Lorsch. Der Abschied war kurz und schmerzlos. Zumindest die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses weinten dem Klostertaler in ihrer Sitzung nicht lange nach. Zu beraten hatten die Gremiumsmitglieder über eine neue Möglichkeit, Kaufkraft in Lorsch zu halten. Damit verbunden war der Beschluss über den baldigen Stopp für das schmucke Münzgeld, geprägt mit Lorscher Motiven, mit dem man seit vielen Jahren in Lorsch einkaufen kann.
Einhellig zeigten sich die Ausschussmitglieder einverstanden damit, dass es keine neuen Klostertaler mehr geben wird und die jüngsten der noch im Umlauf befindlichen Münzen bis spätestens 2026 eingelöst werden müssen. Ein Klostertaler hat den Wert von fünf Euro.
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Leicht fiel die Entscheidung im Finanzausschuss vor allem deshalb, weil die „Lorscher Währung“ nicht ersatzlos gestrichen wird. Es wurde zugleich über die Einführung eines Stadtgutscheins diskutiert, der allseits gutgeheißen wird. Die Entwicklungsgesellschaft Lorsch (EGL) hat die Vorarbeiten in die Hand genommen. Unter anderem das mit der Erstellung eines Stadtmarketingkonzeptes beauftragte Institut „imakomm“ hat die Einführung eines Stadtgutscheins empfohlen.
Günstig und einfach
Mit Lorscher Betrieben sei die Idee eines solchen Gutscheins bereits diskutiert worden und „erhielt breiten Zuspruch“, teilte die EGL mit. Nicht bloß neu, sondern vor allem zeitgemäß ist ein Stadtgutschein, heben die Befürworter hervor. Dass dieser viele Vorteile gegenüber dem Hartgeld haben wird, wurde auch in der Ausschuss-Sitzung unterstrichen. Für einen digital nutzbaren Stadtgutschein, der unkompliziert ist und nur geringe Kosten verursacht, hätten sich daher auch andere Kommunen in ähnlicher Weise bereits entschieden, informierte Bürgermeister Christian Schönung.
Wenn das bisherige Marketinginstrument nicht mehr greife, sei es richtig, sich nach Alternativen umzusehen, erklärte auch Matthias Schimpf. Dabei sollte auf eine möglichst breite Streuung geachtet werden, so der Grünen-Fraktionschef. Viele Betriebe profitierten von einer Belebung der Innenstadt, die Gastronomie beispielsweise, manche seien aber „zurückhaltender“, wenn es um eine Beteiligung gehe.
Mit dem Klostertaler habe Lorsch sehr gute Erfahrungen gemacht, unterstrich Ferdinand Koob (CDU). Ein Stadtgutschein biete nun eine ideale Erweiterung. Bei den Münzen war die Stückzahl schließlich limitiert. Einfacher und niederschwelliger sei das Angebot obendrein, lobte er die „gute Sache“. Der Gutschein binde Kaufkraft, stärke die Wirtschaft.
Der Klostertaler ist seit 2005 in unterschiedlichen Prägungen auf dem Markt, einlösbar war er in der Hochzeit an rund 70 Adressen – von der Apotheke übers Eiscafé und den Wochenmarkt bis zum Theater und der Tankstelle. Die Taler ohne Jahresprägung sind nun noch bis Ende dieses Jahres gültig, die Münzen mit Prägung 2020 bis zum Jahr 2024, die 2022er Taler bis Ende 2026. Anschließend haben die Münzen nur noch einen Wert für Sammler, Souvenirliebhaber und Nostalgiker.
Der Klostertaler verfügte über ein „eingeführtes Branding“, sagte Dirk Sander (SPD). „Aber er hat sich überlebt“, fügte er an. Es sei daher gut, neue Möglichkeiten zu haben. Die Akzeptanzstellen sollten wachsen. Leicht falle die Entscheidung auch wegen des Zuschusses, so Sander.
Die Gesamtkosten für die Markteinführung des Gutscheins werden mit rund 9000 Euro veranschlagt, der Eigenanteil für die Stadt beläuft sich auf knapp 1400 Euro. Einzelhändler benötigen keine Zusatzgeräte, so die EGL, die das Gutscheinsystem betreuen will.
Wann der Gutschein zu haben ist, der im EC-Kartenformat sowohl digital als auch über den Handel vertrieben und auch als Geschenk beworben werden soll, darüber gibt es noch keine Information. Zunächst will sich der Aufsichtsrat der EGL in einer Sitzung mit dem Thema befassen, auch die Stadtverordnetenversammlung wird noch beraten. Nachdem es im Finanzausschuss einhellig Zustimmung gab, ist nicht damit zu rechnen, dass das Gremium den Gutschein ablehnen wird.
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