Weihnachten

Der Lorscher Christbaum kommt diesmal aus dem Odenwald

Von 
Nina Schmelzing
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Lorsch. Wer morgens vor 8 Uhr im Auto unterwegs ist, hat selten Freude daran, wegen Verkehrshindernissen Zeit zu verlieren. Als sich gestern früh ein kleiner Stau in der Römerstraße bildete, hupte aber trotzdem niemand. Kurz gesperrt wurde der Abschnitt zwischen Markt- und Benediktinerplatz, weil der Weihnachtsbaum Vorfahrt hatte. Das Spektakel, wie das Prachtexemplar vom Transporter auf dem Benediktinerplatz hoch durch die Luft bis zum Standort vor dem Alten Rathaus gehievt wurde, lohnte das Zuschauen. Mehrere Eltern, die mit ihren Kindern auf dem Weg zum Kindergarten waren, legten spontan auch eine längere Pause ein.

Die zweieinhalbjährige Sophie stoppte mit ihrem Laufrad und verfolgte konzentriert die Arbeit des Teams vom städtischen Betriebshof, das von Mitarbeitern des Lorscher Unternehmens Stahlbau Ried unterstützt wurde. Joachim Gutschalk hatte den Teleskop-Autokran seines Betriebes zur Verfügung gestellt und war auch selbst gemeinsam mit Enkel Mika vor Ort. Am Steuer des Spezialfahrzeugs saß Harri Bohrer. Er brachte den Baum – es handelt sich um eine Nordmanntanne – problemlos an den vorgesehenen Platz.

Ein Lorscher Gewächs ist der Baum allerdings nicht. Er stammt aus Hammelbach und wurde dort bei Franz Meixner eingekauft. Auf den Aufruf der Stadtverwaltung vor einigen Wochen hatten sich zwar zahlreiche Interessierte gemeldet, die einen Baum aus ihrem Garten spenden wollten – der ideale Lorscher Christbaum aber war dann doch nicht darunter.

Größe ist zweitrangig

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Zum einen lagen einige Gärten viele Kilometer weit entfernt in anderen Städten, so dass der aufwändige Sondertransport sehr unwirtschaftlich gewesen wäre, zum anderen wurden auch unschöne Exemplare gemeldet, die Besitzer gerne gratis gefällt loswerden wollten, die aber nicht den optischen Anforderungen eines Christbaums im Zentrum entsprachen. Sogar gänzlich unpassende Arten wurden angeboten. Beim Lorscher Weihnachtsbaum muss es sich zwar nicht unbedingt um eine Nordmann-Tanne handeln, eine Zypresse allerdings, die offeriert wurde, soll es als Christbaum dann doch nicht sein.

Auf Rekordhöhen legt man bei der Auswahl keinen gesteigerten Wert mehr. Nicht erst seit 2017 eine stürmische Windböe einen Ast des Weihnachtsbaums in der Stadtmitte abgerissen und Lorschern einen Schreck eingejagt hatte, ist das so. Solches Wetteifern hat auch in anderen Kommunen stark abgenommen, berichtet Franz Meixner. Ein schöner Wuchs sei beim Weihnachtsbaum inzwischen das wichtigste Kriterium.

Knapp 15 Meter misst die Nordmanntanne, die Stephan Baumgartner bei ihm als Blickfang für die Lorscher Stadtmitte ausgesucht hat. So einen Riesenbaum kann seine Familie daheim nicht aufbauen, stellte der sechsjährige Jonas gestern als Zuschauer beeindruckt fest – es sei denn, man würde ein Loch ins Hausdach bohren.

Von Schafen gepflegte Umgebung

Im Odenwald hatte der Nadler viel Platz zum Wachsen, erzählt Meixner. Die Schonung werde dort auf natürliche Weise von Schafen sauber gehalten. Die unbehandelte Lorscher Tanne ist 40 Jahre alt. Vor das denkmalgeschützte Alte Rathaus gehöre natürlich auch ein „alter Baum“, sagt Meixner.

Eine Tonne schwer ist der Lorscher Christbaum. Das hat Harri Bohrer auf Nachfrage ermittelt. Für den Autokran war der Koloss somit gestern geradezu ein Fliegengewicht. Üblicherweise bewegt das Fahrzeug Bauteile für Stahlhallen, die bis zu 40 Tonnen wiegen.

Als der Baum gestern fest verankert war, machten sich die Männer vom Betriebshof gleich ans Schmücken. Der Christbaum wird mit Lichterkette und großen roten und goldfarbenen Kugeln schon bei den heute beginnenden vorweihnachtlichen Aktionen „Stadt der Lichter“ und „Fensterwunder“ auf die Adventszeit einstimmen.

Redaktion

Thema : Weihnachtsmärkte in der Region

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