Zwingenberg. Lorsch kann schon eine vorweisen, in Heppenheim soll eine entstehen, Einhausen hat bereits über eine nachgedacht – die Rede ist von einer Hundewiese, also einer umzäunten Fläche, auf der Frauchen und Herrchen ihren Vierbeinern Bewegung verschaffen können. Und das ganz ohne Leine. Auch in Zwingenberg ist die Schaffung einer Hundewiese ein Thema, allerdings besteht auch bei der Verwirklichung dieser Idee das Problem, das wir bereits von der Kita-Ansiedlung oder der Wertstoffhof-Umsiedlung kennen: Wohin damit?
Die Kommune mit der bekanntermaßen kleinsten Gemarkung im Landkreis Bergstraße hat auch mit Blick auf die Hundewiese ein Platzproblem – und die jüngste Idee für einen möglichen Standort, die Rathauschef Holger Habich in den Magistrat eingebracht hatte, stieß dort nicht gerade auf Begeisterung, wie der Bürgermeister nun in der Dezember-Sitzung der Stadtverordnetenversammlung berichtete:
Die Suche geht weiter
Eine Hundewiese auf einer südlich an den Zwingenberger Friedhof angrenzenden Wiese sei nach einem Ortstermin „aus mehreren Gründen“ vom Magistrat für „ungeeignet“ erachtet worden. Weil der Standortvorschlag nun bereits im Magistrat gescheitert ist, wird es dazu aus dem Rathaus auch keine Beschlussvorlage für die Stadtverordneten geben, stattdessen geht die Suche weiter.
Die Idee einer Hundewiese für Zwingenberg ist nicht neu. Bereits nach der Aufnahme des ältesten Bergstraßenstädtchens ins weltweite Netzwerk der „lebenswerten Städte“ wurde im Jahr 2018 bei einem ersten Brainstorming des Arbeitskreises Cittaslow als Idee unter anderem die Ausweisung einer Tummelfläche für „den besten Freund des Menschen“ genannt. Die CDU-Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung machte aus der Idee im Jahr 2019 dann einen Prüfantrag, der im höchsten Beschlussgremium der Kommune allerdings nur eine knappe Mehrheit fand.
Prüfantrag der CDU
Der Magistrat sollte seinerzeit prüfen, „unter welchen Voraussetzungen die Einrichtung einer Hunde(tobe)wiese ermöglicht werden kann“. Die „regelmäßige Gewährung freien Auslaufes“ war nach Auffassung der CDU „nachweislich Bestandteil der artgerechten Haltung der meisten Hunderassen“: „Junge, komplizierte oder noch nicht an städtisches Umfeld gewöhnte Hunde stellen ein hohes Risiko für Passanten, Straßenverkehr und sich selbst dar. Um dieses Risiko zu reduzieren, müssten Hundehalter häufig längere Wege zurücklegen, um verkehrsärmere, öffentliche Gebiete für den Auslauf zu erreichen.“ Dies wiederum stelle besonders für ältere Hundehalter zunehmend eine tägliche Herausforderung dar.
Der Lösungsansatz der Christdemokraten lautete daher: „Durch eine Hunde(tobe)wiese könnte in Zwingenberg ein Ort für den freien Auslauf festgelegt werden. Durch eine Umzäunung würden Verkehrsrisiken minimiert und Passanten geschützt.“ Hinzu komme, dass bei einer umzäunten Hundewiese die Tiere ein artgerechteres Verhalten an den Tag legen können: „Beispielsweise indem sie ohne Einschränkungen graben können, ohne landschaftlichen Schaden anzurichten.“
Die CDU ging auch davon aus, dass eine „Zentralisierung des Freilaufs“ der Vierbeiner dazu führen werde, die Verunreinigungen des Stadtgebiets durch Kot zu verringern. Auf der umzäunten Hundewiese sollten zur Beseitigung entsprechender Hinterlassenschaften Hundekotbeutel-Spender und Mülleimer installiert werden: Am Ende der Begründung ihren Antrags stellten die Christdemokraten seinerzeit fest: „Andere Städte und Gemeinden haben zudem von der kommunikativen und sozialen Wirkung einer Hundewiese als Treffpunkt profitiert.“ Außerdem wies man darauf hin, dass mit Blick auf die Leinenpflicht in Feld und Wald ein Freilauf der Hunde dort – zumal in der Brut- und Setzzeit - nicht möglich sei.
Bei den politischen Mitbewerbern stieß die Idee der CDU indessen auf ein geteiltes Echo. Sie wiesen unter anderem auf die gute Lage Zwingenbergs in direkter Nachbarschaft zu Feld und Wald hin, wo Gassi-Gänge erledigt werden könnten. Überdies wurde auf das Angebot des Vereins der Hundefreunde Zwingenberg, Alsbach und Umgebung hingewiesen, der auf dem Reutershügel einen Hundesportplatz unterhält. Als weiterer Aspekt, der gegen eine Hundewiese spreche, wurde genannt, dass eine umzäunte Hunde(tobe)wiese die bejagbare Fläche und damit den Freilauf von Wildtieren weiter einschränke. Nach der Prüfung des Themas durch die Verwaltung und den Magistrat wurde den Stadtverordneten seinerzeit mitgeteilt, „dass innerstädtisch kein geeignetes Grundstück vorhanden ist“. Stattdessen hielt man westlich der Platanenallee ein in kommunalem Besitz befindliches Streuobstgrundstück mit einer Fläche von 4410 Quadratmetern „für denkbar“. Für dessen Einfriedung veranschlagte man im städtischen Bauamt rund 25 000 Euro für 360 Meter Zaun und rund 2000 Euro für ein Eingangstor. Hinzu sollten 6000 Euro für ein Bauleitplanverfahren sowie 1000 Euro für ein naturschutzrechtliches Gutachten kommen.
Im Außenbereich kritisch
Bauleitplanverfahren und naturschutzrechtliches Gutachten wären erforderlich gewesen, weil sich nach Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde sowie mit der Abteilung Planungsrecht des Landratsamts herausgestellt hatte, „dass das geplante Vorhaben nicht über ein ,normales‘ Genehmigungsverfahren, sondern nur über ein Bauleitplanverfahren zu bewältigen wäre.“ Ohnehin wurde die Nutzung des – im sogenannten Außenbereich befindlichen – Grundstücks als Hunde(tobe)wiese „aus naturschutzfachlicher Sicht sehr kritisch gesehen“, weil dort beispielsweise Einzäunungen nicht zulässig sind.
Die Stadtverordnetenversammlung entschied seinerzeit angesichts der hohen Kosten, des Verwaltungsaufwands sowie der kritischen Beurteilung der übergeordneten Behörden dann, die Schaffung einer Hundewiese im Außenbereich Zwingenbergs einstweilen sein zu lassen.
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