Lorsch. Mancher kommt wegen der großen Liebe nach Lorsch, andere ziehen aus beruflichen Gründen in die Klosterstadt, die über eine hervorragende Anbindung an die Autobahnen und damit in umliegende größere Städte verfügt. Nicht selten ist inzwischen auch die Situation, dass die Kinder das Haus verlassen, andernorts eine Familie gegründet haben und nicht mehr so oft die Zeit finden, Vater oder Mutter noch im Elternhaus zu besuchen. Dann ist es doch vernünftig, wenn der Großvater oder die Großmutter ebenfalls die Sachen packt und sich eine neue Bleibe in der Nähe der Kinder und Enkel sucht. Gerd Kapschefsky zum Beispiel hat das so gemacht.
„Ich habe Ja gesagt“
Er hat sich für einen Ortswechsel nach Lorsch entschieden. Zuvor war er in einer Kleinstadt an der Ostsee daheim. „Ich habe Ja gesagt“, erzählt der 65-Jährige im Gespräch mit dem BA, dass ihn seine Tochter gefragt hatte, ob er nicht dauerhaft mitkommen wolle. Nun sei er „im sonnigen Süden“ daheim und habe den Umzug noch nicht bereut, fügt er an. Kapschefsky gehört zu den über 700 Menschen, die in den vergangenen zwölf Monaten nach Lorsch gezogen sind. Sie alle waren am Wochenende zu einem Neubürgerempfang eingeladen, den die Stadt ausrichtete.
Zwar nahm nur ein vergleichsweise kleiner Teil der Neu-Lorscher dann auch an der Nachmittagsveranstaltung teil. Etwas mehr als 50 Personen ließen sich von Bürgermeister Christian Schönung über ihre neue Heimat informieren, beteiligten sich an den Stadtführungen und nahmen die Gelegenheit wahr, beim Empfang Kontakte zu anderen Neu-Lorschern oder Einheimischen zu knüpfen und das üppige Angebot der insgesamt rund 100 Lorscher Vereine kennenzulernen.
Das lag aber wohl nicht an grundsätzlichem Desinteresse, sondern nicht zuletzt daran, dass Lorsch mehreren der Zugezogenen überhaupt nicht fremd ist. Die Stadt ist vielen im Gegenteil schon gut vertraut, weil sie auch bisher nur wenige Kilometer entfernt lebten und häufig zu Besuch kamen. Auf Ingrid Grünhag etwa trifft das zu. Sie ist sogar eine gebürtige Lorscherin. Als Rentnerin ist Grünhag, bekannt durch den Friseursalon in Bensheim, nun in ihre Heimatstadt zurückgekehrt. Von ihrer neuen Wohnung und dem Ausblick ins Grüne zeigte sich die 75-Jährige angetan, wenn man sich beim Empfang mit ihr unterhielt.
Die Einladung zum Empfang anzunehmen, bringt auch echten Lorschern durchaus etwas. Die Stadt ist schließlich in Bewegung, verändert sich über die Jahre. In Lorsch verlief die Entwicklung nach Meinung der meisten Beobachter sehr positiv, wie immer wieder zu hören war. Inge Ludwig führte eine Gruppe Zugezogener per Fahrrad durch die Stadt, Heribert Koob und Heike Gärtner-Deinl hatten für die Neu-Lorscher eine Tour zu Fuß durchs Zentrum ausgearbeitet.
Sie zeigten, dass es neben dem Kloster noch weitere sehenswerte Bauten wie das Alte Rathaus von 1715 gibt, machten auf den 38 Meter hohen Kirchturm von St. Nazarius als höchstes Lorscher Gebäude aufmerksam und versicherten mit Blick auf die zahlreichen Veranstaltungen: „In Lorsch ist immer etwas los.“
Auch ein Ehepaar aus Dreieich hat nicht lange überlegen müssen, bis es sich für den neuen Wohnort Lorsch entschied. Sie verspürten in der Klosterstadt ein „Heimatgefühl“, sagt die Dreieicherin, die über die Großmutter Verbindungen nach Lorsch hat. Und da sie glücklicherweise im Home-Office arbeite, sei der Ortswechsel auch jobmäßig überhaupt kein Problem.
Bürgermeister Schönung berichtete über die bedeutende Historie und erinnerte daran, dass Karl der Große einst „höchstpersönlich“ in Lorsch war. Den Blick auf Kloster und Königshalle genießt unter anderem auch Brigitte Bugla-Scholz jetzt sehr. „Das ist es“, sagt die Neubürgerin, die vormals in Bensheim daheim war und angenehm „erstaunt“ ist vom vielen Grün in Lorsch, dort bereits gern mit dem Rad unterwegs war und das Schwimmbad nutzte.
Weil nicht nur viele Menschen zugezogen sind, sondern sich auch viele verabschiedet haben, ist die Einwohnerzahl insgesamt nicht sprunghaft, sondern nur maßvoll gestiegen. Sie beträgt jetzt 14 215. Im Vorjahr waren 14 208 Menschen mit Erstwohnsitz in Lorsch gemeldet.
Begrüßungsangebote für die Zugezogenen
Viele Vereine stellten sich den Neubürgern vor, unter anderem Partnerschaftsverein „Mensch vor Verkehr“, Ökumenische Flüchtlingshilfe, Heimat- und Kulturverein, VdK, Liederkranz, SC Olympia, Tvgg, Tanzsportclub, Pfadfinderinnen, Schachclub, ADFC, Bürger-Funken, SPD, Vogelschutzverein, Skiclub.
Auch die beiden Kirchengemeinden, Geo-Naturpark, Musikschule , Bergsträßer Anzeiger, Bücherei, Sparkasse und die Stadt Lorsch hatten Stände aufgebaut, verteilten Präsente zur Begrüßung. Gutscheine gab es auch von Kreisvolkshochschule und Theater Sapperlot. Das Mütter- und Familienzentrum „Mütze“ kümmerte sich beim Empfang um die jüngsten Besucher und bastelte mit ihnen.
Emma und Eva Jakob, Emma Eichmann, Nila Kaiser sowie der Spielmannszug der Feuerwehr sorgten für die Musik, die Tanzgarde der Bürger-Funken begeisterte mit ihrem Tanz. sch
URL dieses Artikels:
https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/lorsch_artikel,-lorsch-neubuerger-empfang-lorsch-_arid,2129228.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/lorsch.html
[2] https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/bensheim.html