Nibelungenhalle

Lorscher Fastnachter und Feuerwehr brauchen ein Ausweichquartier

Während der Sanierung der Nibelungenhalle benötigen die Fastnachter und Feuerwehr aus Lorsch eine Alternative.

Von 
Nina Schmelzing
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Die Nibelungenhalle hat eine Bühne und Platz für viel Publikum. 2025 und 2026 müssen die Fastnachter aber anderswo feiern, denn dann wird die Halle saniert. © Neu

Lorsch. Noch ein Mal werden die großen Lorscher Fastnachtsvereine ihre Sitzungen mit viel Publikum wie gewohnt sehr stimmungsvoll in der Nibelungenhalle feiern können – dann ist zunächst Schluss. Bürger-Funken und Närrische Drei werden sich für die Jahre 2025 und 2026 um Ausweichquartiere kümmern müssen – und diese beiden Traditionsvereine sind natürlich nicht die einzigen Lorscher Vereine, die eine Alternative auf Zeit benötigen.

Die Nibelungenhalle, Baujahr 1964, wird bekanntlich saniert und modernisiert. Die umfangreichen Arbeiten für das „Lorscher Bürgerhaus“ sollen, so hieß es in der Sitzung des Bauausschusses, möglichst nach dem Ende der Fastnachtssaison im kommenden Jahr beginnen.

Fertigstellung im Sommer 2026

In der Ausschuss-Sitzung präsentierten Mitarbeiter des Büros „Prosa“ die Vorplanung des Bauprogramms für die künftige Multifunktionshalle, die im Souterrain dann auch das Lorscher Jugendzentrum beherbergen wird, das von der Sachsenbuckelstraße dauerhaft umzieht in die Stadtmitte. Klappt alles wie erhofft, sollen die ersten Maßnahmen am Wingertsberg im März 2024 erfolgen.

Die Fertigstellung wird für Juni 2026 erwartet. Nach derzeitiger Schätzung werden die Gesamtkosten für die modernisierte Halle, die im Förderprogramm Lebendige Zentren berücksichtigt ist, 13,5 Millionen Euro betragen.

Teilhabe für alle ermöglichen

Mit Blick auf angestrebte Nachhaltigkeit sei es schwer zu verstehen, dass auch funktionsfähige und noch nicht alte Sanitäranlagen erneuert werden sollten, merkte in der Ausschuss-Sitzung etwa Christiane Ludwig-Paul kritisch an und verwies diesbezüglich etwa auf die Frauen-WCs in der Nibelungenhalle. Diese seien in Ordnung. Die Toilettenanlage im Erdgeschoss sei nach aktuellen Kriterien aber nicht als barrierefrei einzustufen, klärte dazu Planerin Miriam Weckerle auf.

Auch Bauamtsleiter Volker Knaup erinnerte an verschiedene Vorgaben zu Barrierefreiheit und behindertengerechter Nutzung, die heutzutage gefordert würden. Dazu gehöre nicht allein der Aufzug, sondern zum Beispiel auch breitere Türen. Auch die Bühne solle behindertengerecht erreichbar sein.

Es werde langfristig mehr Menschen mit Handicap geben, die selbstverständlich eine Teilhabe an Veranstaltungen erwarteten. sch

Bürgermeister Christian Schönung sprach von einem „zukunftsweisenden Projekt“ am Wingertsberg. Miriam Weckerle von „Prosa“ stellte die Entwurfsplanung vor. Die modernisierte Halle soll unter anderem ein großzügiges und einladendes Foyer erhalten, eine neue Catering-Küche und einen Aufzug. Die Nibelungenhalle wird barrierefrei sein. Die Andienung erfolgt von der Justus-Liebig-Straße aus. Der Zugang zur ersten Ebene soll gut erkennbar zur Bahnhofstraße ausgerichtet sein. Der Jugendtreff soll gegenüber der Anfangsplanung zwar kleiner werden, kann aber bei Bedarf einen neuen Multifunktionsbereich mitnutzen.

Herzstück des Hauses wird oben der Hallenbereich mit Bühne sein. Der 380 Quadratmeter große Saal ist laut Versammlungsstättenverordnung für maximal knapp 800 Besucher ausgelegt. Zwei barrierearme Toiletten sollen dort für Hallenbesucher verfügbar sein.

Über das Bauprogramm entschieden wurde noch nicht. In der Sitzung gab es Fragen, Anregungen, eine lebhafte Diskussion, eine Sitzungsunterbrechung sowie letztlich einen gemeinsamen Antrag der Fraktionen von CDU, Grünen und PWL, weitere Optionen zu prüfen, der mit großer Mehrheit angenommen wurde – von der SPD gab es eine Gegenstimme dafür. Verbesserungsbedarf sahen viele Lorscher aber etwa bei der Fläche für die Umkleiden, die schon jetzt nicht immer ausreicht. Laut Prüfantrag soll nun ermittelt werden, ob die Verfügungsfläche nicht doch noch ausgeweitet werden kann.

Die SPD-Fraktion, die in der Vergangenheit immer wieder für einen Abriss und Neubau der Nibelungenhalle an Stelle einer Sanierung plädiert hatte, erneuerte ihre Bedenken gegenüber der beschlossenen Modernisierung. Als Weckerle erwähnte, dass noch Daten zur Statik des Daches fehlen, das zur Stromerzeugung eine Photovoltaik-Anlage tragen soll, sahen sich Sozialdemokraten bestätigt in ihrer Ablehnung und ihren Befürchtungen.

