Lorsch. Fußballer des SC Olympia sind in der Vergangenheit nicht nur einmal für die Wahl zur „Mannschaft des Jahres“ der Stadt nominiert worden. Vor fünf Jahren zum Beispiel ist es einer Lorscher Elf gelungen, als sie den Aufstieg in die Kreisoberliga geschafft hatte. Vor genau 20 Jahren holte die E-Jugend des Vereins sogar den Titel. Jetzt aber zählt erstmals eine Fußball-Mädchenmannschaft der Olympia zu den Bewerbern um die begehrte Auszeichnung: die „Soccergirlz“.
Eine Krone im Namen verdient
Denn die D-Juniorinnen haben im vorigen Jahr die Regionalmeisterschaft gewonnen. Auf dem Platz in Leeheim wurde der Sieg perfekt gemacht. Die Spielerinnen, mit dem kleinen „z“ am Namensende, hatten allen Grund zur Freude über ihren bislang größten Erfolg. Den Namensschriftzug auf ihren blauen Trikots schmückt also zurecht ein kleines Krönchen statt eines schlichten Punktes auf dem „i“. „Unser Markenzeichen“, erklärt dazu Alexandra Nagy, eine der Trainerinnen aus dem insgesamt vierköpfigen Betreuer-Team, nicht ohne Stolz.
In der Lorscher Meistermannschaft spielen Mädchen im Alter zwischen zehn und 12 Jahren. Sie kommen nicht allein aus der Klosterstadt, sondern unter anderem auch aus Bürstadt, Hofheim und Heppenheim. Zweimal in der Woche nehmen sie die Fahrt zum je knapp zweistündigen Training im Waldstadion der Olympia in Kauf. Es gibt schließlich immer noch nicht viele Sportvereine im Kreis, die auch gezielt Mädchenmannschaften aufbauen.
Das Team wächst
Der SCO hat vor gut drei Jahren damit begonnen. Jugendleiter Jonas Schmittinger hatte in einem Aufruf Mädchen dazu ermuntert, Fußball näher kennenzulernen. Die Olympia wollte ihre Begeisterung fürs Kicken wecken und dazu auch ein gutes Training bieten. Es wurde ein „Tag des Mädchenfußballs“ organisiert – und tatsächlich: das Interesse stieg. „Wir wachsen ohne Ende“, sagt Nagy inzwischen mit Blick auf die Zahl der Mädchen, die in Lorsch kicken.
Dass die Nachfrage mittlerweile groß ist, hängt sicher auch mit den Nagys zusammen. Markus Nagy ist stellvertretender Jugendleiter beim SCO, der 32-Jährige stand einst bei der B-Jugend im Tor. Eine bereits jahrzehntelange Erfahrung bringt seine Mutter Alexandra mit. Sie ist eine ausgewiesene Fachfrau in unterschiedlichsten Funktionen. Mit dem Fußball hat sie selbst in dem Alter angefangen, in dem ihre Schützlinge jetzt sind. Als Achtjährige wollte sie Sport wie ihre beiden größeren Brüder machen. Sie lernte schnell, spielte als Zwölfjährige bereits mit Sondergenehmigung bei den Damen und hielt dann in der Landesliga als Torfrau den Kasten sauber. Über 40 Jahre lang war sie auf dem Platz aktiv.
Die leidenschaftliche Fußballerin ist zudem seit 30 Jahren Schiedsrichterin. 150 Spiele in der Saison im Jugendbereich zu pfeifen, ist für sie nicht außergewöhnlich – im Kreis Bergstraße war Nagy mit einer solchen Zahl an Einsätzen nicht nur einmal Spitzenreiterin.
„Auf, zackig“, hält die Trainerin die Nachwuchsspielerinnen auf dem Sportplatz zu Tempo an. „Wer meckert, geht raus“, erinnert sie zudem, dass im Spiel klare Regeln zu beachten sind. „Respekt gehört dazu“, fügt sie an. Gedrillt wird das Team aber nicht, die Trainer – Alexander Blöth und Justina Nagy komplettieren das Quartett – achten im Gegenteil darauf, dass genug Zeit bleibt auch für „Spaß drumherum“.
Ohne ein bisschen „Quatsch“ geht‘s nicht, meinen sie und das ist für sie völlig in Ordnung. Mädchen tickten einfach ein wenig anders. Frauenfußball werde nicht nur weniger körperbetont gespielt, auch im Vereinsleben sollte es nicht immer ausschließlich um die eigene sportliche Leistung gehen, haben sie erfahren. Ausflüge zu Bundesligaspielen unternehmen die Mädchen deshalb zum Beispiel zusammen, sie hatten viel Spaß im mehrtägigen Trainingslager und alle freuen sich schon auf das nächste Mädchenturnier, das im Juni in Lorsch ausgetragen wird. Die Teilnehmerliste ist bereits gut gefüllt.
Traum vom großen Stadion
Fragt man die Mädchen, warum sie Fußball spielen, dann sagen sie alle übereinstimmend: „Weil es Spaß macht.“ Und weil sie einmal in einem großen Stadion spielen wolle, ergänzt Jenna. Aktuell stehen die „Soccergirlz“ auf Platz drei der Tabelle. Die Torjägerinnen Johanna, Mia und Milena wollen ihr Team noch weiter nach vorn bringen. Die Olympia unterstütze die junge Abteilung sehr, loben die Trainer.
Den Titel als „Team des Jahres“ wünschen sich die Soccergirlz natürlich ebenfalls. Zum Regionalmeisterteam A-Liga Region Darmstadt gehören Ana Lucic, Marija Lucic, Alina Helmes, Milena Falter, Lena Tadijan, Johanna Hein, Mia Lehmann, Gabriela Barbor, Lia, Knapp, Leni Haugeneder, Jenna Maggiore, Milena Birk, Finja Jäger, Leonie Wiegand, Azra Utlu, Emeky Karpinski und Kim Haßlöcher.
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