Lorsch. Bei den Lorscher Christdemokraten wird es einen Personalwechsel geben. Ab der kommenden Woche wird die Fraktion einen neuen Vorsitzenden haben. Der bisherige Fraktionschef Ferdinand Koob gibt sein Amt an der Spitze ab. Jürgen Sonnabend wird ab Juli die Führung übernehmen. Erstmals seit längerer Zeit wird ein wichtiges Amt damit bei der Lorscher CDU nicht zugleich auch in jüngere Hände gegeben: der bisherige Fraktionsvorsitzende ist 34 Jahre alt, der künftige 60.
Der jetzige Zeitpunkt scheint auch deshalb ungewöhnlich, weil er noch weit vor dem Ablauf der Legislaturperiode liegt. Die nächste Kommunalwahl steht schließlich erst im März 2026 an. Kommunalpolitiker allerorten aber sind längst mit der Vorbereitung darauf beschäftigt. Auch die Lorscher Christdemokraten haben schon vor längerer Zeit ihren Siebener-Ausschuss dazu gebildet.
Wunsch-Nachfolger gefunden
Für den Wechsel der Fraktionsführung viele Monate vorab habe man sich nun sehr bewusst entschieden, heißt es von den Christdemokraten. Mit Unstimmigkeiten habe das in keiner Weise zu tun, im Gegenteil. „Jürgen Sonnabend ist mein Wunsch-Nachfolger“, sagt Ferdinand Koob. Der Wechsel gehe ruhig, überlegt, geordnet, ohne Eile und in allseitigem Einverständnis vonstatten.
Dass er auf eigenen Wunsch vorzeitig den Fraktionsvorsitz abgibt, erklärt Koob mit Verweis auf persönliche Gründe: beruflich und privat sei seine Zeit für Ehrenämter momentan knapp bemessen, für ein kommunalpolitisches Führungsamt wie den Fraktionsvorsitz gilt das allemal. Die CDU ist mit 15 Mitgliedern die mit Abstand stärkste Fraktion im Lorscher Stadtparlament. Sechs Jahre lang hat Ferdinand Koob sie angeführt, er übernahm die Aufgabe 2019 von seinem Vorgänger Alexander Löffelholz.
Beruflich und familiär gefordert
Koob hat als Verwaltungsbeamter im Hessischen Rechnungshof eine verantwortungsvolle berufliche Aufgabe. Er gehört zu den Mitarbeitern der Landesbehörde, die kontrolliert, ob mit öffentlichen Mitteln wirtschaftlich und sparsam umgegangen wird. Dienstreisen gehören da selbstverständlich ebenfalls dazu. Gerade auch weil er vor zwei Monaten zum zweiten Mal Vater geworden ist, wolle er sich seine freie Zeit nun neu und flexibler einteilen, auch um „mehr Zeit für die beiden Jungs“ zu haben, erklärt der 34-Jährige. Die freie Zeit, um auch kommunalpolitische Themen „hundertprozentig voranzubringen“,gut reiche dann nicht.
Vollstes Verständnis äußern seine Mitstreiter in der CDU dafür, allen voran Jürgen Sonnabend. Der künftige Fraktionschef ist beruflich ebenfalls gut ausgelastet. Der Diplom-Ingenieur ist seit rund 30 Jahren für ein japanisches Unternehmen tätig, in der Kommunalpolitik engagiert er sich seit 2006. Als Vorsitzender des Bau- und Umweltausschusses hat Sonnabend bereits eine leitende Funktion inne, für die CDU ist er zudem Fraktionsgeschäftsführer.
Die Phase als junger Familienvater kennt er aus eigener Erfahrung, hat sie aber längst hinter sich. Seine beiden Töchter sind erwachsen und im Studium, so Sonnabend, der vielen Lorschern auch durch seine sportlichen Aktivitäten für den Leichtathletikclub Olympia bekannt ist. Beim LCO ist er als zweiter Vorsitzender und als Trainer aktiv. Die kommende weitere Führungsaufgabe bei der CDU zu übernehmen, sei nicht sein angestrebtes Ziel gewesen, so Sonnabend. Er sieht sie nun als eine „Challenge“, formuliert er sportlich. Mit Unterstützung des Teams werde sie gut gelingen.
„Die Zusage hat er“, unterstreicht Christiane Ludwig-Paul, CDU-Fraktionsmitglied und Stadtverordnetenvorsteherin. Jürgen Sonnabend sei mit einer „ruhigen Art“ und langjährigen Erfahrung allseits geschätzt und nun der „richtige Mann, unsere Fraktion zu führen“. Der Beschluss in der Fraktion sei einstimmig gewesen. Der Zeitpunkt für die „Staffelübergabe“ bereits im Vorwahlkampf werde gleichfalls als richtig gewertet. Sonnabend sei die „Ideallösung, für mich, für die Fraktion und für die Bürger“, unterstreicht Koob.
Er selbst bleibe der Stadtverordnetenversammlung erhalten und mit seiner besonderen Expertise auch dem Haupt- und Finanzausschuss und weiterhin als stellvertretender Stadtverordnetenvorsteher. Die Abgabe des Fraktionsvorsitzes sei kein Ausstieg aus der Politik, er wirke nur in anderer Rolle mit.
In der größten Fraktion stets alle Mitglieder „einzufangen“ für die notwendigen Mehrheiten, sei nicht immer einfach, so Koob rückblickend auf einige Diskussionen in den vergangenen Jahren. Er sei „dankbar“ dafür, dass er als Fraktionschef viele wichtige Themen „federführend“ habe mitgestalten können. Koob nennt etwa die Abschaffung der Straßenbeiträge, den Neubau der Sporthalle im Ehlried und die derzeit laufende Sanierung der Nibelungenhalle.
Ein „großes Dankeschön“ gebühre Koob auch für die Arbeit in herausfordernden Zeiten wie der Corona-Krise, betont Nachfolger Sonnabend. Er wolle sich nun auch dafür engagieren, die CDU wieder „sichtbarer“ zu machen. Die Lorscher Kommunalpolitiker eine das gemeinsame Ziel, ehrenamtlich das Bestmögliche zum Wohl der Stadt und ihrer Bürger zu erarbeiten. Das gelinge nur, wenn man – auch bei unterschiedlichen Ansichten – miteinander reden könne. Die CDU-Fraktionschefs verfügten über diese wichtige Fähigkeit.
URL dieses Artikels:
https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/lorsch_artikel,-lorsch-cdu-politik-vorstand-_arid,2312549.html