Kommunalpolitik

Abriss der Flachdachbungalows auf dem Areal der Zwingenberger Jugendherberge möglich, Bäume sollen bleiben

Nach einem Beschluss der Stadtverordnetenversammlung geht das Bauleitplanverfahren für die denkmalgeschützte ehemalige Jugendherberge in die nächste Runde.

Von 
Michael Ränker
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Die Jugendherberge mit den Flachdachbungalows. © Stadt Zwingenberg

Zwingenberg. Im nächsten Jahr, wenn Zwingenberg sein Jubiläum „750 Jahre Stadtrechte“ feiert, dann kann auch der Bebauungsplan „Die Lange Schneise“ einen runden „Geburtstag“ begehen: Die Satzung, die regelt, wie auf beiden Seiten der besagten Straße gebaut werden darf, ist dann 40 Jahre alt.

Baulücken gibt es fast keine mehr, die Bauleitplanung ist nahezu vollständig umgesetzt. Ganz wesentlich geändert hat sich bekanntermaßen allerdings die Situation auf einem herausragenden Grundstück an der „Langen Schneise“: Die Immobilie mit der Hausnummer 11 – die Carl-Ulrich-Jugendherberge – ist seit dem 1. Januar 2021 geschlossen und soll von ihrem Eigentümer – dem Deutschen Jugendherbergswerk, Landesverband Hessen e.V. – bekanntermaßen verkauft werden. Die Stadt Zwingenberg hat großes Interesse an dem Objekt und will es erwerben, um Flüchtlinge unterzubringen (wir haben berichtet).

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Und weil die Kommune so oder so ein gewichtiges Wörtchen dabei mitreden möchte, was künftig mit dem denkmalgeschützten Gebäude – der Grundstein wurde am 3. September 1928 gelegt – sowie auf dem Areal am Rande der als Ensemble unter Denkmalschutz stehenden Altstadt geschieht, soll es eine Fortschreibung der Bauleitplanung geben. Sie trägt die Bezeichnung „Schießgarten/Die Lange Schneise“.

Die Wiederaufnahme dieses B-Plan-Verfahrens, für das bereits Anfang 2021 der Startschuss gegeben wurde und das dann aber zum Jahreswechsel 2021/2022 auf Eis gelegt wurde, ist nun in der jüngsten Stadtverordnetenversammlung nahezu einstimmig beschlossen worden. Ziel ist es, „die planungsrechtlichen Voraussetzungen für eine bauliche Folgenutzung und gegebenenfalls für eine maßvolle bauliche Nachverdichtung zu schaffen“, wie es in der Beschlussvorlage heißt.

Fünf neue Wohneinheiten zulässig

In dem Bereich, in dem sich das denkmalgeschützte Gebäude der ehemaligen Jugendherberge befindet, sind keine Neubauten geplant und auch ein Abriss des Gebäudes ist nicht zulässig. Angrenzende Gartengrundstücke sollen auch künftig nicht bebaut werden können. Südöstlich des Hauptgebäudes allerdings, wo gegenwärtig die maroden – nicht denkmalgeschützten – Flachdachbungalows stehen, sollen nach deren Abriss maximal fünf neue Wohneinheiten zulässig sein.

Bestandteil des Bebauungsplanes „Schießgarten/Die lange Schneise“ ist auch das Grundstück mit der Postanschrift „Die Lange Schneise 18“. Dabei handelt es sich um das gegenüber der ehemaligen Jugendherberge liegende Hanggrundstück in Nachbarschaft zum Trinkwasser-Hochbehälter, auf dem in den jüngeren Jahren massive bauliche Veränderungen vollzogen wurden. Möglichen weiteren Bautätigkeiten soll durch den neuen B-Plan allerdings Einhalt geboten werden.

Unabhängig von der aktuellen Beschlusslage der Kommune, die ehemalige Jugendherberge selbst zu erwerben, um Flüchtlinge unterzubringen, hatte es für die 80-Zimmer-Immobilie mit ihren 1700 Quadratmetern Nutzfläche auf dem 3600 Quadratmeter großen Grundstück in der jüngeren Vergangenheit schon etliche Nutzungsvorschläge gegeben. Zuletzt wollte ein Investor dort Büros und Wohnungen schaffen, zudem verhandelte er mit dem Kreis ebenfalls über die Nutzung des Gebäudes als Flüchtlingsunterkunft.

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Zuvor hatte auch der Verein Wohnvision Bergstraße Interesse an der Immobilie bekundet und die Idee von generationenübergreifendem Wohnen ins Spiel gebracht. Im Rahmen des Beteiligungsprojekts „Jugend denkt Stadt“ machte der Nachwuchs dann den Vorschlag, dort einen Jugendtreff zu installieren. Auch eine Jugendhilfeeinrichtung war als Käuferin im Gespräch und plante Wohngruppen für junge Menschen in schwierigen Lebenslagen und ein von dieser Personengruppe betriebenes Café.

Und in Kooperation mit der Wirtschaftsregion Bergstraße/Wirtschaftsförderung Bergstraße GmbH (WFB) entwickelten Studierende der SRH Hochschule Heidelberg in einem Praxisprojekt verschiedene Ideen: Ein Hotel mit einer Lounge, eine Klinik oder auch ein Restaurant mit Büros und Co-Working-Flächen einschließlich einer Weinbar am angrenzenden Wanderweg in die Wingerte gehörten zu den Vorschlägen.

Der Entwurf des Bebauungsplanes wird nun in diesen Wochen öffentlich ausgelegt; die Öffentlichkeit sowie übergeordnete Behörden und weitere „Träger öffentlicher Belange“ – zum Beispiel Naturschutzverbände – können Hinweise geben. Mit den eventuellen Änderungsvorschlägen beschäftigen sich dann die Planer, der Magistrat und schlussendlich die Stadtverordnetenversammlung.

Neben dem jüngsten Verfahrensschritt wurde in der jüngsten Stadtverordnetenversammlung auf Initiative der Gemeinschaft für Umweltschutz und Demokratie (GUD) auch beschlossen, dass der alte Baumbestand auf dem Areal der ehemaligen Jugendherberge gesichert werden soll. Konkret geht es um sechs Laubbäume – dazu GUD-Fraktionschef Ulrich Kühnhold: „Tun wir uns etwas Gutes und gönnen wir uns die alten Bäume.“

Freier Autor

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