablehnung wird schwieriger

Mit diesen und anderen Fragen werden sich die Zwingenberger Kommunalpolitiker im neuen Jahr beschäftigen müssen, denn eine neue Richtlinie für Denkmalbehörden in Hessen stellt klar, „dass Solaranlagen auf oder an denkmalgeschützten Gebäuden in der Regel zu genehmigen sind“. Das hat das von Angela Dorn (Bündnis 90/Die Grünen) geführte Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst unlängst verlautbart: „Allenfalls bei einer erheblichen Beeinträchtigung eines Kulturdenkmals kommt eine Nichtgenehmigung in Frage.“

Die Gemeinschaft für Umweltschutz und Demokratie hat dieses nicht unumstrittene und durchaus knifflige Thema jetzt in einem Antrag aufgegriffen, der in der jüngsten Stadtverordnetenversammlung auch einstimmig gebilligt wurde: Darin wird der Magistrat darum gebeten, „bestehende Gestaltungssatzungen dahingehend zu prüfen, ob sie Einschränkungen für den Einsatz von Solaranlagen enthalten und Vorschläge zu unterbreiten, wie entsprechende Einschränkungen reduziert werden können“, so GUD-Sprecher Detlef Kannengießer.

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Beim Zwingenberger Rathauschef Holger Habich rannte die GUD mit ihrem Antrag die vielzitierten „offenen Türen“ ein, „denn der Magistrat ist gerade dabei, entsprechende Regelungen vorzubereiten“. Das „komplexe Thema“ erweise sich allerdings als „eine spannende und sportliche Aufgabe“, beschrieb der Bürgermeister den „Spagat“ zwischen dem Einsatz „zeitgemäßer Technik“ und den Aspekten des Denkmalschutzes.

Habich: „Wir sind halt hier nicht im flachen Rheinhessen, sondern in Zwingenberg – und da habe ich die sogenannte ,fünfte Perspektive‘, zu berücksichtigen.“ In der Tat: Wer durch Zwingenberg läuft, der muss nicht erst bis hinauf in die Weinberge marschieren, um den Blick auf das Fachwerkidyll von oben zu haben – bereits beim Gang durch die untere und obere Altstadt gibt es jede Menge Draufsichten.

Nicht mit Federstrich vernichten

Privatpersonen und die öffentliche Hand hätten in den vergangenen Jahrzehnten mit Unterstützung von zwei Dorferneuerungsprogrammen „das Ziel verfolgt, das mittelalterliche Gepräge zu erhalten“. Jetzt müsse man aufpassen, „dass wir das nicht mit einem Federstrich zunichtemachen“, so Habich.

SPD-Fraktionsvorsitzende Regina Nethe-Jaenchen wies in ihrer Stellungnahme zum GUD-Antrag ebenfalls auf die „ortsbildtypischen Sichtachsen“ hin, die es in der Zwingenberger Altstadt zu berücksichtigen gelte, und stellte einen Ergänzungsantrag: Der Magistrat möge in seiner Prüfung auch die Installation von Photovoltaikanlagen aus Solarziegeln und deren mögliche Förderung einschließen. Mit ihrem Wunsch konnten die Sozialdemokraten sich in der anschließenden Abstimmung allerdings nicht durchsetzen.

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Die CDU-Fraktion befand den GUD-Antrag „eigentlich für unnötig“, weil Entscheidungen über Fragen des Denkmalschutzes „nicht in der Kompetenz der Stadt liegen“, so CDU-Fraktionschef Christoph Neumeister. Überdies bearbeite der Magistrat nach Aussage von Rathauschef Habich das Thema ja bereits. „Trotzdem macht es Sinn, die örtlichen Gestaltungssatzungen mal anzuschauen“, signalisierte Neumeister trotz der genannten Bedenken die Zustimmung der Union: „Der GUD-Antrag ist ja nicht schädlich.“

Kreative Lösungen gesucht

„Gegen einen Prüfauftrag haben auch wir nichts einzuwenden“, sprach sich auch der FDP-Stadtverordnete Harald Pieler für eine Billigung des GUD-Antrags aus. Die Sacharbeit allerdings – so zum Beispiel die Erörterung des Themas Einsatz von Solarziegeln und deren Förderung – solle dann jedoch im Bau-, Planungs- und Umweltausschuss erfolgen. So sahen es auch Christoph Neumeister für die CDU und Christof Adlfinger-Pullmann für die GUD, der erläuterte: „Wir sollten uns jetzt nicht schon auf Photovoltaikziegel kaprizieren, denn es gibt noch weitere kreative Lösungen.“

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