Lorsch. Wohnraum in Lorsch ist gefragt. Es sollte mehr davon geben, wünschen sich nicht nur diejenigen, die selbst gerade auf der Suche nach einer passenden Immobilie sind. Auch in der Kommunalpolitik ist das Thema aktuell. Als sich Mitglieder der CDU- und der Grünen-Fraktion am Dienstagabend erstmals zu einer gemeinsamen Radtour trafen, um Lorscher Orte anzusteuern, für die sie sich engagierten, weil sie ihnen eine besondere Bedeutung für die Stadtentwicklung zumessen, waren mehrere Adressen dabei, an denen Wohnbebauung entstehen soll.
Gestoppt wurde etwa in der Kriemhildenstraße beim ehemaligen „Hotel Sandhas“, in der Lagerfeldstraße-West, in der Hirschstraße, in der Seehofstraße und in der Schulstraße. Einziger Wermutstropfen: Sofort einziehen kann an allen Adressen noch niemand. Die künftigen Wohnungen sind derzeit noch Baustellen oder es handelt sich um noch weitgehend verwaiste Areale.
Vier Praxen und 20 Wohnungen
Das gilt etwa für das Gelände in der Schulstraße 19, 21 und 25. Auf dem einst unter anderem von der Feuerwehr und dem DRK genutzten Grundstück soll bekanntlich ein Ärztehaus entstehen. Die Idee, dort ein zentrales Parkhaus zu errichten, habe man schon bald wieder verworfen, erinnerte Bürgermeister Christian Schönung, der die Radtour auf Einladung von CDU und Grünen begleitete. Für die Idee, auf dem in der Stadtmitte gelegenen Fläche ein Gesundheitszentrum zu bauen, habe es dagegen mehrere Interessenten gegeben. 700 Quadratmeter müssen dafür nun reserviert sein. „Vier Praxen bekommt man da gut hinein“, zeigte sich der Verwaltungschef überzeugt. Das restliche Gelände steht dann für den Wohnungsbau zur Verfügung. 20 Wohnungen sind dort vorstellbar.
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Für Senioren etwa könnte die Schulstraße eine ideale Wohnadresse sein: Ärzte, Apotheken und nicht zuletzt die Kirchen seien von dort aus auf kurzen Wegen erreichbar, so Schönung. Angebote der ärztlichen Versorgung gehörten möglichst in die Innenstadt, unterstrich Matthias Schimpf (Grüne): „Nur das bringt Frequenz.“ Man wolle in Lorsch ungern Fehler wie in anderen Kommunen machen, in denen Ärztehäuser mit dazugehöriger Infrastruktur an den Stadtrand verlegt wurden.
Das gesamte lange Verfahren um die beabsichtigte Neunutzung sei sehr „transparent“ geführt worden, ergänzte er mit Blick auf zuletzt öffentlich geäußerte Einwände eines Anliegers, der sich von den Plänen überrascht gezeigt hatte und mutmaßte, die Entscheidung sei wohl im stillen Kämmerlein getroffen worden. Es fanden, abgesehen von Sitzungen, in denen die Schulstraße mehrfach Tagesordnungspunkt war, auch Begehungen statt. Im Verfahren selbst habe es so gut wie keine Eingaben gegeben, so CDU-Vorsitzender Alexander Löffelholz.
Einstimmig hatten die Stadtverordneten beschlossen, die Schulstraßen-Grundstücke zu verkaufen. Eine „Triebfeder“ sei es gewesen, die hausärztliche Versorgung zu sichern, berichtete Schönung. Nun sei er sehr guter Dinge, dass man das Vorhaben zu einem sehr guten Ende bringe. Man gehe von einer zügig beginnenden Bebauung aus.
Letzte Details im Vertrag mit dem favorisierten Käufer will der Magistrat bis September geregelt haben. Wenn die Tinte trocken sei, werde sich dieser voraussichtlich auch öffentlich vorstellen und über weitere Einzelheiten informieren. Als erfreulich wurde es gewertet, dass der Käufer keine Riegelbebauung plane, sondern drei Baufelder.
Ob Eigentums- oder Mietwohnungen entstehen, ist aber beispielsweise noch offen. „Wir sind keine Eigentümer“, musste Schönung bei dieser Nachfrage einer interessierten Lorscherin passen, die sich vorstellen kann, in die Schulstraße umzuziehen. Schönung erinnerte daran, dass durch die Anzahl von „nahezu 100 Stellplätzen“, vor allem in einer Tiefgarage, „kein Rennen um einzelne Parkplätze“ zu befürchten sei. Die Stellplatzsatzung in Lorsch sei mit üblicherweise zwei Plätzen pro Wohnung „zeitgemäßer“ als in manchen anderen Kommunen.
Einig war sich die Runde, dass es vernünftig ist, sich frühzeitig Gedanken für Umnutzungen zu machen, wenn Flächen in der bisherigen Funktion nicht mehr benötigt werden. „Unschöne Flecken“ und eine „in die Jahre gekommene“ oder sogar „heruntergekommene Bebauung“ könnte sich ansonsten auch negativ auf Nachbargrundstücke auswirken, warnte Schönung.
Bücherei kann bleiben
Die Nutzer der Katholischen öffentlichen Bücherei in der Schulstraße 19 müssen sich aber keine Sorgen machen, dass die Einrichtung wegen der anstehenden Veränderungen dort schließen müsste. Es gebe langfristige Mietverträge, der Denkmalschutz ist selbstverständlich zu beachten und „Kauf bricht Miete nicht“, so Schönung.
Die letzten Tage dürften dagegen für den Kastanienbaum angebrochen sein. Der Schattenspender steht der Bebauung wohl im Weg. Für Grün werde aber auch künftig auf der Fläche gesorgt sein, hieß es bei der Radtour. Berichterstattung über die Stopps in Hirsch-, Kriemhilden- und Lagerfeldstraße folgt.
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