Bensheim. Alles schläft, die Sirene wacht? Nach dem bundesweiten Warntag am Donnerstag haben sich zumindest in Bensheim die Zweifel nicht verstärkt, ob im Katastrophenfall die Bevölkerung rechtzeitig und lautstark alarmiert werden könnte. Zwar heulten die Anlagen nicht flächendeckend, davon war jedoch auch nicht auszugehen.
Vielmehr dürfte sich das Team um Stadtbrandinspektor Jens-Peter Karn in seiner Arbeit und Vorgehensweise bestätigt sehen. Feuerwehr und Verwaltung arbeiten seit Monaten intensiv an Konzepten für die Modernisierung der Sirenen und die Bewältigung von längeren Stromausfällen (wir haben berichtet).
Entsprechend fällt auf Anfrage dieser Zeitung auch das Fazit von Karn aus. „Da wir das Thema Katastrophenschutz samt Alarmierung der Bevölkerung bereits seit einigen Jahren auf der Agenda haben, hat der Warntag für uns keine wesentlichen neuen Erkenntnisse gebracht. Wir sind hier also bereits gut aufgestellt. Gleichwohl müssen wir weitere Vorkehrungen treffen.“
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Beim Warntag fiel aufmerksamen Zuhörern auf, dass nicht Punkt 11 Uhr alle Sirenen sich zu einem großen Alarm-Orchester vereinigt hatten. Das hängt nach Angaben der Verwaltung mit den technischen Gegebenheiten zusammen. So muss jedes Gerät analog und separat von der Leitstelle angesteuert werden, was wiederum zu zeitlichen Verzögerungen führt. Wenn überall digitale Empfänger installiert worden sind, kann auf einen Schlag alarmiert werden. Das Umrüstungsverfahren sei aber sehr aufwendig, sprich: Es braucht Zeit.
Dem Warntag an sich kann die Feuerwehr durchaus positive Aspekte abgewinnen, auch wenn es keine konkreten neuen Erkenntnisse für die Experten gab. Zur Aufklärung und Sensibilisierung der Bevölkerung sei er nützlich. Er schaffe ein gewisses Bewusstsein für Warnmöglichkeiten. Zumal die Aktion vor Augen führt, wo es noch hakt und warum im städtischen Haushalt in den nächsten Jahren beträchtliche Summen für den Katastrophenschutz reserviert sind.
560 000 Euro im Haushalt
In der jüngsten Stadtverordnetenversammlung wurde bekanntlich ein Sirenenkonzept einstimmig verabschiedet. Dadurch können die alten Motorsirenen, die mit einem Ventilator laufen, durch eine elektronische Variante ersetzt werden. Diese haben eine bis zu einem Drittel größere Reichweite, funktionieren dank eines Akkus auch bei Stromausfall noch 72 Stunden bei zehn Alarmierungen und ermöglichen individuelle (und somit bei Bedarf mehrsprachige) Ansagen.
Außerdem können damit sämtliche Warnsignale abgespielt werden. Um das komplette Stadtgebiet abzudecken, sind laut einer sogenannten Beschallungsanalyse 25 Anlagen notwendig, die entweder umgebaut oder komplett neu errichtet werden müssen. Fest steht aus Sicht der Feuerwehr aber auch, dass das Netz erweitert werden muss, wenn weitere Neubaugebiete Bensheim wachsen lassen.
Läuft alles reibungslos, könnte das Großprojekt 2026 abgeschlossen sein. Ob der Zeitplan eingehalten werden kann, hängt auch damit zusammen, wie die Fachfirmen verfügbar sind. Aktuell sind die Betriebe „sehr überlastet“, so Karn. Die Kosten für die Modernisierung des Sirenennetzes belaufen sich – Stand jetzt – auf insgesamt 560 000 Euro, aufgeteilt auf die Haushaltsjahre 2023 und 2024.
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