Lorsch. Als im Kultur- und Sozialausschuss über den geplanten Frühlingsmarkt beraten wurde, hatten sich alle Gremiumsmitglieder zuversichtlich gezeigt, dass man das Fest fast wieder wie vor der Corona-Krise werde feiern können. Die Sitzung fand in der ersten Märzhälfte statt (BA berichtete). Auch Bürgermeister Christian Schönung hatte damals erklärt, im Mai werde vieles wieder möglich sein. Einige Tage später, als sich der Finanzausschuss in seiner Sitzung nun ebenfalls mit dem Thema zu beschäftigen hatte, klang der Optimismus gedämpfter. Denn die Pandemie ist nicht vorbei, die Infektionszahlen sind hoch – und sie sind noch gestiegen statt zu fallen.
Die Corona-Lage hat sich schon öfter anders entwickelt als gedacht. In Lorsch ist man bislang gut damit gefahren, sich auf unterschiedliche Pandemie-Szenarien und damit verbundene Schutzmaßnahmen vorzubereiten. Gerade weil früh auch ein Plan B erstellt war, musste Lorsch zum Beispiel im vorigen Jahr seinen Weihnachtsmarkt nicht absagen. Als einzige Kommune im Kreis Bergstraße hatte die Stadt ein passendes Konzept in der Schublade.
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Das gibt es jetzt auch für den Frühlingsmarkt, der in Lorsch traditionell zusammen mit dem Bienen- und Dichterfest und den Pfingstrosentagen Mitte Mai gefeiert wird. Erarbeitet wurden im Kulturamt zwei Varianten: Die eine sieht ein Stadtfest mit viel Normalität vor, dem nur die gewohnte große Bühne fehlt. Die andere befasst sich mit den Möglichkeiten für einen Frühlingsmarkt im Fall der Wende zum Schlechteren. Mit dem dann kleineren Markt, für den überdies Zugangskontrollen nötig sein könnten und der somit auch teurer wäre, beschäftigt man sich naturgemäß weniger gern.
„Wir wissen derzeit nicht, wohin die Reise geht“, machte aber nicht nur Matthias Schimpf (Grüne) mit Blick auf die Corona-Zahlen der vergangenen beiden Wochen klar. Es sollte deshalb vorsichtshalber auch ein Termin für eine eventuelle Sondersitzung verabredet werden. Bei dieser könne dann im Falle einer sich abzeichnenden verschärften Corona-Lage die abschließende Entscheidung fallen, ob in Lorsch der Frühlingsmarkt nach Plan A machbar ist oder doch die B-Variante durchgeführt werden soll.
Verkaufsoffener Sonntag wichtig
In der Sitzung des Finanzausschusses wurde immer wieder die Hoffnung geäußert, dass es beim Plan A bleiben kann und sich der Frühlingsmarkt zwischen Stadthaus, Palais von Hausen, Altem Rathaus und Pfingstrosengarten ausbreiten und viel Publikum anziehen kann. Schausteller, Künstler, Budenbetreiber und vor allem der Einzelhandel sollen dann von der zweitägigen Veranstaltung besonders profitieren, zu der auch ein verkaufsoffener Sonntag am 15. Mai gehört. Ohne den Frühlingsmarkt als Anker fehle die Rechtsgrundlage für einen verkaufsoffenen Sonntag, erinnerte Schimpf.
Im Kulturausschuss hatten die Fraktionen von Grünen und CDU mit ihrem gemeinsam Antrag Erfolg gehabt, weitere 3000 Euro zur Verfügung zu stellen, um den verkaufsoffenen Sonntag noch aufzuwerten. Mit dem Geld vom Konto Kommunale Corona-Hilfen sollte ein Gewinnspiel am verkaufsoffenen Sonntag organisiert werden, das Kunden verstärkt in Einzelhandelsgeschäfte zieht. Das mache Einkaufen am Sonntag noch attraktiver, waren sich die Gremiumsmitglieder einig.
Weil sich inzwischen aber die Wirtschaftsvereinigung der Lorscher Einzelhändler zu Wort gemeldet hatte, erklärten sich die Antragsteller um Matthias Schimpf im Finanzausschuss jetzt bereit dazu, ihre enge Festlegung auf dieses Gewinnspiel aufzugeben. Beschlossen bleibt aber, dass mit den 3000 Euro aus der Corona-Hilfe nur teilnehmende Geschäfte des Handels, nicht etwa Eiscafés, für eine Aktion unterstützt werden sollen, die Kunden in die Läden zieht.
Die Zusatz-Maßnahme stelle eine „deutliche Attraktivitätssteigerung für den verkaufsoffenen Sonntag“ dar, erklärte Ferdinand Koob (CDU). Zu erwarten sei, dass die Einladung zum Bummeln in Lorsch mit Hilfe der Aktion dann auch zu mehr Umsatz in den Geschäften führe.
Ein Konto, das schon vielfach half
Der Frühlingsmarkt sei eine Stärkung für die Innenstadt und den Handel, lobte auch Gülay Kaya (PWL). In die kreativ gestalteten Konzepte sei viel Arbeit investiert worden. Corona und die schwierige Lage für die Einzelhändler sei noch nicht vorbei, ergänzte Dirk Sander (SPD). Aktionen, um die Einzelhändler zu stärken, seien daher sinnvoll.
Matthias Schimpf machte zum wiederholten Male darauf aufmerksam, dass es „klug und richtig“ gewesen war, das Konto Kommunale Corona-Hilfen in Lorsch einzurichten. Vor zwei Jahren geschah das auf Antrag aller Lorscher Fraktionen. Auf dem Konto werden die Gelder gebündelt, die etwa für große Stadtfeste im Haushalt eingestellt, dann aber wegen der Pandemie nicht wie geplant benötigt wurden, weil das Fest ausfiel oder nur in kleinem Rahmen gefeiert wurde.
Mit den auf diesem Konto gesammelten Geldern konnte anschließend bereits viel Unterstützung geleistet werden. Die Corona-Hilfe machte die Münzen „Klostertaler-Plus“ ebenso möglich wie einen Zuschuss für das Mütter- und Familienzentrum „Mütze“.
Dirk Sander wollte wissen, wie viel Geld in Lorsch auf dem Konto Corona-Hilfe noch liege. Erster Stadtrat Alexander Löffelholz berichtete daraufhin von einer hohen fünfstellige Summe, die es ermögliche, politisch gewollte Aktionen durchzuführen. Wäre die Summe geringer, hätte das aber sicher auch viele Lorscher gefreut, räumte er ein. Denn das hätte bedeutet, dass Stadtfeste so wie früher gelaufen wären.
Die Bürger wünschten sich „von Herzen“, dass nun ein weitgehend normaler Frühlingsmarkt machbar werde, so Löffelholz. Die Ausschuss-Mitglieder stimmten den Planungen und den jeweiligen Mehrausgaben – 3000 Euro im Fall von Plan A, 8000 Euro im Fall B – einhellig zu.
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