Zwingenberg. Wie die Entscheidung aller Voraussicht nach ausfallen würde, das hatte sich bereits im Bau-, Planungs- und Umweltausschuss (BPU) sowie im Haupt- und Finanzausschuss (HFA) gezeigt, jetzt ist es aber auch „amtlich“: Die Stadtverordnetenversammlung hat mehrheitlich entschieden, dass das Zwingenberger Feuerwehrgerätehaus nicht um die Kleiderkammer des DRK sowie das städtische Archiv ergänzt wird. An der ohnehin geplanten Erweiterung und Modernisierung des Brandschützer-Domizils am Gießer Weg 12 wird zwar festgehalten, „aus Gründen der Wirtschaftlichkeit“ hatte der Magistrat den Stadtverordneten jedoch empfohlen, auf eine Unterkellerung und/oder Aufstockung der städtischen Liegenschaft zu verzichten.
Bedauern bei allen Parteien
Das löste über die Parteigrenzen hinweg allgemeines Bedauern aus (wir haben ausführlich berichtet). Während jedoch die Fraktionen von FDP, GUD und SPD sich dazu durchringen konnten, der Empfehlung des Magistrats dennoch zu folgen, gab es vonseiten der CDU Enthaltungen und eine erneute Gegenrede: Die Christdemokraten hätten zumindest für die Kleiderkammer Platz schaffen wollen, so Fraktionsvorsitzender Christoph Neumeister in der Stadtverordnetenversammlung. Immerhin befindet sich am Gießer Weg 12 nicht nur das Feuerwehrgerätehaus, sondern direkt angrenzend auch die Unterkunft der DRK-Ortsvereinigung Zwingenberg.
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Neumeister hatte bereits in den Ausschüssen dafür plädiert, die Entscheidung über eine mögliche Erweiterung des Feuerwehrhauses um die Kleiderkammer und/oder das Archiv erst im Zuge der Haushaltsplanberatungen für 2024 zu treffen, wenn man einen besseren Überblick über die finanzielle Lage Zwingenbergs habe.
Rathauschef Holger Habich hatte jedoch interveniert: Mit Blick auf die weiteren Schritte zur Gerätehaus-Modernisierung müsse die Entscheidung jetzt getroffen werden. Und im Haushaltsjahr 2024 sehe die finanzielle Lage der Stadt auch nicht rosiger aus, um sich das Projekt leisten zu können.
Archiv im Stadtgebiet verteilt
Zur Vorgeschichte: Die Stadtverordnetenversammlung hatte im Juni 2022 beschlossen, im Zuge der Planungen für den mittlerweile auf 790.000 Euro bezifferten Umbau des Zwingenberger Feuerwehrhauses auch zu prüfen, ob an diesem Standort Räume für die Kleiderkammer und das Archiv geschaffen werden können. Beide Einrichtungen sind in angemieteten Objekten untergebracht und benötigen mehr Platz. In der Vorlage aus dem Rathaus hieß es dazu:
Die Kleiderkammer „ist derzeit an der Heidelberger Straße 3 in gemieteten Räumen ansässig, die jedoch recht beengt sind und wo auch relativ hohe Mietnebenkosten anfallen“. Eine ähnliche Problematik besteht auch mit Blick auf das städtische Archiv, „welches auf mehrere Liegenschaften verteilt ist“: nämlich auf das sogenannten „Farbenhaus“ beim Rathaus (Kassenarchiv), das Dachgeschoss des „Bunten Löwe“ (historisches Archiv), den Keller der Stadtbücherei (Verwaltungsakten) sowie auf Räume in der ehemaligen Markthalle (Verwaltungsakten). Überdies wurde erläutert: „Sämtliche Archivräume entsprechen nicht dem für eine sachgerechte Verwahrung anzunehmenden Standard. Besonders die gemieteten Räume in der historischen Markthalle verursachen darüber hinaus entsprechende Mietkosten.“
Der Lautertaler Planer Christoph Turetschek hatte der Stadt jetzt das Ergebnis seiner entsprechenden Untersuchung vorgelegt: Würde man nun für das Archiv in einem neu zu schaffenden Untergeschoss des Anwesens Gießer Weg 12 Räume schaffen, würden sich die Gesamtkosten – inklusive des Feuerwehrhaus-Umbaus - auf rund 1,3 Millionen Euro belaufen.
Größerer Umbau zu teuer
Eine ähnliche hohe Summe müsste ausgegeben werden, wenn statt des Archivs die Kleiderkammer in den neuen Keller einziehen würde. Wollte man indessen für beide Zwecke am Feuerwehrhaus Räume schaffen – also das Archiv in einem neuen Keller und die Kleiderkammer in einem neu zu bauenden Obergeschoss unterbringen –, dann müssten dafür mehr als 1,8 Millionen Euro ausgegeben werden.
Die Kosten für diese Varianten wurden in der Vorlage aus dem Rathaus auch in Relation zu den jährlichen Aufwendungen für Miete und Nebenkosten der privaten Räume gesetzt, in denen die Kleiderkammer und Teile des Archivs zurzeit untergebracht sind. Verwaltung und Magistrat kamen zu dem Ergebnis, „dass alle Neubauvarianten unwirtschaftlich sind“. Weiter hieß es: „Dabei wurde die Tatsache, dass auch in den neuen Räumen Kosten für Strom, Heizung, Wasser und Abwasser sowie Versicherung etc. anfallen, noch gar nicht berücksichtigt. Nähme man diese hinzu, würde ein noch ungünstigeres Ergebnis zustande kommen.“
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