Sirenentechnik

In Zwingenberg wird noch „analog“ gewarnt

Noch immer wartet man in Zwingenberg auf die Digitalisierung der Sirenentechnik, denn nach wie vor fehlen aufgrund von Lieferengpässen unverzichtbare Elektronikbauteile.

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Michael Ränker
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Auch die Sirene auf der Passschule wird gegen Digitaltechnik ausgetauscht – allerdings frühestens im ersten Quartal 2023, denn noch fehlen Bauteile. © Thomas Zelinger

Zwingenberg. Von Michael Ränker

Während bei der Alarmierung durch Sirenen am bundesweiten „Warntag“ vielerorts bereits Digitaltechnik zum Einsatz gekommen ist, „arbeiten wir hier in Zwingenberg und Rodau noch analog“, kann sich Stadtbrandinspektor Reiner Schellhaas ein Schmunzeln nicht ganz verkneifen: Noch immer wartet man im ältesten Bergstraßenstädtchen auf die Modernisierung der Sirenentechnik, denn nach wie vor fehlen aufgrund von Lieferengpässen unverzichtbare Elektronikbauteile.

Die technischen Vorbereitungen zur Umrüstung sind längst getroffen, das Budget ist beschlossene Sache, der Bewilligungsbescheid für einen Zuschuss eingetroffen, der Auftrag an eine Firma erteilt – „voraussichtlich im ersten Quartal 2023 sollen die fehlenden Teile nun geliefert werden“, hofft Schellhaas darauf, dass die neueste Prognose auch zutreffen wird.

In die Jahre gekommener Klassiker

Gegenwärtig sind in Zwingenberg und Rodau an insgesamt fünf Standorten – vier in der Kernstadt und einer im Stadtteil – sogenannte Motorensirenen im Einsatz: Die Klassiker mit der Bezeichnung „E 57“ tun seit Jahrzehnten ihre Dienste. Der Nachteil der mittlerweile jedoch in die Jahre gekommenen Technik:

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Angetrieben wird die mit Schaufeln besetzte Trommel, mittels derer in einem unterbrochenen Gehäuse der Heulton erzeugt wird, von einem Elektromotor – und eben der braucht Strom, sogar Drehstrom. Fällt das Stromnetz allerdings in einem Katastrophenfall aus, dann können die Sirenen auch nicht vor eben jenem Katastrophenfall warnen.

Leistungsfähigere Alternative

Wie Stadtbrandinspektor Reiner Schellhaas in einer detaillierten Vorlage zum Thema schreibt, „empfiehlt sich hier die elektronische Sirene als zeitgemäße, leistungsfähige Alternative zur Motorsirene. Die elektronischen Sirenen benötigen kein Drehstrom und bleiben aufgrund der integrierten Batterien bis zu einem Monat betriebsbereit oder können bis zu 20 Alarme innerhalb von 48 Stunden ohne Netzversorgung auslösen“.

Weitere Vorteile: „Elektronische Sirenen erzeugen den Ton mit einem Lautsprecher und einem elektronischen Verstärker. Sie verfügen also über keine beweglichen Teile. Somit verringern sich Gewicht, Wartungsaufwand und Stromverbrauch. Die einzelnen Schalltrichter können überdies in die gewünschten Richtungen gedreht werden, um die Beschallung anzupassen, sogar Sprachdurchsagen sind möglich. Und die Sirenen gibt es in verschiedenen Stärken. Damit ist es möglich, das gesamte Stadtgebiet flächendeckend zu beschallen, ohne zusätzliche Standorte zu schaffen.“

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Letzteres ist besonders wichtig, denn auch das hat die von Schellhaas forcierte Untersuchung der Sirenen-Situation zu Tage gefördert: „Der Beschallungsplan zeigt, dass aktuell nicht das ganze Stadtgebiet beschallt werden kann.“ Letztlich ist die Umstellung auf zeitgemäße Technik aber auch deswegen wichtig, „weil die elektronischen Sirenen sich mit ihrer digitalen Steuerung auch in Warnkonzepte wie das MoWaS (Modulares Warnsystem) des Bundes integrieren lassen“. Die Stadtverordnetenversammlung ist der Empfehlung des Stadtbrandinspektors daher im Februar dieses Jahres gefolgt und hat ein Budget von 55 000 Euro – inklusive eines mittlerweile auch bewilligten Landeszuschusses von 15 000 Euro – beschlossen.

An vier Stellen soll die digitale Sirenentechnik zum Einsatz kommen: Auf den städtischen Gebäuden Orbisstraße 4, dem sogenannten „Beamtenhaus“, sowie Pass 27, der alten Passschule, wird die Technik jeweils auf dem Dach montiert. An den Feuerwehrgerätehäusern in Zwingenberg (Gießer Weg 12) sowie in Rodau (Zwingenberger Straße 5) sollen die digitalen Sirenen auf Masten installiert werden. Lediglich auf dem ehemaligen Fissangebäude an der Darmstädter Straße 36, dem heutigen Campus des Unternehmens Brain Biotech AG, soll die vorhandene E 57-Sirene erhalten bleiben. Sie ist bereits mit einer digitalen Steuerung ausgestattet. „Aus diesem Grund sollte man die Sirene weiterhin nutzen, zumal der Zugang zum Gebäude der Firma Brain reibungslos funktioniert“, so Stadtbrandinspektor Schellhaas.

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