Zwingenberg. Regen zur Eröffnung. Das gab es schon länger nicht mehr. Und es blieb durchwachsen – das halbe Wochenende. Doch die Fans des Zwingenberger Weinfestes, das in diesem Jahr zum dritten Mal vom örtlichen Geschichtsverein ausgerichtet wurde, ließen sich von der nassen Ouvertüre nicht verscheuchen. Entsprechend hell war die Stimmung am Freitagabend, als um 19.07 Uhr die traditionellen Böllerschüsse über das historische Pflaster hallten. Bürgermeister Holger Habich stimmte spontan ein kollektives „Singin’ in the Rain“ an. So geht Gelassenheit.
Rebensaft und Regen flossen in ordentlichen Strömen
Der Wein floss trotz des Nieselregens. Nicht in Strömen, aber ordentlich. Klar, in der über 30-jährigen Biografie des genussreichen Pfingstwochenendes hat es schon mehr Gäste gegeben. Aber auch immer wieder Wetterkapriolen wie Starkregen, Stürme und eiskalte Passagen mitten im Mai. Wie beim letzten Fest vor der Pandemie im Jahr 2019, als sich ebenfalls pünktlich zum Start die Schleusen des Himmels geöffnet hatten. Wenigstens war die zweite Halbzeit der viertägigen Veranstaltung von milderen Temperaturen und Sonne flankiert.
Qualitativ gab es beim jüngsten und saisonal ersten der drei großen Bergsträßer Weinfeste, das in diesem Jahr in die Feierlichkeiten zum 750-jährigen Stadtrechtsjubiläum eingebunden war, rein gar nichts zu beanstanden. Nach zweijähriger Pause waren wieder vier lokale Weingüter vertreten. Neben Simon-Bürkle, Jan Faber und dem Alsbacher Weingut Kühnert öffnete auch der Bio-Betrieb Feligreno wieder seine Theke, diesmal am oberen Marktplatz.
Neben der räumlichen Nähe eint die Güter seit kurzem auch eine gemeinsame Riesling-Cuvée, die am 12. März bei Simon-Bürkle als Stadtwein 2024 abgefüllt wurde. Die Winzer haben sich zusammengetan, um im Jubiläumsjahr ihre Verbundenheit mit der Stadt Zwingenberg zum Ausdruck zu bringen – und die Kommune unterstreicht ihren Status als kleine, aber überaus dynamische Weinbaugemeinde im Norden der Hessischen Bergstraße. Die Flasche mit der Seriennummer eins wurde wie angekündigt am Eröffnungsabend des Weinfests amerikanisch versteigert. In Schritten von fünf Euro, die jeweils sofort zu bezahlen waren, konnten die Gebote direkt vor Ort abgegeben werden.
Holger Habich ging mit dem Geldkörbchen um, Peter Steitz (kleines Bild) moderierte. Er gehört zu dem vom Magistrat mit den Vorbereitungen beauftragten Organisationsteam, das die Termine im Festjahr plant und koordiniert.
Der Versteigerungserlös geht an die First Responder des DRK
Der Versteigerungserlös in Höhe von stattlichen 305 Euro (der Rathauschef war mit dem Zuschlag sehr zufrieden) geht an das DRK Zwingenberg. Und hier konkret an die First-Responder-Initiative der Ortsvereinigung, die seit über fünf Jahren Helfer sogenannte Voraushelfer vorschickt, um bei medizinischen Notfällen die Rettungskette bis zum Eintreffen des professionellen Teams zu verkürzen.
Das Team besteht aktuell aus sechs Ehrenamtlichen, die einen annähernd lückenlosen Rund-um-die-Uhr-Dienst sicherstellen und über die Leitstelle Bergstraße in Heppenheim direkt alarmiert werden. Die komplette Finanzierung wird vom Ortsverein übernommen, größtenteils geschieht das aus Spendenmitteln. Der warme Geldregen vom Weinfest kommt da genau richtig.
Unter den vielen Hoheiten, die traditionell zum Weinfest auf die Bühne kommen, war diesmal auch die neue Hessische Spargelkönigin Lena Wendel. Ein Eigengewächs aus Zwingenberg. Sie wurde zum offiziellen Saisonstart am 8. April als neue Repräsentantin des edlen Gemüses vorgestellt. Mit 15 Jahren die jüngste, die es jemals in Hessen gegeben hat.
