Lorsch. Ein sehr umfangreiches Programm stand am Sonntag für die Freiwillige Feuerwehr an. Der Ehrungstag sah eine Reihe von Beförderungen sowie die Verleihung von Verdienstmedaillen, Brandschutzehrenzeichen sowie Anerkennungsprämien vor, hatte die Vereidigung des neuen Stadtbrandinspektors und seiner beiden Stellvertreter zum Inhalt, die würdige Verabschiedung des Vorgängers aus dem Amt sowie die Verabschiedung einer Galionsfigur wie Franz Josef Schumacher aus dem aktiven Feuerwehrdienst. Außerdem waren drei neue Fahrzeuge einzuweihen. Dass es möglich ist, dieses Mammutprogramm in einer Zeit von knapp drei Stunden zu absolvieren, darauf hätte nicht jeder gewettet – aber es gelang.
Ehrung für Franz-Josef Schuhmacher
Lorschs neuer Stadtbrandinspektor Lukas Eichler hatte den Ablauf minutiös organisiert. Die vielen Redner – es traten sogar Delegationen der befreundeten Feuerwehren aus Thal, aus dem belgischen Zwevegem und Wil in der Schweiz ans Mikrofon – bemühten sich angesichts der vielen Programmpunkte um vergleichsweise kurze Beiträge. So blieb für die zahlreichen Teilnehmer im bestens besuchten Paul-Schnitzer-Saal glücklicherweise die Zeit, um die Leistungen ihrer Feuerwehrleute auch angemessen mit Beifall zu würdigen. Bei der Verabschiedung von Franz Josef Schumacher applaudierten die Veranstaltungsteilnehmer minutenlang und im Stehen, um für den jahrzehntelangen Einsatz des früheren Stadtbrandinspektors zu danken.
Drei neue Fahrzeuge
Gleich drei Fahrzeuge wurden im Rahmen des Ehrentags feierlich in Dienst gestellt. Pfarrer Michael Bartmann nahm an der Zeremonie vor dem Paul-Schnitzer-Saal teil, um die Autos – einen Kommandowagen, einen Klein-Lastkraftwagen sowie ein Hilfeleistungs-Tanklöschfahrzeug zu segnen.
Der BMW X3 ist für den Stadtbrandinspektor und seine Stellvertreter reserviert. Das Auto, Baujahr 2016 und 190 PS stark, wurde rot umlackiert zum Fahrzeug für die Einsatzleitung. Die Gesamtkosten bezifferte Bürgermeister Christian Schönung auf knapp 47 000 Euro. Der Lorscher Feuerwehrverein unterstützte die Anschaffung mit knapp 2500 Euro, die Stadt übernahm den Rest. Zuschüsse vom Land habe es nicht gegeben, vermerkte Schönung – und das galt auch für den Klein-Lkw.
Die Kosten für den Lkw der Marke Renault, gedacht etwa für den Transport der Jugendfeuerwehr, hat die Stadt Lorsch komplett übernommen. Fast 50 000 Euro waren für das Fahrzeug nötig, das den vor 20 Jahren durch den Feuerwehrverein beschafften Lkw ersetzen wird, der seine Nutzungsdauer erreicht habe.
Das größte und teuerste Fahrzeug ist das neue Löschfahrzeug. Der Volvo, Baujahr 2023 und mit 285 PS ausgestattet, kostete rund 425 000 Euro. Das Land Hessen beteiligte sich mit einem Zuschuss in Höhe von 84 000 Euro, der Lorscher Feuerwehrverein steuerte die Summe von 28 900 Euro bei. Diese Information wurde von Schönung als „super“ beurteilt und von den Zuhörern mit Applaus honoriert. Aus städtischen Mitteln mussten 312 000 Euro aufgebracht werden. Das HTLF 20/25 sei mit seiner eingebauten Generatoranlage, Hebekissen und hydraulischem Rettungssatz vor allem für technische Hilfeleistungen ausgelegt.
Michael Bartmann, Pfarrer der katholischen Gemeinde Edith Stein Lorsch-Einhausen, machte deutlich, dass die Fahrzeugsegnung nicht als Segnung des Metalls zu verstehen sei. Gesegnet würden die Fahrer und Nutzer der Autos. Gerade Feuerwehrleute führen keine einfachen Einsätze. „Es geht um Leben, das sie schützen“, so Bartmann.
