Lorsch. Vorsitzender Reiner Jöst betonte bei der Jahreshauptversammlung der Jagdgenossenschaft Lorsch auf dem Aussiedlerhof des Landwirts Johannes Dewald die harmonische Zusammenarbeit mit den Jagdpächtern. 30 Landwirte und Jagdpächter waren zu dieser Versammlung gekommen. Vorstandswahlen standen nicht an.
Jöst, der auch Ortslandwirt ist, berichtete. dass Wildschweine im Mais erneut Schäden angerichtet haben. Auffällig sei, dass es zuletzt vermehrt Fallwild, also verendete oder verunfallte Tiere, gebe. Das Wild laufe in Zeiten der Trockenheit oft auf der Suche nach Wasser über die Straßen und werde dann von Fahrzeugen angefahren und meist sofort getötet. Die Tiere müssen von den Jagdpächtern eingesammelt werden. Jagdpächter Hans Biller betonte später, dass es sich bei den durch Unfälle getöteten Tieren zwar häufig um prinzipiell essbares Wild handele. Aus gesetzlichen Gründen dürfe das Fleisch jedoch nicht verwertet werden.
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Im Bericht von Jöst wurden auch die Schäden durch Rabenkrähen erwähnt, die manche Äcker zerpflügt hätten. Nachdem mehrere Vögel nach einer entsprechenden Genehmigung geschossen worden waren, sei eine gewisse Ruhe eingekehrt. Insgesamt sei feststellbar, dass es nach der Schließung der Hüttenfelder Kreismülldeponie im Süden des Bezirks keine Probleme mehr gegeben habe mit Krähen. Das Ablaufen von Äckern vor der Ernte zur Suche von versteckten Rehkitzen, habe recht gut funktioniert.
Jagdpächter Hans Biller gab die Bilanz zum im zurückliegenden Jahr erlegten Wild bekannt. 23 Rehe und Böcke seien bei der Jagd geschossen worden, 25 Tiere dieser Art seien bei Unfällen ums Leben gekommen. Im Jagdbezirk gebe es 30 bis 40 Kilometer Straßenfläche. Ein Reh wurde wahrscheinlich von wildernden Hunden gerissen – bestätigt sei das allerdings nicht.
Mit 82 erlegten Wildschweinen sei ein Rekord erzielt worden. Die Statistik verzeichne für Hessen 88 000 Stück Schwarzwild. Der Bestand sei unheimlich hoch. Die Eichelmast im Wald sorge für vermehrten Nachwuchs. Größere Wildschäden seien jedoch nicht feststellbar gewesen. Eventuell auftretende Schäden sollten die Landwirte umgehend den Jagdpächtern melden. Fälle der in anderen Bundesländern aufgetretene Schweinepest, die auch für die Landwirtschaft problematisch werden könnte, habe es in Lorsch und Umgebung noch nicht gegeben. Zu erfahren war auch, dass es wieder viele Feldhasen rund um Lorsch gebe. Nur einer sei allerdings geschossen worden, zehn weitere seien durch andere Ursachen ums Leben gekommen. Von Hunderten Stockenten, die Südhessen bevölkerten, hätten die Pächter zwölf geschossen. Erlegt worden seien zudem vier Kanadagänse, 14 Nilgänse und 80 Raben.
Böcke verfangen sich in Zäunen
Seit 2018 würden Nutrias in Fallen gefangen. Sie zu schießen sei kaum möglich, da sie nachts kaum von den streng geschützten Bibern zu unterscheiden seien. Gefangen worden seien 31 Nutrias – weniger als im Vorjahr. Der Bestand werde reduziert. Es seien auch vier Bisam- und vier Wanderratten gefangen worden. Einen Biber, der in eine Falle geraten war, habe man wieder laufen lassen. Bei 17 erlegten Füchsen sei hin und wieder auch Räude festgestellt worden. Marderhunde oder Wölfe seien im Umfeld von Lorsch noch nicht aufgetaucht, bilanzierte der Pächter.
Zwei Rehböcke hatten sich mit dem Gehörn in den Litzen von Weidezäunen verfangen und verendeten. Jagdpächter Jens Gebhard hatte das Gehörn eines solchen Rehbocks zur Ansicht mitgebracht. Sollten Spaziergänge einTier in einer solchen Notlage sehen, sollten sie das umgehend melden.
Überlegt wird schon seit längerem, zur Suche von Rehkitzen in Feldern auch Drohnen einzusetzen. Für deren Einsatz gebe es vom Land zwar Zuschüsse, nicht aber für die Jagdgenossenschaft. Das Problem, dass die Jungtiere bei der Suche aus der Luft nicht mit hundertprozentiger Sicherheit entdeckt werden könnten, sei bekannt, wurde bei der Versammlung thematisiert. Ein Versuch, mit Hilfe einer Wärmebildkamera ein Kitz zu finden, sei allerdings erfolgreich verlaufen. Es sei eigentlich auch nicht erlaubt, im Naturschutzgebiet Weschnitz-Insel Drohnen zu benutzen.
An der Bilanz von Kassenwart Thomas Dewald gab es nichts zu monieren, bestätigte ihm Thomas Dewald, der mit Michael Schork das Zahlenwerk geprüft hatte. Beide wurden erneut zu Kassenprüfern gewählt. Der Vorstand wurde einstimmig entlastet und der Haushaltsplan 22/23 genehmigt.
Die Teilnehmer der Jahreshauptversammlung legten eine Gedenkminute ein für den verstorbenen letzten Lorscher Tabakbauern Heinrich Wahlig ein.
Bürgermeister Christian Schönung bedankte sich für die harmonische Zusammenarbeit mit den Jägern und Landwirten.
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