Kommunalpolitik

Stadt Zwingenberg will die Jugendherberge kaufen

Die Stadt Zwingenberg will die ehemalige Jugendherberge nun doch selbst erwerben und Flüchtlinge unterbringen. Das schlägt der Magistrat vor, der Bauausschuss hat bereits mehrheitlich zugestimmt.

Von 
Michael Ränker
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Die Zwingenberger Jugendherberge wurde im Jahr 2020 für immer geschlossen und steht seitdem leer. © Bjoern Reschabek

Zwingenberg. Die Stadt Zwingenberg will die ehemalige Jugendherberge nun doch selbst kaufen. Der Bau-, Planungs- und Umweltausschuss (BPU) der Stadtverordnetenversammlung tagte am Dienstagabend dazu in nichtöffentlicher Sitzung und folgte einer entsprechenden Beschlussempfehlung des Magistrats mehrheitlich, teilte BPU-Vorsitzende Cora Bügenburg im Anschluss daran mit.

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Wie Bürgermeister Holger Habich auf Anfrage des Bergsträßer Anzeigers am Mittwoch berichtete, verfolge der Magistrat mit dem Kauf der denkmalgeschützten Immobilie in bester Zwingenberger Lage vor allem zwei Ziele: „Nach den gescheiterten Verhandlungen eines potenziellen Investoren mit dem Jugendherbergswerk wollen wir die ehemalige Jugendherberge für die Allgemeinheit sichern – und wir wollen ein unmittelbar anstehendes Problem lösen.“ Das „Problem“, das mit dem Erwerb der Liegenschaft „gelöst“ werden soll, ist die Unterbringung von geflüchtete Menschen, für die der Landkreis Bergstraße bekanntermaßen ab Mai die Städte und Gemeinden per Direktzuweisung in die Pflicht nimmt.

Nur für ein Quartal Platz

In Zwingenberg müssen pro Quartal bis zu 27 Personen untergebracht werden, „wir haben aber nur für eine Quartals-Zuweisung Platz“, so Habich: „Wir brauchen dringend Wohnraum für Flüchtlinge.“ Die Stadt könne und wolle sich „vor dieser Aufgabe nicht wegducken“, habe aber erkennen müssen: „Alle in Frage kommenden Alternativen sind ähnlich teuer wie der Kauf der Immobilie.“ Der Erwerb der Jugendherberge habe jedoch den Vorteil: „Das Geld, das wir investieren, ist nicht, wie beispielsweise bei der Unterbringung von Geflüchteten in Containern, verloren, sondern in einer Immobilie sinnvoll angelegt.“

Im Rathaus seien in den zurückliegenden Wochen auch Angebote von Immobilienbesitzern eingegangen, die ihre Grundstücke für Container-Lösungen oder ihre Häuser für die Unterbringung von Flüchtlingen zur Verfügung stellen wollten, „aber deren Preisvorstellungen grenzten an Wucher“, ärgert sich Habich und stellt fest: „Wir als öffentliche Hand dürfen uns nicht von solchen Geldschneidern in die Enge treiben lassen!“

Habich will nicht verhehlen, dass die Stadt für den geplanten Kauf der ehemaligen Jugendherberge einen Kredit aufnehmen müsste. Über die Kaufsumme wurde zwar Stillschweigen vereinbart, von einem Millionenbetrag für die 80-Zimmer-Immobilie mit 1700 Quadratmetern Nutzfläche auf einem 3600 Quadratmeter großen Grundstück darf jedoch ausgegangen werden.

Das finanzielle Risiko für die Kommune bezeichnete Rathauschef Holger Habich indessen als „vertretbar“, zumal die Unterbringung der Flüchtlinge vom Kreis vergütet werde.

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Die Frage, wie die „städtebaulich wichtige und historisch bedeutsame“ Immobilie genutzt werden könne, wenn sie nicht mehr für die Flüchtlings-Unterbringung benötigt werde, müsse nicht jetzt schon abschließend beantwortet werden. Nutzungsideen habe es bereits gegeben, erinnert Habich – ausdrücklich nur beispielhaft – an ein Praxisprojekt der SRH Hochschule Heidelberg, in dessen Rahmen sich Studierende mit möglichen Verwendungen beschäftigten.

Die abschließende Entscheidung über den Erwerb der ehemaligen Jugendherberge durch die Stadt Zwingenberg wird die Stadtverordnetenversammlung treffen, die das Thema am 23. März (19 Uhr, Diefenbachsaal) ebenfalls in nichtöffentlicher Sitzung verhandelt.

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