Zwingenberg. Das Biotechnologieunternehmen Brain meldet für die erste Hälfte seines Geschäftsjahres 2021/2022 einen deutlichen Umsatzanstieg aber auch einen deutlich höheren Verlust. An der Börse sorgte letzteres jedoch für wenig Aufregung, der Aktienkurs notierte nach der Bekanntgabe der Zahlen fast unverändert bei rund acht Euro und legte später leicht zu. Seit Jahresbeginn hat das Papier allerdings deutlich verloren, im Januar lag der Aktienkurs noch bei über zehn Euro.
Sowohl im zweiten Quartal als auch im gesamten Halbjahr legte der Umsatz um rund 30 Prozent zu, heißt es in einer Mitteilung von Brain. Ohne den Zukauf der Firma Breatec (ein Hersteller von Zutaten für Bäckereien und Mühlen, darunter Enzyme und Emulgatoren) im Februar dieses Jahres lag das Umsatzplus bei 20 Prozent.
Das bereinigte Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) hat sich zwar deutlich verbessert. Nach einem Verlust von 2,0 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum steht bei den 0,2 Millionen Euro diesmal ein positives Vorzeichen vor der Kennzahl.
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Unter dem Strich kam jedoch ein deutlich gestiegener Verlust von 3,7 Millionen Euro heraus. Im Vorjahreszeitraum lag der Verlust bei 1,0 Millionen Euro. Der höhere Verlust resultiert nach Unternehmensangaben aus der Beteiligung Solascure (Wundreingungsprodukte). Ursache waren hier höhere Kosten in der zweiten klinischen Phase zur Zulassung. Die sei coronabedingt mehrere Monate hinter dem Zeitplan. Statt nur in Großbritannien werden nun auch Patienten in Ungarn und den USA in die Test-Studien aufgenommen.
Darüber hinaus habe es im Vorjahr einen einmaligen positiven Effekt gegeben aus der Neubewertung der Finanzverbindlichkeiten bedingt durch teilweise ausgeübte Put-Optionsrechte (Verkaufsoptionen) von Minderheitsgesellschaftern der Brain-Beteiligung Biocatalysts (Enzymhersteller). Auch anteilsbasierte Vergütungen fielen zu Lasten des Gewinns höher aus.
Die Prognose für das Geschäftsjahr wurde bekräftigt. Für das laufende Geschäftsjahr erwartet Brain früheren Angaben zufolge deutlich steigende Umsätze und ein ebenfalls deutlich verbessertes aber nach wie vor negatives Ebitda. Nach der Zahlung des Kaufpreises für die Akquisition von Breatec, laufenden Investitionen in den Ausbau der Fermentationskapazitäten bei Biocatalysts und einer weiteren Finanzierung bei Solascure betrug die Cash-Position von Brain am Ende des zweiten Quartals 16,4 Millionen Euro.
„Wir freuen uns sehr, dass wir das positive operative Momentum der letzten beiden Quartale trotz zunehmender Herausforderungen in der globalen Lieferkette und steigender Materialkosten halten konnten“, sagte Brain-Vorstandschef Adriaan Moelker laut einer Mitteilung. Die anhaltend positive Dynamik sei in beiden Geschäftsbereichen deutlich spürbar und stimme auch für die Entwicklung im weiteren Verlauf des Geschäftsjahres optimistisch.
Ohne Einschränkungen in der Lieferkette hätte Brain vor allem im Segment Bioindustrial (Produktgeschäft) noch dynamischer wachsen können. Die Integration des Backenzym-Spezialisten Breatec verlaufe planmäßig und man erwarte, dass in den kommenden Jahren umfangreiche Synergien innerhalb des Bioindustrial-Geschäftsbereichs gehoben werden. Für Finanzvorstand Lukas Linnig zeigen das starke Umsatzwachstum in Kombination mit Initiativen zur Kostenreduktion und Strukturverbesserung nun deutlich den Weg zur Profitabilität auf.
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