Möglichst keinen Krach machen
Nach dem Besprengen der drei Autos mit Weihwasser betete Bartmann gemeinsam mit den Festgästen ein Vaterunser. Eine nicht ganz ernst gemeinte Empfehlung gab er der Feuerwehr gleichfalls mit auf den Weg: „Macht nicht so viel Krach, damit es keine Beschwerden gibt.“ Er spreche da aus Erfahrung, spielte er auf die Kirchenglocken an, die nach einer Beschwerde aus der Bevölkerung über Lärm nun nachts schweigen. sch
Schumacher, dessen Arbeit für die Feuerwehr 1972 mit dem Eintritt in die Jugendwehr begann, wurde zum jetzigen Eintritt in die Alters- und Ehrenabteilung die goldene Ehrennadel des Landes Hessen überreicht. Der Lorscher, der lange auch den Feuerwehrverein führte, war allein 20 Jahre als Stadtbrandinspektor aktiv, zuvor Stellvertreter und nahm alle Aufgaben in seiner mehr als 50-jährigen Feuerwehrzeit sehr gewissenhaft und mit Herzblut wahr. Mit Weitsicht habe er unter anderem den Umzug ins neue Feuerwehrhaus in der Nibelungenstraße gemanagt, lobte Bürgermeister Christian Schönung. Auch die Ausrichtung des Landesfeuerwehrtages in Lorsch sei eine Meisterleistung gewesen. Ob die Veranstaltungen der großen Familienabende, die Dauer-Einsätze bei der Brandserie in den Kleingärten, die Pflege der Kontakte zu den befreundeten Feuerwehren oder die Altpapiersammlungen – bei Schumacher waren alle Arbeiten stets in guten Händen.
Sparsam beim Geld anderer
Der Verwaltungschef charakterisierte Schumacher nebenbei als eine Art schwäbisch-schottische Kreuzung. Das war mit Blick auf die Sparsamkeit des langjährigen Feuerwehrchefs sehr respektvoll gemeint. Mit den Finanzmitteln der Lorscher sei Schumacher nämlich überaus sorgsam umgegangen. Sehr erfreulich sei es zudem, dass sein über 50-jähriger Erfahrungsschatz auch im „Rentnerdasein“ nicht verlorengehen werde. Es handle sich gewissermaßen nur um eine „formale Entlassung“, denn Schumacher habe angeboten, dass man ihn weiter anrufen könne, wenn Hilfe nötig sei.
„Es funktioniert nur gemeinsam“, erinnerte Schumacher daran, was eine gute Feuerwehr ausmacht. Er dankte seiner Familie sowie allen Kameraden, namentlich seinen Stellvertretern. Franz Josef Schumacher sei für ihn ein „Vorbild“, erklärte sein Nach-Nachfolger Lukas Eichler. Die Feuerwehr habe immer auf ihn zählen können, er habe die Lorscher Wehr geprägt. Geschenkt wurden Schumacher unter anderem zwei Feuerwehr-Ehrenbeile.
Lukas Eichler, der bei der Hauptversammlung im März mit deutlicher Mehrheit zum neuen Stadtbrandinspektor gewählt wurde, nachdem Vorgänger Markus Stracke nicht mehr kandidierte, wurde im Rahmen des Ehrentags unter dem Applaus des Publikums vereidigt. Der 28-Jährige übernehme eine hohe Verantwortung, so Schönung, der ihm digitales Funkgerät, Schlüsselbund und die Abzeichen für die Uniform überreichte.
Nicht nur Brände löschen, sondern auch Einsätze auf der Autobahn
Die Lorscher Feuerwehr habe viel zu tun und müsse keineswegs auf Einsätze warten, zeigte Schönung auf, dass das Feuerlöschen nur ein Teil der Arbeit sei. Oft wird die Lorscher Feuerwehr zum Beispiel zu Einsätzen nach Unfällen auf der Autobahn gerufen und eilt auch mitten in der Nacht zu Hilfe.
Den Amtseid schworen anschließend auch Eichlers Stellvertreter Thomas Kindinger sowie der zweite Stellvertreter Stephan Hubeler. Als „schlagfertiges“ und „tolles Team“, bezeichnete Eichler die Lorscher Feuerwehr.
Mit viel Lob verabschiedete Bürgermeister Schönung zuvor Markus Stracke. Dieser habe mit vollem Einsatz seine Aufgaben als Stadtbrandinspektor in der Nachfolge von Franz Josef Schumacher wahrgenommen, neben großen beruflichen Herausforderungen. Schönung erinnerte daran, dass Stracke als stellvertretender Leiter der Gefahrenabwehr der Bergstraße tätig ist. In der Corona-Pandemie baute er für den Kreis die Impfzentren auf, kümmerte sich um Personal und Ausstattung und als die „Flüchtlingswelle“ kam, habe er die Sporthalle gemeinsam mit dem DRK zur Unterkunft für Menschen auch aus der Ukraine umfunktioniert.
Ob bei großen Einsätzen nach der Flut im Ahrtal oder in Stolberg in Nordrhein-Westfalen – die Führung sei stets gewährleistet worden. Stracke habe einen exzellenten Karriereweg vorzuweisen, sich über die Jahre kontinuierlich fortgebildet und Meisterliches geleistet. Ob Atemschutz-Werkstatt, Organisation mit Nachbargemeinden oder die Fußboden-Sanierung – das Team habe den Stadtbrandinspektor, der überörtlich auch als Kreisbrandmeister gefragt war, stets unterstützt. Schönung lobte Stracke als ein Organisations- und Innovationstalent, als er ihm nun die Entlassungsurkunde auszuhändigen hatte.
Der Spielmannszug unter der Leitung von Uwe Techt umrahmte den Ehrungsvormittag feierlich mit mehreren Stücken und erhielt viel Beifall. Speziell für Franz Josef Schumacher erklang der Titel „Ein Freund, ein guter Freund“.
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