Gesellschaft

Fritz Kilthau kündigt Rückzug vom Vorsitz des Arbeitskreises Zwingenberger Synagoge an

Vor der Wahl des Leitungsgremiums hatte Vorsitzender Fritz Kilthau ein ereignisreiches Vereinsjahr Revue passieren lassen.

Von 
Michael Ränker
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Fritz Kilthau (2.v.l.) bleibt Vorsitzender des AK Synagoge. Gewählt wurden zudem (v.l.) Martin Giebeler (Beisitzer), Ulrike Jaspers-Kühnhold (2. Vorsitzende), Robert Fiedler (Kassenprüfer) sowie Ulrich Kühnhold (Schatzmeister). © Michael Ränker

Zwingenberg. Fritz Kilthau bleibt an der Spitze des Arbeitskreises Zwingenberger Synagoge. Bei der jüngsten Jahreshauptversammlung wurde der langjährige Vorsitzende einmal mehr in seinem Amt bestätigt. Allerdings wird diese neue Amtszeit auch seine letzte sein: Kilthau kündigte an, dass er ab 2025 nicht mehr zur Verfügung stehen wird.

Ebenfalls in ihren Ämtern bestätigt wurden Ulrike Jaspers-Kühnhold als zweite Vorsitzende und Schriftführerin, Ulrich Kühnhold als Schatzmeister sowie Martin Giebeler und Pia Knaup als Beisitzer. Neu als Beisitzerin arbeitet Stefanie Becker im Vorstand mit, als Beisitzer ausgeschieden ist Daniel Unruh. Die Kasse wird erneut von Robert Fiedler geprüft.

Ein ereignisreiches Jahr

Vor der Wahl des Leitungsgremiums hatte Vorsitzender Fritz Kilthau ein ereignisreiches Vereinsjahr Revue passieren lassen. Der AK Zwingenberger Synagoge, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus wach zu halten und Begegnungen zwischen Menschen unterschiedlicher Religionen, Weltanschauungen, Kulturen und Generationen zu fördern, hatte erneut zu einer Vielzahl von Veranstaltungen eingeladen.

Im Gespräch mit Daniel Neumann zum Beispiel, dem Direktor des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden in Hessen, erfuhren die Zuhörer, wie Juden im Deutschland der Gegenwart mit Antisemitismus leben.

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Vortragsveranstaltungen des AK Synagoge trugen Titel wie „Die Wunschkinder der SS – Das Projekt ,Lebensborn‘“, „Zeugnisse zum Völkermord an Sinti und Roma“ oder „Literatur auf dem Scheiterhaufen: Bücherverbrennung und NS-Verfolgung von Autoren“. Ulrike Jaspers-Kühnhold und Fritz Kilthau verfolgten bei einem Stadtgang durch Zwingenberg die Spuren des Nationalsozialismus, überdies organisierte der Vorstand wieder eine Führung durch die Gedenkstätte KZ Osthofen. Und Ulrike Japsers-Kühnhold führte durch die ehemalige Machtzentrale der IG Farben auf dem Campus Westend der Goethe-Universität, ihr Thema lautete „Kriegsindustrie und Massenmord“.

Verlegung einer Stolperschwelle

Auch Kulturveranstaltungen standen auf dem Jahresprogramm des Vereins: Jürgen Poth beschrieb mit seinem Programm „Rede mer mal Tacheles“ früheres jüdisches Leben und erst kürzlich lockte der AK Synagoge mit dem Konzert „Klezmer und jüdische Lieder“ des Ensembles „Klezmers Techter“ über 200 Menschen in die Bergkirche. Höhepunkt im Vereinsjahr war die Verlegung einer „Stolperschwelle“ des „Stolperstein“-Künstlers Gunter Demnig vor dem Gebäude der ehemaligen zweiten Synagoge an der Wiesenstraße. So soll an die ehemalige jüdische Gemeinde Zwingenbergs, ihr Gotteshaus und besonders an die 40 Opfer erinnert werden, die in der NS-Zeit emigrieren mussten, verfolgt und ermordet wurden.

Und die nächsten Veranstaltungen des Arbeitskreises Zwingenberger Synagoge sind bereits terminiert: Für den 26. Januar, Freitag, 19 Uhr, lädt man zusammen mit den beiden Kirchengemeinden Zwingenbergs zu einer Gedenkveranstaltung für die Opfer des Nationalsozialismus in den Saal der katholischen Pfarrgemeinde (Heidelberger Straße 18) ein.

Filmvorführung im Alten Amtsgericht

Am 8. Februar, Donnerstag, 19 Uhr, zeigt der AK Synagoge im Saal des Alten Amtsgerichts den NS-Propaganda-Film „Kolberg“: Nach dem Krieg von den Alliierten als kriegsverherrlichender „Durchhalte“-Film verboten, darf dieser Spielfilm aus dem Bestand der Friedrich-Murnau-Stiftung nur unter Auflagen öffentlich gezeigt werden. Hierzu zählt eine Einführung in den NS-Film und die Diskussionsleitung durch das Institut für Kino und Filmkultur (Wiesbaden).

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Christoph Schneider wird am 14. März, Donnerstag, im Saal des Alten Amtsgerichts einen Vortrag zur Euthanasie in der hessischen Tötungsanstalt Hadamar zwischen Januar 1941 und März 1945 halten. Und für den 21. April, Sonntag, 11 Uhr, lädt der AK Synagoge dazu passend zu einem Besuch der Gedenkstätte Hadamar ein. Überdies wird Fritz Kilthau am 14. Mai, Dienstag, 19 Uhr, seinen Bildvortrag „Verfolgt - ermordet - gerettet / Die jüdische Bensheimer Familie Rosenfelder und ihre Nachfahren“ präsentieren. Veranstaltungsort ist der Saal des Alten Amtsgericht Zwingenberg. Dieser Vortrag basiert auf Kilthaus gleichnamiger Broschüre, die jüngst erschienen ist (wir haben berichtet).

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