Schönes aus Holz

Zwei Zwingenberger stellten bei den Europäischen Tagen des Kunsthandwerks aus

Von 
Eva Bambach
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Die beiden Zwingenberger Kunsthandwerker Thomas Schöppner (r.) und Norbert Offermann (l.) präsentieren ihre Holzarbeiten im Rahmen der Europäischen Tage des Kunsthandwerks. © Thomas Neu

Zwingenberg. Schon zum neunten Mal wurden am vergangenen Wochenende die Europäischen Tage des Kunsthandwerks (ETAK) ausgerufen. Zum ersten Mal waren mit Thomas Schöppner und Norbert Offermann auch zwei Kunsthandwerker aus Zwingenberg in Präsenz dabei, nachdem Thomas Schöppner im letzten Jahr schon an der überwiegend digital durchgeführten Veranstaltung teilgenommen hatte.

Doch hat sich das Format in der Region offensichtlich noch nicht weit herumgesprochen, denn die nächsten Teilnehmer entlang der Bergstraße finden sich erst in Darmstadt und in Heidelberg.

Die Veranstaltung findet zeitgleich in 20 europäischen Ländern statt, unter anderem in Frankreich, Spanien, Italien, Belgien, Lettland, Portugal, Irland und der Schweiz. Das Konzept entspricht zum Teil dem der „Tage des Offenen Ateliers“, die es schon seit einigen Jahren, zumindest bis zur Corona-Pause, auch in der Region gab.

Abendkleid und Kleinorgel

Die Besucherinnen und Besucher sind dabei zu einer Entdeckungstour durch die Werkstätten von Kunsthandwerkerinnen und -handwerkern und Kreativschaffenden aufgerufen, um die Vielfalt der Kreativszene zu entdecken, vom edlen Abendkleid über die klangvolle Kleinorgel und filigrane Wohnaccessoires aus Keramik bis hin zur aufwändig gearbeiteten Steinskulptur. In Ausstellungsräumen, Werkstätten und Ateliers sind direkte Begegnungen möglich und werden von digitalen Angeboten auf YouTube, Instagram oder Facebook sowie in vielen Webshops begleitet.

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„Ziel der ETAK ist es, den vielseitigen und wichtigen Wirtschaftsbereich Kunsthandwerk/Design der breiten Öffentlichkeit nahezubringen und ihn durch Aufmerksamkeit, Gewinnung neuer Kundengruppen und Bildung von Netzwerken zu stärken“, schreiben die Veranstalter. Die Initiative ging im Jahr 2002 vom französischen Ministerium für Handwerk aus, 2014 holte die Handwerkskammer Berlin die ETAK erstmals in die deutsche Hauptstadt.

Führungen und Vorträge

Seither ist die dreitägige Veranstaltung in einigen Regionen Deutschlands schon ein fester Bestandteil des Kulturlebens. Nicht nur einzelne Kunsthandwerker machen mit, sondern auch Kultureinrichtungen wie Museen, Opern und Theater, Bildungsstätten wie Hochschulen, Volkshochschulen und Ausbildungszentren und etliche Multiplikatoren wie Vereine und Verbände, die Kunsthandwerksarbeiten aus ihrer Region ausstellen oder Workshops, Führungen und Vorträge mit Bezug zum Kunsthandwerk organisieren.

In Zwingenberg hatte Thomas Schöppner am Freitag- und Samstagnachmittag seine Werkstatt in der Rodauer Straße geöffnet und dazu Norbert Offermann eingeladen, ebenfalls seine Arbeiten zu zeigen. Beide arbeiten mit Holz. Während Schöppner in der Region seit vielen Jahren mit seinen edlen gedrehten Objekten aus heimischen Hölzern bekannt ist, sind Offermanns dekorative Schneid- und Servierbretter – aus unterschiedlichen Holzarten zusammengeleimt und fein geschliffen – hier noch relativ neu.

Überhaupt hat Offermann erst vor etwa vier Jahren seine Leidenschaft für das Arbeiten mit Holz entdeckt und sich autodidaktisch unter anderem über YouTube gebildet. Auch durch das Feedback der Kunden und anderer Kunsthandwerker lerne er viel, sagt Offermann, der sich immer freut, wenn ein von ihm gefertigtes Brett mal wieder bei ihm in der Werkstatt zur Aufarbeitung auftaucht. Das handwerkliche Arbeiten stellt für ihn einen wertvollen Ausgleich zur Arbeit im Büro dar – „und außerdem stellt man etwas her, was einen vermutlich selbst überlebt“, sagt Offermann.

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Im Gegensatz zu Offermann hat Thomas Schöppner zum Handwerk auch familiäre Beziehungen. Die Familie betrieb im Ruhrgebiet ein Möbelhaus, der Vater war Schreiner. Ersten Kontakt zum Drechseln hatte Schöppner schon während der Studienzeit in den 1980er Jahren durch den Kontakt zum Vater einer Freundin, der ausgebildeter Drechsler war.

Aber erst 2003, nachdem beruflich und familiär alles in sicheren Bahnen lief, machte Schöppner einen Drechsel-Kurs und fing richtig Feuer. Er kaufte damals seine erste Drehbank. Inzwischen hat sich der Maschinenpark im Keller seines Hauses stetig vergrößert. Dort stellt er unter anderem dekorative Schalen, Deckelgefäße oder Leuchtschalen her. Die kleinsten Objekte, die Schöppner anfertigt, messen gerade einmal 1,5 Millimeter. Es sind Perlen für Schmuck, der durch sein geringes Gewicht besonders angenehm zu tragen ist, wie seine Ehefrau Petra Schöppner versichert.

Auch Arbeiten von ihr konnten die Besucher am Wochenende „nebenbei“ betrachten. Obwohl sie sich diesmal nicht als Ausstellerin angemeldet hat, fühlt auch sie sich dem Handwerk verpflichtet. Für ihre dekorativen Objekte fertigt sie Buntpapiere nach alter Tradition an: „Früher war das Buntpapiermachen einmal ein eigener Beruf“, sagt sie.

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