Freizeit

Fünf Frischlinge flitzen durchs Wildgehege im Jägersburger Wald

Von 
Jörg Keller
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Einhausen. Vorwitzig begutachten die kleinen Schweinsäuglein den Besucher, um dann gleich wieder mit der Schnauze im schlammigen Boden zu versinken – immer auf der Suche nach einer Leckerei. Munter sind sie, die fünf Frischlinge im Wildgehege im Jägersburger Wald. Im Dezember haben die kleinen Wildschweinchen das Licht der Welt erblickt – und seit Montag jetzt auch zum ersten Mal zweibeinige Gäste. Anfang der Woche hatte das kleine Tiergehege neben dem Wasserwerk des Wasserbeschaffungsverbandes Riedgruppe Ost erstmals wieder nach einer zweijährigen Corona-Pause geöffnet. Die neuen Lockerungen bei den Pandemiebeschränkungen machen es möglich.

Und nach der Ankündigung der Wiedereröffnung in dieser Zeitung ließen sich die kleinen und großen Tierfreunde nicht lange bitten. Am Montag war der Besucherstrom angesichts des starken Windes zwar noch überschaubar. Am Mittwoch schauten jedoch bei strahlendem Sonnenschein zahlreiche Familien auf dem Waldareal im Jägersburger Wald vorbei. Gerade die kleinen Besucher sind gespannt auf die Tiere des Waldes.

Hirsche verstecken sich

Doch von diesen sind viele wohl erst einmal gar nicht so sehr begeistert von den Menschen, die auf einem mit Zäunen abgetrennten Stichweg durch das Revier pirschen. Rotwild-Hirsche und die ohnehin überaus scheuen Mufflons haben sich ganz hinten im Wald versteckt. Und auch das ansonsten durchaus zahme Damwild hält erst einmal gebührenden Abstand.

Um einen Blick auf die gefleckten Hirsche mit ihrem Schaufelgeweih zu werfen, benötigte man am Mittwochnachmittag gute Augen oder ein Fernglas. Immerhin ist das in zwei Bereiche geteilte Gelände insgesamt vier Hektar groß und bietet – durch Bäume und Dickicht geschützt – bewusst auch Rückzugsorte für das Wild. Eine Besucherin am Mittwoch war denn auch etwas enttäuscht, dass der Weg schon nach der ersten Biegung abrupt endet: „Hier ist schon Schluss? Ich dachte, das wäre größer.“

Vor der Schließung des Wildparks hielt sich das Rot- und Damwild häufig in der Nähe des Eingangsbereichs auf. Gerne ließen sich die friedfertigen Tiere schon mal durch den Zaun mit der Hand füttern.

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Doch das wäre aktuell ohnehin nicht möglich. Der hellgrüne Automat, aus dem die Besucher üblicherweise kleine Tütchen mit Futterpellets ziehen können, ist außer Betrieb „Bitte kein Geld einwerfen“, war am Mittwoch auf einem daran befestigten Zettel zu lesen. Doch das Gerät ist keinesfalls kaputt. Vielmehr gibt es wohl mittlerweile auch in diesem Bereich Lieferengpässe.

„Wir haben die Futterpäckchen bestellt, aber bislang sind sie noch nicht angekommen“, erläutert Peter Mehl auf Nachfrage. Der Betriebsmeister des Wasserwerks kümmert sich im Auftrag der Riedgruppe Ost federführend um das Gelände und die dort lebenden vierbeinigen Bewohner. Sobald die Lieferung eingetroffen ist, werde man den Automaten wieder befüllen und in Betrieb setzen. Selbst für die Tiere Futter mitzubringen, ist verboten. Nicht, weil der Wildpark mehr Pellettütchen verkaufen möchte. Es geht um die Gesundheit des Wildes. Gerade bei den Wildschweinen besteht laut einem Hinweisschild die Gefahr, dass sich durch kontaminiertes Futter die hochinfektiöse Schweinepest ausbreitet.

