Jubiläum

Wie Zwingenberg „irrtümlich“ die Stadtrechte erhielt

Das „Rorrer Scheuertheater“ beleuchtete mit einer humorigen Aufführung im Dorfgemeinschaftshaus die Geschichte der Kernstadt. So sah ihre Interpretation der Dinge aus.

Von 
Jeanette Spielmann
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Das Publikum im voll besetzten Dorfgemeinschaftshaus lauschte gebannt und amüsiert den historischen Erzählungen des Scheuertheaters. © Jürgen Strieder

Rodau. Spätestens seit vergangenem Sonntag ist bekannt, wie Zwingenberg vor 750 Jahren wirklich seine Stadtrechte erhalten hat. Zumindest die Rodauer und Bürgermeister Holger Habich, der in Rodau aufgewachsen ist, wissen das, denn sie wurden im Rahmen des Rorrer Dorffestes darüber in launiger Weise informiert.

Die Rodauer Babbelstubb hatte das Dorffest mit Garagenflohmarkt, Sonntagskaffee und Gegrilltem im Dorfgemeinschaftshaus und einer Sketch-Vorführung des „Rorrer Scheuertheaters“ organisiert. Unter der Leitung von Manfred Schneidt, der sein schauspielerisches Talent schon seit vielen Jahren auch bei der Karfreitagsprozession in Bensheim unter Beweis stellt, wurde anlässlich des Stadtjubiläums „750 Jahre Stadtrechte Zwingenberg“ die Historie auf der Bühne des Dorfgemeinschaftshauses aufgearbeitet.

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In knapp 20 Minuten brachte es das Scheuertheater auf den Punkt: Ohne die Rodauer und den Alkohol gäbe es „heute kein Zwingenberg“, so Erzählerin Kerstin Ritz. Als König Rudolf von Habsburg (Jens Buko) im Jahre 1274 seinen Boten (Michael Borger) beauftragte, das Dokument mit den Stadtrechten auf schnellstem Wege nach Zwingenberg zu bringen, stürzte er diesen in ein Dilemma. Denn es stand ein Ritterturnier an, das es nur alle zwei Jahre gab und an dem er teilnehmen konnte. Nicht wirklich glücklich machte ihn auch der Vorschlag seiner Frau (Kerstin Münster), ihren wenig zuverlässigen, sechsmal in der Woche betrunkenen Bruder auf den Weg zu schicken. Nach heftigem Ringen entschied er sich schließlich, seinen Schwager zu beauftragen, da die Verlockung am Ritterturnier teilzunehmen, doch zu groß war.

Der Bote versackte in der Taverne

Es kam, wie es kommen musste. Schwager Waldemarus (Manfred Schneidt) legte während seines Ritts eine Pause in einer Taverne ein, ließ sich von seinen Tischnachbarn (Thomas Münster und Jürgen Jenner) zum Kartenspiel animieren und versackte. Am nächsten Morgen wurde er von der Wirtin (Julia Müller) geweckt und setzte mit dickem Kopf seinen Ritt fort. Wochen später bekam König Rudolf Besuch von Graf Anselm (Volker Orluk) und einem Ratsherrn (Steffen Müller) aus Zwingenberg, die den König an sein Versprechen bezüglich der Stadtrechte erinnerten, denn sie hatten bis dahin noch nichts von ihm gehört.

Mit der Stadtrechteurkunde in das falsche Zwingenberg abgebogen

Wie sich herausstellte, hatte Waldemarus nach seinem Tavernen-Aufenthalt seinen Auftrag über die Höhen des Odenwaldes fortgesetzt und war bei „einer Art Meer aus Steinen“ ins Tal gelangt. Dort war er nach rechts abgebogen und nach Zwingenberg geritten. Allerdings sollten die Stadtrechte eigentlich dem südlichen Zwingenberg am Neckar verliehen werden – und nicht an das an sanften Berghängen gelegene nördliche Zwingenberg.....

Dorffest Rodau DGH mit Garagenflohmarkt und ab circa 14 Uhr Sketch-Vorführung des Rorrer Scheuertheater zu 750 Jahre Stadtrechte Foto: Jürgen Strieder Tel: 01713452063 © Jürgen Strieder

Der Sketch wurde im prall gefüllten Dorfgemeinschaftshaus mit viel Lachern und kräftigem Applaus belohnt und auch Bürgermeister Habich war von der Idee sowie und der Würze und Kürze des Vortrages begeistert. So blieb auch danach noch Zeit, sich dem leckeren hausgemachten Kuchen beziehungsweise Folienkartoffeln, Steaks oder Bratwürsten vom Grill zu widmen. Im und hinter dem Dorfgemeinschaftshaus gab es im Freien ausreichend Sitzplätze für das gesellige Beisammensein. Ortsvorsteher Steffen Müller, der die zahlreichen Besucher im Dorfgemeinschaftshaus begrüßt hatte, zeigte sich erfreut über die große Resonanz. Während des Tages hatten bunte Luftballons an den Häusern auf Angebote des Garagenflohmarktes aufmerksam gemacht.

Rodauer Abendmarkt

Bei der Planung der Veranstaltungen im Jubiläumsjahr war seinerzeit von Bürgermeister Habich auch ein Marktangebot – analog dem Abendmarkt in Zwingenberg – ins Gespräch gebracht worden. Dieser soll nun in diesem Jahr am 19. September auf dem Marktplatz in Rodau stattfinden, wie am Rande des Dorffestes zu erfahren war.

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Beim Umbau des Rodauer Feuerwehrgerätehaus geht es nach Wochen des Stillstandes wegen der Neuausschreibung und Neuvergabe der Aufträge nun wieder voran. Mit dem Abschluss der Sanierungsarbeiten wird im August gerechnet. Die Einsatzfähigkeit der derzeit mit ihren Fahrzeugen in der Halle der benachbarten Firma Weiß untergebrachten Feuerwehr war und ist zu keinem Zeitpunkt gefährdet. Das zeigte die FFW erst kürzlich beispielsweise beim Einsatz auf der Bahnstrecke im Bereich des Bahnhofes, als eine Oberleitung abgerissen und auf eine Regionalbahn gefallen war und die Passagiere evakuiert werden mussten. Zeitgleich war außerdem eine Ölspur auf der Walter-Möller-Straße zu beseitigen.

Freie Autorin

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