Zwingenberg. Wenn der Zwingenberger Bürgermeister Sebastian Clever die Amtskette aus dem Tresor holt und die Fraa vun Bensem (Doris Walter) sich auf den Weg ins älteste Bergstraßenstädtchen macht, wenn eine ganze Reihe von „Botschaftern der Bergstraße“ im Diefenbachsaal Platz nimmt und vor dem „Bunten Löwen“ Chauffeure große Limousinen parken, dann muss ein besonderes Ereignis anstehen – und in der Tat:
„Ich bin mir nicht sicher, ob ich in diesem Saal schon einmal so viel Prominenz und blaues Blut gesehen habe“, konnte Rathauschef Sebastian Clever am Sonntagvormittag nicht verhehlen, dass er angesichts einer illustren Gästeschar nicht wusste, „wo ich mit meiner Begrüßung anfangen und wo enden soll“.
Weinhoheiten, Minister und Botschafter der Bergstraße
Alle waren sie gekommen, um der 25-jährigen Zwingenbergerin Katja Simon ihre Aufwartung zu machen: Die ehemalige Bergsträßer Gebietsweinkönigin, die vor nicht einmal vier Wochen zur Deutschen Weinprinzessin gekürt wurde und die seit Sonntag auch den Titel „Botschafterin der Bergstraße“ trägt (wir haben ausführlich auf der Region-Seite berichtet), stand im Mittelpunkt eines Empfangs, den die Stadt Zwingenberg und der Kreis Bergstraße ihr zu Ehren gemeinsam ausrichteten.
Die Ministerdichte an diesem Morgen war mit Michael Meister (Staatsminister des Bundes für Bund-Länder-Zusammenarbeit), Diana Stolz (Hessische Ministerin für Familie, Senioren, Sport, Gesundheit und Pflege) sowie Ingmar Jung (Hessischer Minister für Landwirtschaft und Umwelt, Weinbau, Forsten, Jagd und Heimat) auffällig hoch.
Auch der (Wein-)Adel war prominent vertreten: Anna Zens (Deutsche Weinkönigin) und Emma Meinhardt (Deutsche Weinprinzessin) waren ebenso anwesend wie die ehemalige Deutsche Weinkönigin Petra Schreiber (geborene Gärtner), die aus Zwingenberg stammt und den Titel 2001/2002 trug, sowie die Deutsche Weinkönigin 2024/2025 Charlotte Weihl. Überdies waren auch weitere Hoheiten, die mit Katja Simon bei der Wahl zur Deutschen Weinkönigin angetreten waren, unter den Gästen des Empfangs.
Auf den für die Ehrengäste reservierten Stühlen nahmen auch Landtagsabgeordnete Birgit Heitland, der ehemalige Landrat Matthias Wilkes - der „Erfinder“ der „Botschafter der Bergstraße“ -, Ehrenbürgermeister Kurt Knapp, Altbürgermeister Holger Habich und Stadtverordnetenvorsteher Andreas Kovar Platz. Auch etliche „Botschafter der Bergstraße“ waren gekommen, um der neuen Kollegin und Deutschen Weinprinzessin Katja Simon zu „huldigen“: Allen voran Holger Zinke, Gründer des in Zwingenberg ansässigen Biotechunternehmens Brain. Musikalisch umrahmt wurde der Empfang von Theresia Hebling auf der Querflöte.
Weinbau prägt Lebensgefühl und Stadtbild
In seiner Begrüßung stellte Bürgermeister Sebastian Clever die Bedeutung des Weinbaus sowohl für das Stadtbild als auch für das Lebensgefühl der Zwingenberger heraus: „Und in dieser Stadt ist Katja Simon im elterlichen Weingut Simon-Bürkle aufgewachsen“, habe so den Weinbau von Kindesbeinen an kennengelernt.
„Katja Simon weiß, wovon sie spricht“, so Clever, sie bringe aber nicht nur ein beeindruckendes Fachwissen mit, „sondern sie ist tief hier in der Region verwurzelt, bodenständig, unheimlich sympathisch, hat immer ein Lächeln auf den Lippen und immer ein freundliches Wort.“ Der Rathauschef ist überzeugt: „Du bist genau die Richtige, um unseren Ort, die Region und den gesamten deutschen Wein zu repräsentieren.“
„Wir sind als Land Hessen echt stolz auf dich“, stimmte Minister Ingmar Jung in das Loblied auf Katja Simon mit ein. Was die 25-jährige Zwingenbergerin als Gebietsweinkönigin „für den Wein, die Branche und die Region getan“ habe, das sei „wirklich schon ausgezeichnet“ gewesen, zeigte sich Jung sicher, „dass du das auch als Deutsche Weinprinzessin tun wirst“.
Den Kritikern, die meinen, die Wahl von Weinmajestäten sei nicht mehr zeitgemäß – „die winken und lächeln doch nur“ – schrieb der Minister, der selbst aus einer Winzerfamilie stammt, ins Stammbuch: „Das ist Geschwätz.“ Und an Katja Simon sowie Anna Zens und Emma Meinhardt gewandt konstatierte Jung unter dem Beifall des Publikums: „Diejenigen sollten sich mal anschauen, was ihr leistet und mit welcher Fachlichkeit ihr den deutschen Wein verkauft.“
Am Ende komme es schließlich darauf an, „dass wir den Menschen das Produkt Wein noch etwas näherbringen“. Wenn er die Statistik höre, dass 41 Prozent der in Deutschland getrunkenen Weine deutsche Weine seien, „dann kann das doch wohl wirklich nicht sein“: Jung ist dieser Wert deutlich zu klein und er forderte die Teilnehmenden des Empfangs dazu auf, künftig bei Veranstaltungen häufiger mal die „Weinkontrolle“ zu machen. Wenn ihm jemand voller Stolz einen „tollen Franzosen oder Italiener“ anpreise, dann drohe er damit, beim nächsten Mal nur noch zu kommen, wenn deutscher Wein ausgeschenkt werde, so Jung augenzwinkernd: „Wir haben so tolle deutsche Weine in einer Vielfalt, wie das eigentlich kein anderes Land kann.“
Weinprinzessin vergießt „das ein oder andere Tränchen“
In Anbetracht der „wahnsinnig wertschätzenden Worte“ sei bereits „das eine oder andere Tränchen geflossen“, sprach Katja Simon nach dem Eintrag in das Goldene Buch der Stadt das Schlusswort. Sie bedankte sich mit herzlichen Worten sowohl für die große Unterstützung als auch für die Ehre, den Titel „Botschafter der Bergstraße“ zu tragen, bevor es nach einem kurzen Umtrunk dann begleitet vom Spielmannszug der Heimatvereinigung „Oald Bensem“ in den Hof des Rathauses, auch „Schlösschen“ genannt, ging, wo mit Salutschüssen der Bürgerwehr – Katja Simon schoss mit – ein „kleines Weinfest“ im Stile des „Zwingenberger Abendmarktes“ eröffnet wurde. Dort hatten nach den geladenen Gästen des Empfangs auch alle weiteren Interessierten die Gelegenheit, mit Katja Simon sowie Anna Zens und Emma Meinhardt ins Gespräch zu kommen.
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