Zu Fuß zum Arbeitsplatz

Rathauschef Holger Habich beantwortet Schülerfragen – und verteilt „Furzkissen“

Weil die Stadt gegen die Melibokusschule – wie erwartet – verloren hat, löst der Bürgermeister nun in diesen Wochen seinen Wetteinsatz ein.

Von 
Michael Ränker
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Am Freitag löste der Zwingenberger Bürgermeister Holger Habich seinen Wetteinsatz zunächst bei den Erst-, dann bei den Viertklässlern (Bild) der Melibokusschule ein. Die beiden anderen Jahrgänge folgen am 15. Dezember. © Thomas Zelinger

Zwingenberg. „Wettschulden sind Ehrenschulden!“ Und das gilt auch für einen Bürgermeister. Der Zwingenberger Rathauschef Holger Habich hat seine Schulden jetzt „bezahlt“ – zumindest zur Hälfte. Am Freitag löste der Verlierer die erste Rate des versprochenen Wetteinsatzes ein: Weil die Rathausmitarbeiter den Melibokusschülern im Rahmen der Aktion „Zu Fuß zur Schule / zum Arbeitsplatz“ – wie erwartet - nicht den Rang ablaufen konnten, hatte das Stadtoberhaupt versprochen, jede Jahrgangsstufe der örtlichen Grundschule zu besuchen, Geschenke mitzubringen und alle Fragen der Kinder zu beantworten.

Am Freitag war er nun zunächst bei den Erstklässlern zu Gast, anschließend traf er sich mit den Viertklässlern – am 15. Dezember folgen die Zweit- und die Drittklässler. Mitgebracht hatte Holger Habich für jedes Kind ein erfrischendes Getränkepäckchen voller Saft für die Pause – und obendrein gab’s für alle Mädchen und Jungen „Furzkissen“. Sehr zur Begeisterung der Kinder!

Ein Aston Martin als Traumauto

Die wiederum hatten viele Fragen mitgebracht – und am Ende blieb der Bürgermeister den jungen Zwingenbergern und Rodauern tatsächlich nur eine einzige Antwort schuldig: „Wenn Sie ganz viel Geld hätten – welche drei Wünsche würden Sie sich dann erfüllen?“ Über diese Frage müsse er erst einmal in Ruhe nachdenken, bis dato habe er sich noch nie Gedanken darüber gemacht, was er mit so einem Geldsegen anfangen würde. Auf allen anderen Fragen kamen die Antworten des Bürgermeisters mehr oder minder „wie aus der Pistole geschossen“.

Die Wette

Zwei Wochen im Spätsommer trat die Zwingenberger Stadtverwaltung gegen die Melibokusschule im Rahmen der Aktionstage „Zu Fuß zur Schule“ an – die Grundschule hatte das Rathaus herausgefordert und das Aktionsmotto für den Wettpartner aus diesem Anlass etwas abgeändert: „Zu Fuß zum Arbeitsplatz“, so lautet im ältesten Bergstraßenstädtchen in diesem Jahr die Devise.

Ziel der alljährlich zum Schulanfang terminierten Aktionstage „Zu Fuß zur Schule“, die vom Deutschen Kinderhilfswerk in Kooperation mit dem Verkehrsclub Deutschland und dem Verband Bildung und Erziehung veranstaltet werden, ist das Sammeln von „Füßen“: Jeder Teilnehmer darf für jeden gelaufenen Hin- und Rückweg zur Schule – oder im Falle der Rathausmitarbeiter zum Arbeitsplatz – einen „Fuß“ in sein Teilnehmerheft malen.

Die Kräfteverteilung war jedoch nicht ausgewogen: Die Schule bot rund 300 Teilnehmer auf, die Stadtverwaltung inklusive Stadtbücherei keine 30.

Nach zwei Wochen wurde Bilanz gezogen: Die meisten „Füße“ nachweisen konnte – wie erwartet – die Schule.

