Neubürger

Mehr als 600 Menschen ziehen pro Jahr nach Lorsch

Statt des bisherigen Empfangs für Neubürger richtete die Stadt Lorsch jetzt ein neues Willkommensfest aus. Zuletzt etwas mehr Wegzüge als Zuzüge

Von 
Nina Schmelzing
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Ankommen und mitfeiern - unter diesem Motto stand das Willkommensfest für Neubürger, das auch zahlreiche Lorscher Vereinsvertreter besuchten. © Ernst Lotz

Lorsch. Ihren klassischen Neubürgerempfang hat die Stadt in diesem Jahr gestrichen. Eigens begrüßt wurden zugezogene Lorscher aber dennoch. Für sie wurde diesmal ein Willkommensfest ausgerichtet – und dieses integriert in das Kerwegeschehen.

„Ankommen und mitfeiern“ lautete das Motto für die Neu-Lorscher. „Wir wollten das nicht mehr so steif machen“, erläuterte Bürgermeister Christian Schönung in seiner Ansprache, in der er kurz zurückblickte auf die früheren Begrüßungsveranstaltungen. Bislang wurde für Neubürger ein Empfang im Paul-Schnitzer-Saal gegeben, mitsamt einem festlichen Programm inklusive Musik- und Tanzauftritten, mitgestaltet von zahlreichen Vereinen, die sich und ihre Arbeit zudem an Info-Ständen vorstellten.

Verzicht auf Infostände und Anmeldungen

Viele Vertreter der weit über 100 Lorscher Vereine waren nun auch beim neuen Willkommensfest zugegen. Infostände und Auftritte aber gab es nicht mehr. Die Vereinsmitglieder nahmen – wie auch die Neubürger – auf den Bierbänken mitten im Weindorf Platz. Wer neu und wer in Lorsch schon lange daheim ist, hätte man durch diesen erwünschten Mix der Teilnehmer so nicht gleich auf den ersten Blick erkennen können. Infostände, so hatten die Organisatoren in der Vergangenheit festgestellt, könnten nämlich als Hürden wirken.

Auch auf die einst obligatorische Anmeldung zur Veranstaltung war deshalb diesmal verzichtet worden. Die Barrieren für Neubürger sollten so niedrig wie möglich gehalten werden. Eingebunden in die Kerb würden Neu-Lorscher und Einheimische noch schneller miteinander ins Gespräch kommen, so die Hoffnung der Gastgeber.

„Herzlichen Glückwunsch, dass Sie Lorsch ausgewählt haben“, mit diesen Worten begrüßte Schönung die Neubürger. Es gebe viele Gründe hierher zu ziehen: ein Arbeitsplatzwechsel sowie private Anlässe wie eine neue Liebe gehörten oft dazu. Vielleicht sei das Haus der Oma frei geworden, vielleicht wollten Jüngere näher bei ihren Eltern wohnen, um sie zu unterstützen oder Großeltern näher bei der jungen Familie, um sich mit um die Enkel zu kümmern, listete Schönung auf.

Einen weiteren ausschlaggebenden Grund nannte der Bürgermeister nicht, deswegen rief ihm eine Neubürgerin ihren persönlichen Beweggrund für ihren Umzug umgehend laut aus der Menge heraus zu: „Weil Lorsch einfach schön ist.“ Diese Antwort fand dann nicht nur Schönung einfach „toll“.

100 Neugeborene und 174 Verstorbene

Insgesamt, so informierte er, seien im vergangenen Jahr 605 Menschen nach Lorsch gezogen. Eine solch große Zahl erstaunte manchen Zuhörer sehr. Das sei allerdings ein Durchschnittswert, zeigte der Bürgermeister auf. In manchem Jahr habe man auch schon um die 800 Neubürger registriert. Dass es auch eine Menge Wegzüge gibt, vergaß er anschließend nicht, zu erwähnen: 639 Menschen haben Lorsch im Vorjahr verlassen.

So wie die Zahl der Wegzüge zuletzt die der Neuzugänge etwas übertroffen hat, so ist auch die Zahl der verstorbenen Lorscher im vergangenen Jahr größer gewesen als die der Neugeborenen. Von 174 Lorschern hat man sich verabschieden müssen, exakt 100 Kinder kamen auf die Welt. Insgesamt habe die Stadt derzeit etwas über 14.000 Einwohner – eine Größe, die offenbar den meisten Menschen gut gefällt, denn die Information wurde mit Applaus belohnt.

„Man kann viel Spaß haben“, machte Schönung die Neubürger zuerst mit den vier großen Stadtfesten bekannt: Frühlingsmarkt, Johannisfest, Kerb und Weihnachtsmarkt, der in Lorsch mit blauen Buden gefeiert wird. Dass die Kerb mit einem Tabakfest verbunden ist, gehe auf die jahrhundertelange Tradition des Tabakanbaus und der Zigarrenherstellung zurück und nicht etwa auf eine Begeisterung fürs Rauchen.

