Kultur

Schellack-Solisten sorgten in Zwingenberg für Schmunzler und laute Lacher

Von 
Eva Bambach
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Sie sind aus dem Kulturprogramm der Stadt Zwingenberg schon fast nicht mehr wegzudenken, die Schellack-Solisten mit ihrem Frontmann Denis Wittberg, die erneut auf Einladung der Kommune im Kellertheater beeindruckten. © Thomas Zelinger

Zwingenberg. Schlager von vor fast hundert Jahren – will man das wirklich hören, einen ganzen Abend lang? Man will, zumindest wenn es so unverstaubt vorgetragen wird wie im Mobile-Keller. Der Riesenapplaus im unter 2 G-Bedingungen so gut wie vollbesetzten Zuschauerraum belegte das.

Auf Einladung der Stadt Zwingenberg waren „Denis Wittberg und seine Schellack-Solisten“ aus Mainz gekommen. Gut zwei Stunden lang besetzten die neun gutgekleideten Herren die Bühne – zusammen mit einer Dame, der Violinistin Katrin Becht, „Fräulein Katrin Becht“, wie Denis Wittberg, Sänger mit wohlklingender Stimme, Ensembleleiter und Conférencier, nicht müde wurde zu formulieren. Ein augenzwinkernder Hinweis auf die Zeiten, in denen die Beurteilung einer Frau auch noch davon abhing, ob sie nun verheiratet oder unverheiratet war.

Galante Herren, schöne Frauen

Umso erfrischender die Begegnung mit den Texten der ausgewählten Schlager der Zwanziger- und Dreißigerjahre, die zwar eine heute überkommene Rollenverteilung zwischen den galanten Herren als Verführern und den schönen Frauen als Objekten des Begehrens und der Verehrung spiegeln, aber dabei eine gewinnende Leichtfüßigkeit vermitteln. Es geht hier nicht um die ewige Liebe, sondern ums Amüsement, um ein vorübergehendes Geplänkel. Trennung bedeutet kein Seelendrama. Das Ganze ist ein Spiel, und wenn es vorüber ist, beginnt das nächste. Der Kuss ist das formulierte Ziel, erst erfolgt der Handkuss, und dann mit etwas Glück der auf den roten Mund.

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Seit dem Jahr 2003 tragen Denis Wittberg und seine Schellack-Solisten diese Lieder vor und neben den hervorragenden gesanglichen und musikalischen Qualitäten ist es der ausgeprägte Sinn für Ironie, der das Ganze für den Zuhörer zum Erlebnis und auch vor dem Erhabenen nicht Halt macht. Etwa wenn Wagner verhohnepiepelt wird und der Tristan-Akkord ein Ehedrama eröffnet, bei dem der Ehemann sich am Ende selbst tötet („Ich dachte, du seist prüde, dann find ich diesen Fiesling mit dir beim Riesling …“). Sehr schön ist auch der Part mit den immerhin auch schon einige Jahrzehnte alten Liedern der Neuen Deutschen Welle, deren Interpretation sich verblüffend gut ins Repertoire einfügt und in einer Parodie auf die einst von Nena und Markus vorgetragene Ballade „Kleine Taschenlampe brenn’“ gipfelt. Sehr, sehr lustig auch die Version von „Da Da Da“, dem Hit von Trio.

Vom Absurden – Georg Kreislers „Das Mädchen mit den drei blauen Augen“ – bis zu einfach nur witzigen Geschichten („Mein Bruder macht beim Tonfilm die Geräusche“) reichen die ausgewählten Lieder. Oft muss man Schmunzeln, manchmal auch einfach laut lachen, das ist nicht zuletzt der Fallhöhe zwischen der betont trocken gehaltenen Conférence und der Musik zu verdanken. Musikalisch geht es immer beschwingt zu, es ist von jazzigen Rhythmen und Harmonien bestimmte, leicht eingängige Tanz- und Unterhaltungsmusik auf musikalisch hohem Niveau, dargeboten auf der Violine, auf Flügel, Kontrabass und Tuba, Tenor-Banjo und Gitarre, Schlagwerk, zwei Saxophonen, Trompete und Posaune. Pianist Jörg-Walter Gerlach ist gleichzeitig technischer Leiter, die musikalische Leitung hat Jens Hunstein (Gitarre und Tenor-Banjo). Die Saxofone bedienen Alexander Gärtner und Christian Seeger. Daniel Reiter bläst die Trompete, Lutz Glenewinkel die Posaune. Jörg Mühlhaus sorgt für die Bässe (Kontrabass und Tuba) und Christian Diederich schlägt den Takt. Nicht zu vergessen die gesangliche Bereicherung durch die Violinistin Katrin Becht.

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