Lorsch. Von einem „sehr spannenden“ Thema sprach Vorsitzender Jürgen Sonnabend, als er in der jüngsten Sitzung des Bau- und Umweltausschusses die Nibelungenstraße 37 aufrief. Auf der Tagesordnung stand das Entwicklungskonzept für die Immobilie. Was an der zentral gelegenen Adresse in unmittelbarer Nähe der Königshalle passiert, interessiert sehr viele Lorscher. Für die Gremiumsmitglieder stand nun erst einmal die Kenntnisnahme des Konzepts an.
Erklärtes Ziel der EGL ist nun ein Neubau
Die Entwicklungsgesellschaft Lorsch (EGL) hat das Grundstück im Lorscher Zentrum im vorigen Jahr erworben. Auf dem Gelände zwischen Museumszentrum und Café am Kloster wurde früher eine Pizzeria betrieben, zuletzt sorgte dort die „Klosterbar“ für eine Belebung der Innenstadt, wie sie sich viele Kommunen wünschen würden. Dass die Bar nicht dort bleiben kann, weil das alte Gebäude in diesem Sommer abgerissen werden soll, stand aber schon lange und vor Inbetriebnahme der Bar fest.
Erklärtes Ziel der EGL ist nun ein Neubau. Dieser soll sich städtebaulich gut einfügen an der prominenten Stelle in Lorsch und den Platzcharakter vor dem Kloster aufwerten. EGL-Geschäftsführer Matthias Herbener stellte in der Bauausschuss-Sitzung die Planung gemeinsam mit der Lorscher Architektin Britta Tölke vor. Gedacht ist daran, an dem erstklassigen Standort ein hochwertiges Gebäude zu realisieren. Im Erdgeschoss ist eine öffentlich zugängliche Nutzung wie etwa ein Ladenlokal vorgesehen. Im ersten Obergeschoss und im Dachgeschoss sollen Wohnungen eingerichtet werden.
Es geht allerdings nicht allein um das neue Haus. Mit dem Neubau werde auch eine Art punktuelle „Stadtreparatur“ verfolgt, hieß es zur Sitzung. Es soll nämlich auch der Hof dieser Liegenschaft mit dem nur wenige Schritte entfernten Hof Lorbacher und dem Paul-Schnitzer-Weg verbunden werden. Erhofft wird eine Aufwertung des zentralen Areals ähnlich dem Bereich hinter dem Haus Lorbacher und zum Back- und Brauhaus.
Mit dem Denkmalschutz, der Schlösserverwaltung und der Stadt ist das Konzept im Rahmen einer Bauvoranfrage abgestimmt. Wann es mit dem Neubau losgehen könnte, ist aber offen. Denn direkt nach dem Abriss dürfen zuerst Archäologen auf das Gelände. Im Erdreich des Grundstücks an der Klostermauer könnten allerhand interessante Funde aus der Vergangenheit entdeckt werden. Es ist also möglich, dass für archäologische Grabungen viel Zeit investiert werden muss. Ebenso kann es aber auch sein, dass die Mitarbeiter von Hessen-Archäologie nur auf wenig interessante Objekte stoßen und bald fertig sind.
Allerhand zusätzliche Arbeiten sind rund um die Liegenschaft außerdem zu erledigen. Die Mauer zur benachbarten Kindertagesstätte Villa Kunterbunt etwa ist nicht mehr standfest. Um zu vermeiden, dass sie die Abrissarbeiten der Immobilie Nummer 37 nicht übersteht, wird die Mauer kurzfristig durch einen Zaun ersetzt. Das geschieht in Abstimmung mit der Kita-Leitung und auf Kosten der EGL.
Das direkt an die ehemalige Pizzeria anschließende Café am Kloster soll überdies kernsaniert und energetisch modernisiert werden. Um den Innenhof des künftigen Neubaus zu öffnen, muss zudem der Holzschuppen des städtischen Kindergartens abgerissen werden. Die EGL empfiehlt dem Magistrat darüber hinaus, die öffentliche Toilettenanlage zurückzubauen, die sich daneben befindet, dezent versteckt hinter einer hölzernen Lamellenwand.
Über 100.000 Euro für die WC-Anlage
Möglicherweise wissen viele Lorsch-Besucher überhaupt nicht, dass es die behindertengerechte WC-Anlage direkt in der Stadtmitte am Benediktinerplatz gibt. Genutzt wird sie jedenfalls nur sehr selten. Weniger als zwei Nutzungen täglich wurden per Münzeinwurf festgestellt. Das teilte Bürgermeister Christian Schönung in der Ausschuss-Sitzung mit. Man müsse also fragen, ob der Standort dort Sinn mache. „Ja, sie hat Geld gekostet“, fügte Schönung zur WC-Anlage umgehend an. Dass es keine kleine Summe war, die damals investiert wurde, räumte er ebenfalls ein. Von einem Betrag, der sich auf über 100.000 Euro belief, sprach er. Im Haushalt sollten damals knapp 150.000 Euro bereitgestellt werden.
Zuzüglich zum Anschaffungspreis sind die Folgekosten etwa für die Reinigung zu bedenken. „Diese Toiletten werden nach jeder Benutzung gereinigt und desinfiziert“, kann man an der WC-Tür nachlesen. Die Urinale im Außenbereich sind gratis zu nutzen. Die Anlage, in Modulform errichtet, würde wohl nicht vermisst, könne ersatzlos wegfallen oder an eine andere Stelle versetz werden, an der sie vielleicht mehr frequentiert wird, so die Überlegung. Im Gespräch ist ein Standort an einem möglichen Busparkplatz in der Odenwaldallee.
Matthias Herbener berichtete, dass man in einer Expertenrunde verschiedene Hausentwürfe beraten und manche auch wieder verworfen habe. Man wolle, dass der Neubau auch zwei Generationen später noch gefalle und der zentrale Platz nicht ausfranse. Der Platz vor der Torhalle solle von Pkw-Verkehr entlastet werden, die Zufahrt zum Neubau könnte über den Volksbank-Parkplatz und den Paul-Schnitzer-Weg erfolgen. Die drei Stufen vor dem Saal könnten zur Rampe umgebaut werden. Eine Durchfahrtssperre könnte zwischen Museumszentrum und Neubau zum Platz vor der Königshalle errichtet werden.
Altes Gebäude passt nicht hierher
Die Zuhörer in der Ausschuss-Sitzung zeigten sich mit den ersten Informationen zum Entwicklungskonzept einverstanden. „Das alte Gebäude passt nicht zu dem Platz“, sagte Christian Walter (PWL). Das Areal vor der Königshalle sei schließlich ein „Aushängeschild von Lorsch“. Alle Stadtverordneten hätten es im vorigen Jahr zurecht begrüßt, dass die EGL die Immobilie erwarb, erinnerte er.
Es sei wichtig für die Stadt, ein so zentrales Areal mitzugestalten. Autoverkehr dort grundsätzlich fernzuhalten, wurde ebenso befürwortet. Nachfragen gab es zum Parken. Man sei dabei, Ersatz zu schaffen, hieß es.
Noch gibt es keinen Bauantrag, wurde in der Sitzung unterstrichen. Dass es kein Problem sein werde, für die künftig hochwertige Immobilie in sehr guter Lage Mieter zu finden, darüber war man sich einig.
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