Das Engagement der Ehrenamtlichen, die sich für Projekte wie den Tabakanbau, die Pflege des Kräutergartens sowie den Pfingstrosengarten kümmern, lobte der Bürgermeister. Er machte die Neubürger auch gleich mit einigen wichtigen Gebäuden bekannt: Altes Rathaus, Stadthaus, die beiden Kirchen, die Zehntscheune und das Kurfürstliche Haus und natürlich die Torhalle. „Ohne die Königshalle wäre Lorsch nicht so bekannt“, erinnerte er an den begehrten Welterbe-Status. Das Kloster sei auch schon Motiv von Briefmarken und Münzen gewesen.

Auch die Autobahnauffahrten auf die A5 und die A67 seien ein großer Standortvorteil. Viel besser könne eine Stadt nicht erschlossen sein. Für Hundebesitzer sei Lorsch gleichfalls eine gute Adresse, meinte Schönung, verwies auf Hundeschulen und die Hundewiese, die kostenlos zu nutzen ist. Kaum eine andere Kommune biete nebenbei so viele Tütchen-Stationen mit Hundekotbeuteln, die von den Haltern nur noch ordnungsgemäß in den Mülleimer zu entsorgen seien.

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Stephanie Walter von der Entwicklungsgesellschaft Lorsch (EGL) animierte die Teilnehmer anschließend zu ein bisschen Bewegung im Rahmen einer Kennenlern-Runde. Aufstehen sollten zum Beispiel alle Neubürger, die einen Hund halten, dann alle, die mit Familie nach Lorsch zogen oder alle, die gern sportlich aktiv sind. Die Stichworte gaben den Vereinsvertretern die Gelegenheit, ihre jeweiligen Angebote vorzustellen.

Andreas Paul nutzte die Chance, für die Bürger-Funken zu werben, Gerhard Arbes informierte über den größten Lorscher Verein, die Tvgg. Wer als Übungsleiter mitarbeiten wolle, sei gleichfalls willkommen, fügte er an. Margot Müller stellte die Ökumenische Flüchtlingshilfe vor, Lukas Ruh die Arbeit des DRK mit First Responder, Sanitätsdiensten und Blutspende-Aktionen. Erika Cermak berichtete über den Partnerschaftsverein und wie er den europäischen Gedanken fördere, Alois Cermak sprach über den Ausländerbeirat. Hans Joachim Teichmann trat als Vorsitzender des Gewerbevereins ans Mikrofon, Heike Schneider für den Förderkreis große Pflanzenfresser, bekannt auch als „Ochsenclub“, wie sie erläuterte, Oliver Lannert für den Schützenverein.

Ob die Fastnachter der Närrischen Drei oder der Rockin‘ Rabbits, die Karotten verteilten, ob ADFC oder die Tischtennisvereine TTC 2010 und Topspin, ob die Olympia, der Reitverein, die Pfadfinder, Arbeiterwohlfahrt und VdK, der Förderverein der Wingertsbergschule und die Sappalostra fürs Lorscher Theater, die Feuerwehr, die Gesangvereine, der Musikzug Laurissa, der die Bewirtung beim Willkommensfest übernahm, oder die kirchlichen Gruppen, die der evangelische Pfarrer Renatus Keller vorstellte – es ist fast unmöglich, in Lorsch mit seinen Interessen nicht fündig zu werden.

Kleinstadt zum Wohlfühlen

Dass die Zahl der Neubürger, die sich unter dem Kerwekranz versammelten bei der Premiere überschaubar war, von den 600 gemeldeten Zuzügen jedenfalls weit entfernt, liegt wohl auch daran, dass nicht wenige Neu-Lorscher die Stadt bereits gut kennen. Oder zum Beispiel Rückkehrer sind. Carola Hintz etwa hat zwischenzeitlich in Bensheim, Darmstadt und auch in den USA gelebt, die junge Frau freut sich, nun wieder in Lorsch zu wohnen. Zu den Treffen des „Liederkranz“ sei es jetzt für sie nur noch ein Katzensprung, so Hintz, die Mobilitätsmanagement studiert hat, im ältesten Lorscher Gesangverein aktiv ist und sich in Lorsch „total wohl“ fühlt.

Auch Ulla Trost hat sich bewusst für Lorsch entschieden. Sie sei ein „Fischkopp“, lacht sie und verweist auf ihre Herkunft aus Hamburg. Lorsch hat sie als eine „gemütliche und gepflegte Stadt“ schätzen gelernt, in der man zu Fuß fast alle Ziele erreichen kann und in der erfreulich viele „normale, natürliche Menschen“ daheim seien. Eine weitere Neubürgerin ist aus Lüneburg hergezogen, weil ihre drei Kinder in der hiesigen Region leben. Eigentlich wollte sie in Bensheim ein Domizil finden, das klappte nicht auf Anhieb. „Ich finde es hier super“, erklärt sie nun, dass sie mit Lorsch hochzufrieden ist.

Jeder Neubürger wurde beim Willkommensfest nicht nur bewirtet, sondern auch mit einem Stadtgutschein beschenkt.

Redaktion

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