Hungern müssen die Tiere natürlich dennoch nicht. Die vorhandenen Tröge sind ausreichend gefüllt mit Trockenfutter und – für die Wildschweine – Mais. Und natürlich finden Hirsche und Mufflons auf dem Gelände noch das eine oder andere Grün. Keinesfalls knabbern sollen sie hingegen an den über 900 jungen Bäumchen, die in den vergangenen beiden Jahren neu gesetzt wurden, darunter verschiedene Eichensorten, Kastanien, Schwarznuss-Bäume, Eschen und auch Wildkirschen. Damit die Stämmchen unbeschadet wachsen können und nicht dem stetigen Hunger der vierbeinigen Feinschmecker mit ihrer Vorliebe für junge Triebe zum Opfer fallen, sind zahlreiche Pflanzinseln vorerst eingezäunt.

Weitere 370 junge Bäumchen

Im März sollen noch einmal 370 Bäumchen gepflanzt werden, berichtet Peter Mehl. Dafür ist bereits eine Schonung innerhalb des Wildschweingeheges vorgesehen.

Das Sturmtief „Sabine“ hatte den kleinen Tierpark im Februar 2020 ziemlich verwüstet. Zahlreiche Bäume knickten um. Andere wurden so stark beschädigt, dass sie später gefällt werden mussten.

Die Sturmtiefs „Zeynep“ und „Antonia“, die vor wenigen Tagen über Deutschland hinwegbrausten, richteten hingegen keinerlei größere Schäden im Gehege an. Ein Baum sei noch umgefallen, ansonsten jedoch nichts beschädigt worden, berichtet Peter Mehl auf Nachfrage.

Noch eine Schadensbilanz wie vor zwei Jahren wäre angesichts der gerade erfolgten Öffnung auch tragisch gewesen. Die pandemiebedingte Schließung wurde schließlich genutzt, um den Wildpark auf Vordermann zu bringen. Sturm „Sabine“ hatte außer den Bäumen nämlich auch zahlreiche Zaunanlagen im Inneren der Anlage beschädigt. Das Außengatter hatte zum Glück gehalten. Tiere wurden bei dem Unwetter seinerzeit nicht verletzt und konnten auch nicht entkommen.

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Im Inneren musste jedoch zunächst mit Bauzäunen improvisiert werden, um die Lücken zu schließen. Letztlich hatte man sich dafür entschieden, den ohnehin nicht mehr sonderlich schönen Maschendraht durch massive, grüne Metallzaunelemente zu ersetzen. Im hinteren – für die Besucher nicht sichtbaren Bereich – ist ein neues hölzernes Futterhaus entstanden. Der auf der Anlage vorhandene Tümpel wurde zu einem kleinen See erweitert, zu dem – voneinander getrennt – sowohl Mufflons, Rot- und Damwild, wie auch die Wildschweine freien Zugang haben. Demnächst soll auch der durch das Wasser führende Zaun noch erneuert werden, berichtet Peter Mehl.

Dass im Wildgehege immer etwas zu tun ist, kann man aktuell noch an den dicken Reifenspuren von Transportfahrzeugen ablesen, die sich in den nassen Untergrund gegraben haben. Doch hier dürfte im wortwörtlichen Sinne wieder Gras drüber wachsen. Und dem werden dann sicherlich auch die Hirsche nicht mehr widerstehen können und sich wie früher näher am Eingangsbereich aufhalten.

Corona-Abstandsregeln beachten

Völlig gelassen nehmen hingegen die Wildschweine den ungewohnten menschlichen Besuch hin. Ungeniert steigt ein dicker Keiler gleich mal in den gefüllten Futtertrog unter der neu geschaffenen Überdachung direkt am Zaun. Andere Schweine wühlen im Schlamm. Und die fünf Frischlinge springen munter übers Gelände, schlüpfen unter der nur für sie passierbaren Absperrung in die für sie reservierte Futterstelle und lassen es sich auch im dichten Schweinegedränge gut gehen. Menschen sollen hingegen weiterhin aus Infektionsschutzgründen ausreichend Abstand zueinander halten, wenn sie den Wildpark besuchen.

Redaktion Redakteur, Ressorts Lorsch, Einhausen und Region

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