Empfang

Programm für Lorscher Neubürger, die Mitbürger werden wollen

Viele Neu-Lorscher zeigen sich positiv überrascht vom großen Angebot in einer Kleinstadt mit 14 200 Einwohnern

Von 
Nina Schmelzing
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Lorsch. „Super“, sagt Marina Wahlig, wenn man sie fragt, wie es ihr in Lorsch gefällt. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Stefan Wahlig nahm die Mutter zweier kleiner Kinder am Wochenende am Neubürgerempfang der Stadt teil. Die Wahligs gehören zu den rund 1500 Neu-Lorschern, die in den vergangenen drei Jahren in die Klosterstadt gezogen sind – und die Familie ist, auch weil die Großeltern in Lorsch leben, bereits bestens integriert. Der vierjährige Sohn Vincent jedenfalls spielt Fußball bei der Tvgg, Tochter Sophie (2) turnt beim größten Sportverein.

Groß war die Neubürgergruppe diesmal, weil die Empfänge in den vorigen beiden Jahren wegen Corona ausfielen. 120 der insgesamt 1500 Neubürger freuten sich nicht nur über die Einladung, sondern meldeten sich zur Begrüßung an und erlebten ein informatives und unterhaltsames Programm, an dem über 20 Lorscher Vereine mitwirkten.

Dass Lorsch mit seinen mehr als 100 Vereinen ein ungemein abwechslungsreiches Freizeitangebot ermöglicht, das fällt manchem Einheimischen vielleicht nicht mehr als besonders auf. Spricht man mit Neubürgern, erwähnen diese aber oft umgehend, dass sie davon beeindruckt seien. Auch ein junges Paar, das mit seinem 20 Monate alten Sohn Justus beim Neubürgerempfang dabei war, berichtet von seiner positiven Überraschung.

Hoffen auf die zweite Grundschule

Dass sie in einer Kleinstadt mit 14 000 Einwohnern auf so viele Angebote für Kinder treffen würden, hatten die Eltern, die in Frankfurt beide Pharmazie studierten und in Heidelberg und Darmstadt arbeiteten, nicht erwartet. „Wahnsinn“, erklären die Neu-Lorscher, deren Sohn nun bereits das Kinderturnen bei der Tvgg besucht. Hoffentlich, so sagen sie im Gespräch gegenüber dem BA, werde auch die zweite Grundschule in Lorsch stehen, bevor ihr Sohn Erstklässler wird.

Auf den Neubürgerempfang hat sich auch Susanne Weidner gefreut. Die 54-Jährige hatte sich vorgenommen, sich bei dieser Veranstaltung gezielt auch über das Vereinsangebot am neuen Wohnort zu informieren. Mit ihren Kindern hat die gebürtige Viernheimerin früher öfter den großen Fastnachtszug in Lorsch zum Finale der fünften Jahreszeit besucht. Zuhause war sie zuletzt aber viele Jahre in Neustadt an der Weinstraße, bevor sie jetzt mit ihrer Tochter nach Lorsch umgezogen ist.

Im Sommer hat Weidner in Lorsch die Stadtfeste genossen, lobt Kerb, Tabakfest und die Open-Airs. „Hier wird sehr viel geboten“, sagt sie, die täglich auch mit dem Hund in der Stadt unterwegs ist. Nun will sie sich vor allem bei den Gesangvereinen umschauen, sich eventuell einem Chor anschließen.

Möglicherweise ist die Neu-Lorscherin in der Nibelungenhalle gleich fündig geworden. Dort waren jedenfalls unter anderem der Liederkranz, die Musix und der Gospelchor Voices präsent. Deren Chorleiter Patrick Schilling brachte das Publikum mit seinen Sängerinnen und Sängern mit „Elijah Rock“ in Stimmung. Dass weitere Aktive willkommen sind, rief er den Neubürgern von der Bühne aus zu. Die Proben finden alle 14 Tage im Paulusheim statt, ein Konzert ist für den Mai geplant. Auch junge Frauen des Tanzsportclubs Rot-Weiß sowie Schülerinnen der Musikschule Stadt Lorsch erhielten für ihre Darbietungen viel Beifall.

Pfauenfedern und andere Präsente



Die Chance, sich beim Empfang den Neubürgern vorzustellen, nutzten viele Vereine. In der Nibelungenhalle waren Bürger-Funken, DRK, beide Kirchengemeinden, Feuerwehr, Gospelchor Voices, Liederkranz und Musix, Heimat- und Kulturverein, Mensch vor Verkehr, Mütter- und Familienzentrum („Mütze“), Ökumenische Flüchtlingshilfe, Schachclub, SPD, Tanzsportclub, Turnvereinigung, Vogelschutzverein und Wirtschaftsvereinigung Einzelhandel präsent.

