Zwingenberg. Fritz Kilthau wollte „keinen falschen Zungenschlag“ erzeugen und der Scheuergassen-Anwohner beugte vor: „Wir wollen ja auch, dass für die Jugendlichen ein Ort geschaffen wird.“ Allerdings nicht in Nachbarschaft zur Wohnbebauung, nämlich auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs, wo die Planung der Stadt neben der Instandsetzung des denkmalgeschützten Güterschuppens auch das Projekt „Jugend ins Zentrum“ vorsieht (wir haben bereits mehrfach berichtet).
Kilthau und einige weitere Scheuergassen-Anwohner nutzten jetzt die Gelegenheit, um den örtlichen Sozialdemokraten vorzutragen, was sie umtreibt: Nämlich die Sorge um eine (Lärm-)Belästigung durch einen Jugendtreff und eine Skateranlage unweit ihrer Wohnhäuser – die SPD wiederum hatte zur Sommertour eingeladen und den Rundgang bewusst auf dem ehemaligen Güterbahnhofsgelände gestartet, um mit den Bürgern ins Gespräch zu kommen. Und um klarzustellen: „Wir haben die Bedenken zur Kenntnis genommen“, wie es SPD-Vorsitzender und Stadtverordneter Peter Kaffenberger formulierte – „aber dass wir an dieser Stelle etwas für Jugendliche tun, das finde ich wichtig“, wie SPD-Stadtrat Rolf Jaenchen feststellte.
Ärger vorprogrammiert?
Eine Internetrecherche habe ergeben, dass Skateranlagen üblicherweise nicht in direkter Nachbarschaft zur Wohnbebauung errichtet würden – „und wo das getan wird, da ist Ärger vorprogrammiert“, argumentierte Scheuergassen-Anwohner Kilthau gegen eine Skateranlage am anvisierten Platz. Mancherorts habe das sogar zu Klagen vor Gericht geführt. Kilthau äußerte die Befürchtung, dass es für ihn und seine Nachbarn zu einer erhöhten Lärmbelästigung kommen werde, weil die Lärmschutzwand an der Bahnstrecke die Geräusche der Skater, aber auch die des JUZ reflektiere und das erhöhte Geländeniveau diesen Effekt noch verstärke. Den Anwohnern gehe es nun darum, „im Vorfeld Konflikte zu vermeiden“.
Parteifreunden den Rücken gestärkt
Josefine Koebe, Stadträtin in Bensheim und von der dortigen SPD als Landtagskandidatin nominiert, begleitete die Zwingenberger Genossen bei deren Sommertour. Dabei stärkte sie den Parteifreunden den Rücken, als es um den Standort für die Skateranlage ging: Auch in Bensheim solle diese Anlage vom Weiherhausstadion auf den geplanten Bewegungspark für Kinder und Jugendliche auf dem ehemaligen Festplatz nördlich der Taunusanlage und damit in die bebaute Gemarkung verlegt werden – „Jugend ins Zentrum“ sozusagen. mik
Konflikte vermeiden, das will auch die SPD – allerdings nicht durch den Verzicht auf das gesamte Vorhaben: Bei der Befragung von Jugendlichen im Rahmen der Untersuchung „Jugend denkt Stadt“ sei von den Teenagern „explizit“ als Mangel festgestellt worden, „dass ein Raum für Jugendliche fehlt“, so Jaenchen: „Und zwar ein Raum, wo sie ohne die Aufsicht ihrer Erziehungsberechtigten agieren können.“ Und „klare Aussage“ der jungen Leute sei es auch gewesen: „Das soll nicht irgendwo am Stadtrand geschehen.“
Umzingelt von Wohngebieten
Auf den Vorschlag aus dem Kreise der Scheuergassen-Anwohner, das Jugendzentrum doch in die ehemalige Jugendherberge zu verlagern und die Skateranlage auf deren Außengelände zu platzieren, wies der SPD-Stadtrat auf die dortigen Besitzverhältnisse hin: Die Immobilie gehört dem Hessischen Jugendherbergsverband, der sie zu einem Millionen-Preis verkaufen will – und ein Investor, der derart viel Geld in die Hand nehme, der habe sicher kein Interesse daran, dort Platz für ein JUZ oder eine Skateranlage zur Verfügung zu stellen. Ganz abgesehen davon: Auch die Lage der ehemaligen Jugendherberge an der Straße „Die lange Schneise“ befindet sich zwar nicht in Mitten eines Wohngebiets, aber direkt daran angrenzend.
Eine vergleichbare Lage hat übrigens auch der Zwingenberger Sportplatz, wo Scheuergassen-Anlieger Michael Frohs die Skateranlage gerne platziert sehen würde – sowohl das alte „Stadion“, wo sich eine Skateranlage befunden hatte, als auch die neue Sportstätte, die keinen Platz mehr für den Wiederaufbau der Anlage bietet, befinden sich in direkter Nachbarschaft zur Wohnbebauung.
Statt nun einem Jugendtreff sowie einer Skateranlage auf dem ehemaligen Güterbahnhofsgelände eine Absage zu erteilen, wolle die SPD sich für „technische Lösungen“ einsetzen, „um übermäßigen Lärm erst gar nicht entstehen zu lassen“, so Fraktionsvorsitzende Regina Nethe-Jaenchen. Die Bedenken der Scheuergassen-Anwohner habe sie „registriert“.
An eine sozusagen „natürliche“ Lärmschutz-Lösung denkt SPD-Stadtrat Rolf Jaenchen, der eine Bepflanzung auf der der Scheuergasse zugewandten Seite der Lärmschutzwand vorschlägt, um Geräusch-Reflektionen zu mindern. Überdies gelte es, den vorhandenen Busch- und Baumbestand entlang der Melibokusstraße zu erhalten, auch das diene der Lärmminderung.
„Und eine moderne Skateranlage heißt für mich auch eine leise Skateranlage“, so Jaenchen, der Zweifel hat, ob die vorhandene und auf dem ehemaligen Bauhofgelände eingelagerte Anlage unter Sicherheitsaspekten überhaupt noch reaktiviert werden könne. Aber das müsse die weitere Planung zeigen. Und in Sachen Jugendtreff sei ohnehin an eine „mobile Lösung“ gedacht: „Den könnte man auch wieder wegschleppen.“
Bei der SPD herrscht auf jeden Fall große Freude darüber vor, „dass jetzt mit der Idee eines mobilen Jugendzentrums in Zwingenberg wieder ein JUZ etabliert werden soll“. Nachdem das bisherige JUZ in der Tagweide dem Neubau einer Kindertagesstätte weichen musste und die Idee, dort die Skateranlage aufbauen zu können, dadurch ebenfalls scheiterte, freue die Partei sich über das Projekt „Jugend ins Zentrum“, so Parteichef Peter Kaffenberger.
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