Kommunalpolitik

Der südliche Teil des Zwingenberger Stadtparks soll für Hunde künftig tabu sein

Weil nicht alle Hundebesitzer, die im Zwingenberger Stadtpark Gassi gehen, die Hinterlassenschaften ihrer Vierbeiner entsorgen, soll der südliche Teil für den "besten Freund des Menschen" gesperrt werden.

Von 
Michael Ränker
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Nicht alle Hundebesitzer entsorgen im Stadtpark die Hinterlassenschaften ihrer Vierbeiner – jetzt soll der südliche Teil der öffentlichen Anlage (unser Bild) für den „besten Freund des Menschen“ gesperrt werden. © Jürgen Pfliegensdörfer

Zwingenberg. „Der beste Freund des Menschen“ – der Hund – darf Kinderspielplätze, Friedhöfe oder Sport- und Freizeitanlagen in Zwingenberg und Rodau nicht betreten: dort herrscht ein Hundeverbot. Eine Ausnahme bilden Behindertenbegleithunde oder Diensthunde. Geregelt sind die Gebote und Verbote rund um die Vierbeiner in der sogenannten Gefahrenabwehrverordnung Hunde – und eben die soll nun ergänzt werden: Künftig soll auch der südliche Teil des Stadtparks hundefrei bleiben.

Das letzte Wort hat das Parlament

Die Begründung für diesen Schritt: „Besonders in den Abendstunden dient der Park als beliebtes ,Gassi-Revier‘ für Hundehalter der unmittelbaren Umgebung, die häufig den Kot ihrer Tiere nicht beseitigen.“ Der Auffassung des Magistrats, die Fläche zwischen der Neugasse und der Arresthausgasse in die städtische Liste der „Hundeverbotszonen aufzunehmen, „da diese mit dem angrenzenden Spielplatz und der großen Wiese besonders häufig von Kindern benutzt wird“, hat sich jetzt auch der Haupt- und Finanzausschuss einstimmig angeschlossen. Das letzte Wort hat am Donnerstag die Stadtverordnetenversammlung.

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Konkreter Anlass für die beschriebene Ergänzung der Gefahrenabwehrverordnung Hunde ist ein Schreiben der Zwingenberger Melibokusschule, die sich angesichts des Hundekots hilfesuchend an den Magistrat unter Leitung von Bürgermeister Holger Habich gewendet hat: Die örtliche Grundschule nutze den gegenüberliegenden Stadtpark „nahezu ganzjährig“ unter anderem dazu, „um auf der Wiese Sport zu treiben und Bewegungsspiele durchzuführen“. Vor allem mit Blick auf die Coronavirus-Pandemie mit ihren Hygieneauflagen habe sich die Nutzung des Stadtparks als „Open-Air-Klassenzimmer“ noch verstärkt.

Kot an Sohlen oder Kleidern

Wörtlich heißt es in dem Schreiben des Kollegiums an den Magistrat weiter: „Bedauerlicherweise ist es inzwischen nahezu an der Tagesordnung, Schuhsohlen von Hundekot zu säubern oder – im noch schlimmeren Fall – Kindern neue Kleidung anzuziehen, wenn sie bei einem Sturz in besagten Hinterlassenschaften gelandet sind.“ Man habe den Versuch der Stadt Zwingenberg durchaus wahrgenommen, mit Hilfe von Kot-Tüten-Spendern der Sache Herr zu werden, „doch leider ist dies nicht gelungen“. Aus Sicht der Schule helfe nur „ein striktes Hundeverbot für unseren Stadtpark“.

Zu diesem Thema habe man auch die Erziehungsberechtigten der Melibokusschüler befragt „und eine bedeutende Mehrheit der Eltern unterstützt unser Anliegen“. Die Schulfamilie habe ausdrücklich nichts gegen Hunde, „wir sind aber der Ansicht, dass alle Zwingenberger Hundebesitzer – egal von welchem Wohnhaus auch immer – ruckzuck mit ihrem Vierbeiner die Feldgemarkung oder den Wald erreichen können, also nicht auf den Stadtpark als Hundetoilette angewiesen sind“.

Wenngleich es jetzt der Brief der Melibokusschule gewesen ist, der das Thema erneut auf die Agenda von Stadtverwaltung und Kommunalpolitik befördert hat: Neu ist das Thema nicht. Bereits beim Erlass der Gefahrenabwehrverordnung Hunde vor gut zehn Jahren „wurde die Frage diskutiert, ob auch der Stadtpark für Hunde gesperrt werden soll“, heißt es in der aktuellen Verwaltungsvorlage.

Keine Wirkung

Und in der Tat: „Hundeverbot für den Stadtpark aufgeschoben“, so titelte der Bergsträßer Anzeiger in seiner Aufgabe vom 8. Oktober 2011 angesichts der kommunalpolitischen Debatte. Damals klammerte man besagtes Hundeverbot für den Park aus, um zunächst noch abzuwarten, wie sich nach Erlass der Satzung, weiteren moralischen Appellen und der Ausgabe von Hundekotbeuteln die Lage entwickelt.

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In der aktuellen Verwaltungsvorlage heißt es ernüchtert: „Nachdem nun einige Jahre vergangen sind, muss leider bilanziert werden, dass die Anstrengungen in Bezug auf den Stadtpark nur wenig Wirkung erzielt haben.“ Das bestätige nicht nur das Schreiben der Melibokusschule, sondern auch der Bauhof in Trägerschaft des Zweckverbands Kommunale Dienste (ZKD) Alsbach, Hähnlein, Zwingenberg, „für dessen Mitarbeiter die Verunreinigungen eine einigermaßen große Zumutung darstellen“.

Wird’s eine Hundewiese geben?

Abschließend heißt es: „Ein Hundeverbot im Stadtpark vermeidet nicht nur die oben beschriebenen Probleme, sondern ermöglicht zusätzliche Nutzungen des Parks, die auf verunreinigten Wiesen schlechterdings nicht möglich sind, so beispielsweise Spiele, Liegen, Picknick und Weiteres. Hiervon konnte man sich auch in der Cittaslow-Stadt Michelstadt überzeugen, wo der Stadtpark ebenfalls seit einigen Jahren hundefrei ist und seitdem viel intensiver von der Bevölkerung genutzt wird.“ Als Alternative denke man im Rathaus über die Ausweisung einer Hundewiese im Innenstadtbereich nach – allerdings gilt auch dort: Die Hinterlassenschaften der Hunde müssen von Frauchen oder Herrchen entsorgt werden…

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