St. Nazarius

„Karl der Große war keine Mutter Teresa“

Die Katholiken in Lorsch feierten das Karlsamt zu Ehren Karls des Großen.

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sch
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Liedblätter mit der Kaiserlaudes lagen im Gottesdienst aus. © Schmelzing

Lorsch. In großen Kirchen – im Frankfurter Dom und in Aachen zum Beispiel – wird jedes Jahr Ende Januar das Karlsamt zelebriert. Es erinnert an Karl den Großen und seinen Todestag am 28. Januar 814. Auch in Lorsch aber wird diese Tradition gepflegt. In St. Nazarius hatte Pfarrer Michael Bartmann jetzt zum Karlsamt eingeladen.

Als „königliche Stadt“ wird Lorsch in der lateinischen Karlssequenz besungen. Ein solcher Titel mute heutzutage vielleicht fremd an, denn Lorsch sei „nicht mehr ganz so königlich“. Man solle die Bedeutung von Lorsch aber nicht kleinreden, betonte Bartmann im Gottesdienst. Lorsch sei im Mittelalter eine der bedeutendsten Stätten christlicher Kultur gewesen und über alle Grenzen hinaus bekannt.

Mit Entourage in Lorsch zu Gast

Dass Karl der Große in Lorsch war, rufe er sich selbst in Erinnerung, wenn er an der berühmten Königshalle vorbei- oder durch sie hindurchlaufe. Die damaligen Herrscher seien „nicht mit zwei, drei Bodyguards“, sondern mit einer großen Entourage unterwegs gewesen. Bei der Torhalle handle es sich nicht um ein einfaches „Kapellchen“, machte er mit Blick auf die heutige Welterbestätte deutlich.

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Im Petersdom wurde der Karolinger im Jahr 800 zum Kaiser gekrönt und damit zu einem der mächtigsten Männer seiner Zeit, die Stelle im Dom sei noch heute durch eine Porphyrplatte markiert. Karl der Große „war keine Mutter Teresa“, stellte der Lorscher Pfarrer in seiner Predigt klar. Bartmann warb aber dafür, den Menschen im Umfeld der damaligen Zeit zu betrachten.

Nach heutigem Wertmaßstab wäre der auch als „Sachsenschlächter“ in die Geschichte eingegangene Karl nicht heiliggesprochen worden. „Es war keine einfache Zeit“, sagte Bartmann.

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Karl der Große habe sich bemüht, das riesige Reich zu ordnen und er habe das christliche Abendland begründet beziehungsweise gefestigt. Er warnte davor, vorschnell über das „finstere Mittelalter“ zu urteilen. „Ist unsere Zeit denn so golden?“, fragte er mit Blick auf aktuelle Kriege, etwa in der Ukraine.

Musikalisch begleitet wurde das Karlsamt von der Schola, geleitet von Thomas Adelberger. sch

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