Lorsch. Wann ergibt sich schon einmal die seltene Gelegenheit, auf einer Straße mitten in der Stadt zu tanzen? Beim Frühlingsmarkt in Lorsch zum Beispiel. Unter anderem die Römerstraße und der südliche Teil der Bahnhofstraße blieben am Wochenende für den Autoverkehr gesperrt. Festbesucher zu Fuß hatten die Fahrbahn für sich. Als Tatiana Müller vom Tanzsportclub Rot-Weiß Lorsch das Publikum am Sonntag zum Latin-Line-Dance aufforderte, nutzten viele gern die Chance dieser kostenlosen Übungsstunde an ungewöhnlicher Stelle. Sie konnten vor der Bühne nach ihren Anweisungen mittanzen, ohne Angst vor dem Straßenverkehr haben zu müssen.
Jeder konnte spontan mitmachen und Müller verstand es, auch Ungeübte für den schnellen Salsa und das hüftbetonter auszuführende Bachata zu begeistern. Wer seine Tanzkenntnisse weiter verbessern möchte, kann beim Lorscher Verein entsprechende Kurse belegen. Auf der Bühne zeigten beim zweitägigen Fest auch viele weitere Nachwuchstänzer ihr Können. Großen Beifall gab es etwa für die Jungs vom „Studio V“, die gleich im Anschluss an den TSC ihr Können zeigten. Bei den verschiedenen Garden der Lorscher Bürger-Funken und ihren Solistinnen – es tanzte Sophie Utecht – war das nicht anders.
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Neben der Kreativ-Meile in der Nibelungenstraße lud auch die mit verschiedenen Verkaufsständen unter freiem Himmel bestückte Bahnhofstraße zum Flanieren ein. Viele junge Familien waren dort unterwegs, denn dort drehte sich auch ein Kinderkarussell. Einzelhändler lockten zum Frühlingsmarkt mit Rabatten und Sonderaktionen, der Sonntag war zudem verkaufsoffen.
Auch ein tierisches Programm wurde geboten. Vor dem Hundetherapiezentrum war ein Parcours für die Vierbeiner aufgebaut. Koordination und Konzentration konnten sie dort beweisen und etwas für den Muskelaufbau tun, wenn sie zum Beispiel Wackelbrett und Balanceboard nutzten. „Das ist schwer für die Hunde“, sagt Therapie-Expertin Gabriela Rödig. Die Fachfrau weiß aber auch, dass ein ausgearbeitetes Programm mit sportlichen und therapeutischen Elementen ältere Hunde sowie Artgenossen mit Verspannungen oder nach Bandscheibenvorfällen und Knie-Operationen wieder gut auf die Beine bringen kann.
Immer wieder wurde man von Live-Musik überrascht. Denn Künstler blieben nicht nur auf der Bühne. Das Trio „Evas Apfel“ etwa mischte sich ins Publikum und spazierte fröhliche Lieder wie etwa „Schuld war nur der Bossa Nova“ singend und musizierend bis zum Päoniengarten hinunter und wieder zurück. Das Duo „Schultz“, mit Gitarre und Kontrabass unterwegs, hielt es ähnlich und ließ seine Songs – unter anderem von J.J. Cale – an verschiedenen schattigen Plätzen hören.
Kinder, die selbst aktiv werden wollten, bekamen bei den Pfadfinderinnen und Pfadfindern unterschiedliche Angebote. Gern wurde mit bunten Klebebändern die Tapewand verziert. Das „Goldwaschen“, bei dem in Sandschüsseln mit kleinen Zangen winzige Edelsteinchen herauszufischen waren, begeisterte allein am Samstag schon 100 junge „Goldwäscher“.
Wanderkarten werden zu Tulpen
Beim Geo-Naturpark konnte man mit etwas Geduld „Muttertagstulpen“ basteln. Besonderheit: sie wurden aus veralteten Wanderkarten beziehungsweise Fehldrucken gefertigt. „Nachhaltig“, wie Sindy Grambow unterstrich, die auf Wunsch auch gerne beim Anfertigen von Tüten mit Konfetti half, gleichfalls aus Materialien, die zum Wegwerfen viel zu schade waren.
Schon im Juni wird erneut gefeiert: das Johannisfest startet
Wer den Frühlingsmarkt nicht besucht haben sollte, hat etwas verpasst. Das Angebot, das Ehrenamtliche aus Vereinen und professionelle Künstler unter der Regie des Kulturbüros auf die Beine gestellt, hat für ein abwechslungsreiches Festwochenende gesorgt. Lange warten bis zum nächsten Stadtfest in Lorsch muss man nicht. In gut vier Wochen schon beginnt das viertägige Johannisfest. Start ist am 14. Juni.
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