Einen Schritt zurückgehen

Sanierungen beinhalteten stets auch ein großes Risiko, meinte Ulrich Schulze-Ganzlin (SPD). Arbeiten im Bestand seien mit „extrem vielen Nachteilen“ verbunden, gab auch SPD-Fraktionssprecher Dirk Sander zu bedenken. Die Kosten könnten „locker“ auch noch auf 16 Millionen Euro steigen, befürchtete er. Bei der geplanten Halle im Ehlried hätten sich die Kosten verdoppelt, für den Wingertsberg läge bisher erst die Schätzung vor. „Was können, was wollen wir uns leisten?“, fragte er. Es dürfe in Folge nicht zu einer Erhöhung der Grundsteuer kommen, die nicht mehr vertretbar sei, warnte er. Es sei besser, rechtzeitig einen Schritt zurückzudrehen.

Ein Neubau am bisherigen Standort aber „funktioniert nicht“, entgegnete Matthias Schimpf (Grüne) zum wiederholten Mal in Richtung der SPD. Die Sozialdemokraten „gaukelten“ Lorschern eine Alternative vor, die überhaupt nicht existiere. Im heutigen Wohngebiet am Wingertsberg wäre der Neubau einer Mehrzweckhalle nicht genehmigungsfähig, zeigte er sich überzeugt. Die SPD habe trotz vielfacher Aufforderung aber auch keinen alternativen Standort vorgeschlagen. Die Fördermittel seien zudem an den jetzigen Standort gebunden, erinnerte Schimpf. Die zentrale Lage der Nibelungenhalle sei ein großes Plus.

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Es wäre gerade verkehrt, einen Schritt zurückzugehen, entgegnete der Grünen-Fraktionschef in Richtung SPD. Es sei im Gegenteil wichtig, die Stadt nach vorne zu bringen. Im Wettbewerb der attraktiven Innenstädte sei es entscheidend, dass Lorsch punkten könne. Erfolgreiche Stadtgestaltung bedeute auch, einen gewissen Mut zu haben, ins Risiko zu gehen. Mit ein wenig neuer Farbe sei es bei der Nibelungenhalle, wie alle wüssten, nicht getan.

Feuerwehr nach Einhausen?

Es habe von der SPD keinen Antrag gegeben, erinnerte auch Bürgermeister Schönung. Je länger grundsätzlich diskutiert werde, desto mehr würden letztlich die Kosten steigen, warnte er. Der Lorscher Bauamtsleiter Volker Knaup bestätigte, dass nicht nur die Fastnachter zwei Jahre lang einen anderen Veranstaltungsort brauchen. Aber auch in der schwierigen Zeit der Corona-Krise habe man schließlich Lösungen für viele Herausforderungen gefunden. Die Lorscher Feuerwehr etwa, die in der städtischen Nibelungenhalle jedes Jahr den sehr gut besuchten Familienabend feiert, habe schon in Einhausen gefragt, ob man eventuell dorthin ausweichen könnte.

Ausdrücklich habe man Lorscher Vereinen im Rahmen der Beratung über den Nibelungenhallen-Umbau auch Besichtigungstermine in der neuen Einhäuser Mehrzweckhalle zur Anregung angeboten, erinnerte Knaup. Die Einhäuser Halle sei so „toll“, dass sie auch vom Lorscher Theater Sapperlot gerne genutzt wurde, fügte er an.

Die Modernisierung „unserer Nibelungenhalle“ sei „ganz wichtig“, unterstrich Ferdinand Koob (CDU). Sie sei für Lorsch eine „große Chance“. Solche noch nicht zur Zufriedenheit vorgestellten Punkte wie die Umkleidefläche sollten jedoch noch „intelligent“ gelöst werden, forderte er. Viele Anregungen von Seiten der Vereine seien noch nicht umgesetzt, fügte Marco Graf (PWL) an.

Auf jeden Fall geprüft werden soll auch ein Zugang von der Küche zum Veranstaltungsraum und zum Foyer. Auch über Parkplätze wird noch zu reden sein, denn die gemäß Stellplatzsatzung nötigen Plätze können auf dem Grundstück nicht nachgewiesen werden. Es könnte daher eine Abweichung beschlossen werden.

Einsparpotenziale prüfen

Da das bisherige Raumplanungskonzept vor allem für das Obergeschoss noch nicht den Anforderungen der Mehrheit des Gremiums an eine modernisierte Nibelungenhalle entsprach, brachten CDU, Grüne und PWL erfolgreich ihren Antrag auf weitere Prüfungen durch. Ausdrücklich enthält dieser auch die Forderung, bei der Evaluation weitere Einsparpotenziale zu berücksichtigen, „um das Gesamtbudget nach Möglichkeiten zu reduzieren“.

Die geänderte Entwurfsplanung soll vor dem weiteren Gremienlauf mit den Nutzergruppen sowie den Vorsitzenden der Stadtverordnetenversammlung und der Fachausschüsse besprochen, die sich daraus ergebende Empfehlung im weiteren Verlauf beraten werden. Die Beratung über die Sanierung der Nibelungenhalle wird nun fortgesetzt. Im Januar soll der Bauantrag eingereicht werden.

Miriam Weckerle stellte die geplante Modernisierung vor. © Zelinger

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