Auch Musikschule, Stadt Lorsch, Geopark, Kreisvolkshochschule, Bücherei, Bergsträßer Anzeiger und Sparkasse betreuten Stände. Es gab überall viele Infos, dazu zahlreiche kleine Geschenke. Informativ war der Empfang nicht nur für Neubürger, sondern auch für einige Einheimische. Dass es am Ort einen Schachclub gibt, war offenbar nicht jedem bekannt, berichteten Lorscher Denksportler, die erstmals am Empfang mitwirkten, von Gesprächen an ihrem Stand.

Mehrere Vereine hatten sich viel Arbeit gemacht. Die Vogelschützer etwa präsentierten Vogeleier vom Nandu bis zur Wachtel und verschenkten Pfauenfedern, bei der Pfarrgemeinde gab es für jeden eine „gute Nachricht“ in Form eines Bibelspruchs. Die „Mütze“ hatte auch an Kinderbetreuung gedacht. sch

„Ich kann Lorsch empfehlen“, unterstrich Margot Henkes mit Überzeugung. Sie übernahm es, wie auch ihre Stadtführer-Kolleginnen Birgit von Loewis, Heike Gärtner-Deinl und Inge Ludwig, den Neubürgern am Samstag vor dem Empfang interessante Informationen an Ort und Stelle zu vermitteln. Zu Fuß oder mit dem Fahrrad konnte man sich anschließen. Natürlich nahm die Welterbestätte dabei einen wichtigen Part ein. „Wie ein Wunder“ sei es, dass die Königshalle über alle Jahrhunderte unzerstört blieb, sie Welterbe wurde und auch als Motiv für Münzen und bereits drei verschiedene Briefmarken diente.

Henkes beschränkte sich nicht allein auf die touristischen Sehenswürdigkeiten mit Kloster, denkmalgeschütztem alten Rathaus und Fachwerkhäusern. Sie führte auch zur katholischen Kirche, wo sie auf das schlichte Innere, aber die „wunderbare Akustik“ hinwies, in die Bahnhofstraße zum Standort der ehemaligen Synagoge, der sich derzeit als ungenutzte Gewerbeimmobilie wenig attraktiv zeigt und verschwieg „Bausünden“ in der Römerstraße nicht, als das Carstanjen-Center passiert wurde. Wer als Neubürger Mitbürger werden wolle, habe es in Lorsch leicht, versicherte Henkes und verwies auf die zahlreichen Gruppen, bei denen man aktiv werden kann: Von der gut sortierten Bücherei und der Reihe „Offene Kirche“ über Sport- und Gesangvereinen listete sie Möglichkeiten auf.

Wie in der Champions League

Dank des Welterbe-Titels fürs Kloster und der Weltdokumenten-Auszeichnung fürs Lorscher Arzneibuch spiele Lorsch gewissermaßen in der „Champions League“ mit, verdeutlichte Bürgermeister Christian Schönung. Fast alles in Lorsch habe irgendeine Verbindung zum Kloster. Die knapp 120 Vereine aber seien das „Rückgrat“ der Gesellschaft. Schönung hob auch die Bedeutung des Einzelhandels für ein lebendiges Zentrum hervor. Zwei Mitglieder der Wirtschaftsvereinigung Lorscher Einzelhandel, Michael Sochiera und Tord Steinbock, bat er auf die Bühne. Sie schenkten den Neubürgern Klostertaler im Wert von je fünf Euro.

Schönung räumte ein, dass nicht nur jedes Jahr viele Menschen nach Lorsch kommen, sondern dass es auch eine große Zahl an Wegzügen gibt und die Zahl der Geburten die der Sterbefälle nicht übertrifft. Durch die Zuzüge aber wächst Lorsch seit längerer Zeit um etwa 100 Einwohner im Jahr. 14 208 Menschen sind derzeit mit Erstwohnsitz in Lorsch gemeldet.

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Vom Glück, in Lorsch für ihre Familie ein Haus gefunden zu haben, erzählt Corinna Nitz. Von den Vorteilen der Stadt muss die junge Frau nicht überzeugt werden, denn sie ist hier aufgewachsen. Ihr Sohn spielt bereits Tennis in Lorsch, die Tochter wird bald Vronis Tanzstudio besuchen.

Dass er einmal in Lorsch daheim sein werde, das habe er sich beim ersten Besuch nicht träumen lassen, schwärmt Alexander Büttner, früher in der Eifel zu Hause, von der Lebensqualität an seinem „sehr schönen“ neuen Wohnort. Fußläufige Erreichbarkeit vieler Ziele zählt er dazu. Der 56-Jährige genießt zudem so oft wie möglich den Panoramablick vom Kloster auf den Odenwald.

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