Zwingenberg. Am Samstagabend brach unter den Kerweborsch und Kerwemädscher dann doch noch hektische Betriebsamkeit aus: Da hatte der Verein zur Erhaltung der Zwingenberger Traditionskerb alles bestens vorbereitet, um am dritten Augustwochenende das „Fest der Feste“ zu feiern, und dann fehlte doch tatsächlich einer der Hauptdarsteller. Vorsitzender Giacomo Tasca, der auf dem zum Biergarten hergerichteten Melibokusparkplatz die Moderation des Kirchweihauftakts übernommen hatte, musste den diesjährigen Mundschenk Maik Lommatzsch mehrfach ausrufen, bis der die Bühne betrat und endlich auch das Geheimnis gelüftet werden konnte, wer denn im Jahr 2024 der Kerwevadder sein wird: Karl-Heinz Zecher war es, der zum nunmehr fünften Mal in diese Rolle schlüpfte.
Auftakt mit Gottesdienst und Fassbieranstich
Vorausgegangen war der Vorstellung der Traditionsfiguren der nicht minder traditionelle Fassbieranstich sowie – weil die Kerb ja eigentlich das Kirchweihfest ist – auch ein ökumenischer Gottesdienst. Der wurde von Lena Reischert (Gemeindereferentin der Katholischen Pfarrei) und Philipp Becker (Prädikant der Evangelischen Kirchengemeinde) mit musikalischer Unterstützung aus der Freien Evangelischen Gemeinschaft Bergstraße mit Sitz in Bensheim gestaltet.
Fortgesetzt wurde der stimmungsvolle Eröffnungsabend, der nur einmal von einem Regenschauer getrübt wurde, mit dem Kerwetanz, für den die Kerwemacher in diesem Jahr die Coverband „Snow“ verpflichtet hatten. An allen Tagen sorgte der Gesangverein Sängerkranz unter der Leitung seines Vorsitzenden Andreas Mayer für die Bewirtung der Festplatzbesucher mit Speisen, während der Verein zur Erhaltung der Zwingenberger Traditionskerb den Ausschank der Getränke übernahm.
Am Sonntag stand der 62. Kerweumzug auf dem Programm sowie die traditionelle Kerweredd. Für Kerwevadder Karl-Heinz Zecher – den Zwingenbergern auch als Ehrenamtlicher der Feuerwehr und Malermeister bestens bekannt – war der Auftritt auf der Bühne quasi Routine; für den seit etwa zweieinhalb Jahren in Zwingenberg lebenden und aus dem hohen Norden stammenden Maik Lommatzsch indessen war es eine Premiere, die er allerdings routiniert meisterte.
In mehr als einem Dutzend Beiträgen glossierte Zecher, was er im Laufe des vergangenen Jahres entweder selbst beobachtet hatte oder was ihm von entsprechenden „Zeugen“ berichtet wurde. Da war beispielsweise von einem Zwingenberger die Rede, der sich zwar wunderte, dass er für die Fußballbegegnung des Bundesliga-Teams Eintracht Frankfurt gegen Werder Bremen noch Tickets bekommen hatte, doch schnell wurde offenkundig: „Nur spielten da nicht die Männer, sonderbar, sondern die Frauen – jetzt war alles klar, deshalb waren auch noch Karten da.“
Ein Feuerwehrmann, der für die Tombola-Sammlung seines Feuerwehrvereins gleich zwei Mal die Spendierhosen anzog, weil er sich nicht mehr daran erinnern konnte, dass er schon einmal gespendet hatte, war ebenso Thema in der Kerweredd wie das Schicksal eines Mitbürgers, der im Spaßbad offensichtlich nicht auf die maximal zulässige Traglast des Ringes geachtet hatte, mit dem er auf der Wasser-Rutsche eigentlich flott unterwegs sein wollte, was gewaltig schiefging: „Er musste, jetzt ganz ohne zu unke, 80 Meter nach owwe zurück, und des im Dunkle.“ Auch ein heißhungriger Geburtstagsbesucher, der sich vom Buffet des Gastgebers noch etwas von der leckeren Suppe für Zuhause mitnehmen wollte, wurde zum Thema in der Kerweredd: „Daheim angekomme nahm er gleich en Deller, doch dann kam der Frust: Im Dippe war es Wasser von der weiße Wurscht. Und die Moral von der Geschicht‘: Worscht-Wasser schmeckt halt nicht.“
Kerwevadder Karl-Heinz Zecher machte auch vor Giacomo Tasca, immerhin der „Chef“ der Kerwemacher, nicht halt: Der hatte sich sowohl beim Mieten von Heißluftöfen für ein Fest als auch beim Ordern von Tickets fürs Feuerwehrtheater vertan und Zecher rief ihm zu: „Und die Moral von der Geschicht‘: Wenn’s mol left, dann left’s, vergiss das nicht!“
Sonnenhüte für die Protagonisten
Und auch Mundschenk Maik Lommatzsch kam nicht ungeschoren davon: Weil er auf Geheiß seiner Frau erst den heimischen Esstisch abwischen soll, bevor es in der Menüfolge weitergeht, stellt er einstweilen den mit Tomaten und Mozzarella bestückten Teller auf seinem Stuhl ab – und es kommt, wie es kommen musste: „Jetzt war der Hintern rot-weiß geschmückt, aber gesehen hat man’s nur, wenn er sich bückt.“
Am Ende gab’s für die Protagonisten der Kerweredd von Kerwevadder Karl-Heinz Zecher „für euern Kopp einen Sonnenhut“, wenngleich es den am Sonntag nicht wirklich brauchte.
Musikalisch begleitet wurde die Kerweredd von der Kapelle der Freiwilligen Feuerwehr; zuvor hatten alle am Kerweumzug beteiligten Ensembles ein Platzkonzert gegeben. Zum Kerwetanz spielten am Sonntagabend dann die „Pink Panthers“ auf. mik
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