Leseschwarm

Ab Mai fahren Lorscher gratis mit dem Reisebus zu Leseschwarm-Abenden

Von 
Nina Schmelzing
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Im Paul Schnitzer Saal gab der Leseschwarm Kostproben seines Gastspiel-Programms. Es startet in Zwingenberg. Lorscher können mit dem Bus gratis hinfahren. © Neu

Lorsch. Der Leseschwarm, so heißt die erfolgreiche Lyrik-Veranstaltungsreihe, die seit neun Jahren zahlreiche Zuhörer in Lorsch erfreut, fliegt bekanntlich künftig weiter hinaus: In diesem Jahr gastiert das Sextett erstmals außerhalb der Klosterstadt. „Poesie-Verführungen“ sind in Bensheim, Zwingenberg, Hemsbach und Weinheim terminiert. Appetithappen aus diesem geplanten Sommer-Programm servierte das Team des neu formierten „Leseschwarms 2.0“ jetzt einem interessierten Publikum im Paul-Schnitzer-Saal. Nicole Margraf, Karlheinz Mulzer, Sybille Römer, Heidrun Scheyhing, Renate Stippler und Margit Vogel präsentierten Texte unter anderem von Mascha Kaléko, Joachim Ringelnatz und Paul Maar.

Natürlich sollen alle Lorscher Poesie-Freunde, die bisher die Gedichte-Abende besuchten, auch künftig die Möglichkeit haben, beim Leseschwarm dabei zu sein. Ein Reisebus wird die Lorscher deshalb zu den vier Veranstaltungen an der Bergstraße bringen. Dank der Verkehrsgesellschaft Gersprenztal VGG als Sponsor werden die Lorscher kostenlos einsteigen können, kündigte Gabi Dewald an. Die scheidende Kulturamtschefin freute sich auch darüber, dass der Lorscher „Kultur-Export“ überall mit offenen Armen willkommen geheißen wird.

Poesie ist überall willkommen

„Die Bürgermeister waren begeistert“, berichtete sie von den Gesprächen mit den Verwaltungschefs der Kommunen an der Bergstraße im Vorfeld. Der Leseschwarm sei bekannt und genieße einen „guten Ruf“, stellte Dewald fest. Sogar eine Anfrage für die Bundesgartenschau in Mannheim sei eingetroffen.

Für jedes der Gastspiele gibt es ein Motto. Der Auftakt am 11. Mai (Mittwoch) in Zwingenberg jedoch widmet sich Fritz Graßhoff, der 30 Jahre lang in der Bergstraßen-Stadt lebte. Unter anderem mit „eindeutig zweideutigen“ Werken sei der Künstler bekannt, erinnerte Heidrun Scheyhing, die sein „Chanson vom Frühstück einer erfolgreichen Geschäftsfrau“ vortrug.

„Gedichte für Paare“ lautet das Thema, wenn der Leseschwarm am 8. Juni nach Bensheim fliegt. Mit „Ich hab dich so lieb“ von Joachim Ringelnatz stimmte in Lorsch Margit Vogel auf diesen Abend ein. Sybille Römer steuerte Mascha Kalékos „Ich und Du“ dazu bei: „Ich und Du wir waren ein Paar / Jeder ein seliger Singular“, formuliert die Autorin, deren Gedichte vom Leseschwarm oft und gern ausgewählt werden.

Wenn die Lorscher „Poesie-Verführer“ am 13. Juli in Hemsbach auftreten, dann werden Werke jüdischer Lyriker im Mittelpunkt stehen. Karlheinz Mulzer machte die Zuhörer schon einmal mit dem jiddischsprachigen Autoren Boris Sandler bekannt, der dann dort ebenso mit einem Text vertreten sein wird wie die berühmte Hilde Domin. „Eine bewundernswerte Frau“, erklärte Sybille Römer, die die Schriftstellerin persönlich kennenlernen durfte.

„Sams“-Autor reimt für Kinder

Zum Ausflug nach Weinheim am 10. August bringt der Leseschwarm Reime für Kinder mit. Renate Stippler trug als Beispiel für den Abend, der den Titel trägt „Die Sonne ist ein Lutschbonbon“, ein Gedicht von Reiner Kunze vor: „Nebelkunde – sieben Merksätze für junge Nebelkrähen“. Nicole Margraf hatte sich zum Schluss im Schnitzer-Saal einen tröstlichen Text von Paul Maar ausgesucht. „Halb so schlimm“ lautet der Refrain auf all die kleinen Katastrophen, die der bekannte „Sams“-Autor darin schildert: „Kriegst du eine Fünf in Mathe / sitzt im Fahrstuhl eine Ratte“ zum Beispiel oder „Hängt ‘ne Spinne von der Decke / glotzt ein Monster um die Ecke“.

Von Laotse bis Konstantin Wecker

Ein zweiter Teil des zunächst letzten Lorscher Lyrikabends widmete sich Friedensgedichten. Wilhelm Busch und Theodor Fontane, Laotse und Konstantin Wecker kamen in der breiten Auswahl unter anderem zu Wort. Dargeboten wurde auch Gottfried Keller mit „Friede der Kreatur“, in dem dieser über seinen gewandelten Umgang mit Spinnen schreibt. Als junger Mann habe er die Tiere, die ihm „zuwider“ waren, immer getötet, im Alter ruft er die Jugend dazu auf, diese friedlich in die Freiheit zu entlassen.

Die Zuhörer bedankten sich für den Lorscher Lyrikabend und die vielen Anregungen zum Nach-Lesen mit langem Applaus.

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