Lorsch. Es gibt einen neuen Treffpunkt in Lorsch. Mitten in der Stadt, in idealer Lage in der Bahnhofstraße, lädt er zum Aufenthalt ein. Man kann es sich dort gemütlich machen und ein Buch lesen, man kann mit anderen Besuchern ein Brettspiel spielen, man kann sich dort an einen der Tische setzen und eine Auszeit bei einem Kaffee oder einem anderen Getränk genießen. Mitbringen muss man nichts, wenn man dort einkehrt. Denn Lesestoff ist dort ebenso wie eine Spiele-Auswahl vorhanden. Nicht einmal sein Portemonnaie müsste man zwingend dabei haben, wenn man spontan dort vorbeischauen möchte.
Bezahlfreies Konzept soll niemanden ausschließen
„Raum der Wünsche“ haben die Initiatorinnen Jana Lenhart vom Lorscher Kulturbüro und Stephanie Walter von der Entwicklungsgesellschaft Lorsch (EGL) die besondere Adresse in der Bahnhofstraße 14 getauft. Am Dienstagnachmittag wurde sie eröffnet und das Interesse vieler Lorscher an der Neuheit war nicht zu übersehen. Immer wieder kamen Menschen vorbei, schauten sich um – und blieben eine Weile: auf ein Gespräch mit anderen, um der Live-Musik des Duos „Fabian und Benjamin“ zu lauschen oder um in der Kreativ-Ecke ein bisschen zu basteln.
Weder für den Kaffee noch das Bastelmaterial musste man bezahlen, gratis kann man nutzen, was vorhanden ist. Und das Kostenlos-Prinzip gilt auch für künftige Besuche und Teilnahmen an Workshops, die in den kommenden Wochen noch folgen werden. Mitarbeiter eines Schreibwarenladens aus der Eichendorffstraße zum Beispiel laden am 6. Juni zum Ausprobieren von Aquarellstiften ein – und stellen alles, was Hobbykünstler brauchen. Nur anmelden sollte man sich früh.
Newsletter "Guten Morgen Bergstraße"
„Wir wollen niemanden ausschließen“, erklärt Stephanie Walter das besondere bezahlfreie Konzept. Auch Grundschulkinder nach dem Unterricht seien deshalb willkommen, auf eine Apfelsaft-Schorle vorbeizuschauen. Ganz ohne Geld funktioniert natürlich auch ein „Raum der Wünsche“ nicht. Dass er möglich wurde, hat Lorsch seinem Preis beim Landeswettbewerb „Ab in die Mitte“ zu verdanken. Zum zweiten Mal in Folge wurde Lorsch als eine der Sieger-Kommunen bedacht (BA berichtete). Nach dem sehr beliebten „Innenstadtzauber“, gefeiert als „Sommerkerb“ im vorigen Jahr, überzeugte die Stadt nun mit der Idee für dieses „pro-aktive Leerstandsmanagement“.
Lorsch als eine der wenigen erfolgreichen "Ab in die Mitte" Bewerber
12 500 Euro gab es diesmal vom Land für die Lorscher Idee, 10 000 Euro werden aus städtischen Geldern dazu gepackt. „Wir geben alles, damit hier so wenig Schaufenster wie möglich zugeklebt werden“, zeigte Bürgermeister Christian Schönung in seiner Rede zur Eröffnung auf, dass Engagement für ein lebendiges Stadtzentrum wichtig ist. Der stationäre Handel habe es derzeit schwer, erinnerte er.
Mit der Einrichtung des „Raums der Wünsche“ soll die Belebung eines leerstehenden Ladenlokals gelingen. Zuvor war dort unter anderem einmal der Lorscher „Unverpackt“-Laden angesiedelt. Direkt daneben ist in der Bahnhofstraße vor wenigen Wochen ein neues Geschäft eingezogen: „Brautmoden“.
Von den rund 60 Kommunen, die bei „Ab in die Mitte“ um die Preisgelder wetteiferten, seien letztlich weniger als 20 erfolgreich gewesen, hob Bürgermeister Schönung unter dem Beifall der Gäste den Erfolg der Lorscher Bewerbung hervor, auf den man stolz sein dürfe. Der „Raum der Wünsche“, mit dem Lorsch sich als „moderne Stadt darstellen“ wolle, werde auf jeden Fall allen viel Freude bereiten – und vielleicht ließen sich durch die Aktion auch wieder neue Ladenbetreiber finden.
"Raum der Wünsche" bleibt bis Mitte August
Sicher ist, dass sehr viele Lorscher unterschiedlichsten Alters in der Bahnhofstraße vorbeikommen werden. Denn die Räume – dank Rampe ohne Barriere erreichbar – steht allen Interessierten für verschiedenste Nutzung offen. Gestern zum Beispiel lagen dort Krabbeldecken aus, denn junge Eltern und ihre Kleinkinder waren zu Gast. Heute (23.) von 10 bis 13 kann jeder dort verweilen, ab 14 Uhr ist die Kaffeetafel gedeckt. Morgen (24.) sind Besucher ab 9 Uhr zum Marktfrühstück eingeladen. Ein Anliegen ist es auch, Generationen zusammenzubringen.
Wer im „Raum der Wünsche“ ein Angebot einen Tag lang gestalten möchte, meldet sein Konzept und den Wunschtermin bei der Stadt unter KULTour@lorsch.de. Bis Mitte August wird es den Raum geben.
Spenden für letzte Wünsche
Spenden, um ihn so attraktiv wie möglich für alle zu halten, sind selbstverständlich von allen Nutzern sehr willkommen. Wer einen Betrag geben möchte, steckt diesen in eine bereitgestellte Kaffeekanne. Mit diesen Geldern werden ebenfalls Wünsche erfüllt – letzte Wünsche. Denn die Spenden gehen über das DRK an Schwerstkranke, denen so ein Glücksmoment ermöglicht wird.
URL dieses Artikels:
https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/lorsch_artikel,-lorsch-raum-der-wuensche-bahnhofstrasse-_arid,2208498.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/lorsch.html