Weil Rathauschef Holger Habich, der auch abseits der Aktionstage häufig zu Fuß in Zwingenberg unterwegs ist und nahezu jeden Morgen zu einem Zeitpunkt ins Rathaus läuft, zu dem auch die Grundschüler in die Melibokusschule gehen, hatte er sich einen witzigen Wetteinsatz ausgedacht: Weil die Kinder unterwegs immer viele Fragen an ihn haben, die meisten mit „Du, Bürgermeister…?“ beginnen, versprach er als Wetteinsatz, sich in vier jeweils einstündigen Fragerunden „löchern lassen“. mik

Lieblingsgetränke: Espresso, Spezi, Wein. Lieblingsfilme: „Der Pianist“ („ein trauriger Film“) sowie alle Filme, in denen Mr. Bean mitspielt. Körpergröße: im Personalausweis steht 1,92 Meter. Haustiere: keine – zu wenig Zeit für die Pflege. Verdienst: knapp 8000 Euro brutto. Lieblingskomponist beziehungsweise -musiker: Georg-Friedrich Händel, Ed Sheeran, Sting. Hobbys: Opernbesuche, Mountainbike fahren, joggen. Traumauto: ein Aston Martin, wie ihn James Bond fährt – und das tatsächliche Auto: ein BMW. Lieblingsessen: Nudelgerichte, Pizza, also alles, was die italienische Küche hervorbringt. Lieblingsfußballverein: Habich ist kein Fußballfan, aber am ehesten wäre er Fan von Eintracht Frankfurt oder Borussia Dortmund.

Überdies erfuhren die Viertklässler, bei deren Fragestunde der BA für diese Berichterstattung zu Gast war, beispielsweise auch, dass Habich erstmals im Jahr 2007 zum Bürgermeister gewählt wurde, damals 32 Jahre alt war und zuvor Jura studiert hat, also eigentlich Rechtsanwalt ist. Von besonderem Interesse für die Grundschüler war auch, dass der Bürgermeister selbst ebenfalls Melibokusschüler war – Habich ist in Rodau aufgewachsen und hat die Zwingenberger Grundschule zu einer Zeit besucht, als Ute Kohler Rektorin und zudem auch seine Klassenlehrerin war.

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Auf die Frage, wie alt er denn heute sei, ließ der Rathauschef die Kinder schätzen – und warnte sie schon mal augenzwinkernd vor: „Bitte nicht 65 sagen!“ Mit den Schätzwerten zwischen 36 und 56 konnte Holger Habich jedoch einigermaßen leben – tatsächlich ist er am Donnerstag 47 Jahre alt geworden. Was ihm an seinem Beruf am meisten Freude bereitet? „Dass ich mit vielen unterschiedlichen Menschen zu tun habe.“ Außerdem organisiere er gerne und löse auch gerne knifflige Rechtsfragen.

„Ich wollte Bauer werden“

An einem typischen Arbeitstag trifft der Bürgermeister meistens um 7.30 Uhr in seinem Amtssitz ein – „ich sehe dich manchmal dorthin über den Friedhof laufen“ –, dann erledigt er seine Post, führt viele Telefonate, bearbeitet etliche E-Mails und trifft sich mit anderen Menschen zu Besprechungen, so Habich auf die Frage danach, was er im Rathaus denn alles so macht. „Und manchmal besuche ich ältere Bürger auch zu ihren runden Geburtstagen oder ihren Ehejubiläen.“

Obwohl Habich nicht den Beruf ergriffen hat, von dem er als Kind geträumt hat – „ich wollte in eurem Alter immer Bauer werden“ –, er nicht alleine über die Stadt bestimmen kann – „die wichtigsten Entscheidungen werden von den 31 Stadtverordneten getroffen“ – und den Bundespräsidenten nicht persönlich kennt, mache ihm sein Beruf nach wie vor Freude. „Nur so viele Ferien, wie ihr sie habt, die habe ich nicht.“

Freier Autor

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