Ingrid Krimmelbein als Vorsitzende des Geschichtsvereins, begrüßte aber noch viele weitere Gäste auf dem Marktplatz. Darunter den hauptamtlichen Kreisbeigeordneten Matthias Schimpf, die Bürgermeister Christian Schönung (Lorsch) und Rainer Burelbach aus Heppenheim sowie den ehemaligen Rathauschef von Alsbach-Hähnlein, Georg Rausch, und Otto Guthier vom Weinbauverband. Ein besonderer Gruß ging an die Landtagsabgeordnete Birgit Heitland und den Zwingenberger Ehrenbürgermeister Kurt Knapp. Genannt wurden auch die Vertreter der Sparkasse Bensheim und der GGEW, ohne deren Unterstützung das Fest nicht möglich wäre. Der Energiedienstleister hatte im Stadtpark am Sonntag und Montag – parallel zum Bauern- und Handwerkermarkt – wieder eine Arena mit Spielen für Kinder und Junggebliebene organisiert.
Stadtverordnetenvorsteher Andreas Kovar begrüßte die Weinhoheiten aus der Region. Aus Groß-Umstadt kamen Weinkönigin Bente I. und ihre Weinprinzessinnen Nanya und Marina, die Schriesheimer Weinkönigin Anna Scheid mit ihren Prinzessinnen Maren und Emélie sowie die Hemsbacher Würdenträgerin Svenja I. mit Melina und Larissa. Nicht fehlen durfte auch Nina Kaltwasser, die amtierende Bergsträßer Gebietsweinkönigin.
Vielfältiges Musikprogramm auf der Marktplatzbühne
Gegen 20 Uhr verwandelte die Laudenbacher Bigband unter der Leitung von Hans-Willem van Vliet das bürgermeisterliche Eingangslied in ein instrumentales „Swinging in the Rain“, wobei die frühen Abende zum Glück weitgehend trocken geblieben waren. So auch der Samstag, als der Auftritt von Sam`s Living Room in Quartett-Besetzung das Publikum vor der Bühne zum Tanzen motivierte.
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Ob Jazz- und Swingklassiker, Folk und Rock oder zünftige Klänge von der Feuerwehrkapelle: die musikalische Bandbreite ist eine flexible Größe des Weinfestes. Die Veranstalter verharren nicht in tonalem Einerlei und haben den Mut, alte Zöpfe zu kappen und neue Sounds zu verkosten. Weitere Auftritte hatten die Skyline Club Band aus Frankfurt und die Formation The Silverballs mit einer authentischen Rock`n`Roll-Show.
Handgemachte Genüsse aus der Region
Die Kombination aus Live-Musik und dem feinen, intimen Ambiente des Marktplatzes steht der Cittaslow ohnehin überaus gut zu Gesicht. Seit 2018 ist Zwingenberg nun schon Mitglied im internationalen Netzwerk der lebenswerten Städte. Die Speisen und Getränke waren überwiegend regionaler Herkunft, und die Vielfalt handgemachter Genüsse facettenreich genug, um jeden Geschmack bedienen zu können. Auch das Spektrum der Weine, Sekte und Seccos ist immer wieder beachtlich. Die Stielgläschen mit dem Weinfest-Logo wurden– bei Order über 0,25 Liter – überaus großzügig gefüllt.
Die Kulinarik umfasste neben Klassikern wie Flammkuchen auch Antipasti, Bowls und kleine Snacks. Traditionell beteiligt sich auch der Zwingenberger Mittagstisch am Weinfest, der in der Neugasse selbst gebackene Kuchen, Torten und Kaffee serviert hat. Dort war diesmal auch ein Crêpes-Stand platziert. Flankiert wurde das große marktplatz-Buffet vom Gastronomiebetrieb Herrmann und der Firma Kalb mit einem Bratwurststand.
Nach heftigen Regenfällen am Sonntag war der Montag klimatisch wieder versöhnlicher. Zum Ausklang des 32. Zwingenberger Weinfestes lachte bei Temperaturen von deutlich über 20 Grad die Sonne vom Himmel.
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