Konzert

Irische Melodien und Odenwälder Lieder erklangen in Lindenfels

„Peter Kunert and Friends“ sorgten mit ihrem Gesang und fünf verschiedenen Instrumenten für viel Begeisterung. Auch politische Botschaften wurden bei ihrem Auftritt im Lindenfelser Bürgerhaus transportiert.

Von 
Walter Koepff
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Mit Begeisterung und Spielfreude gestaltete die Folk-Formation „Peter Kunert and Friends“ erneut einen weitgefächerten musikalischen Abend. © Walter Koepff

Lindenfels. Mit dem Lied „Noch ’ne Krise“ des Damenlikörchors aus Hamburg hatte die Folk-Formation „Peter Kunert and Friends“ bereits bei ihrem Konzert in Reichenbach Anfang dieses Jahres eine klare politische Aussage gemacht. Auch beim jüngsten Auftritt der Band im Lindenfelser Bürgerhaus mit einer von Peter Kunert aktualisierten Version des Liedes „Wenn‘s nun anders ausgegangen wär“ von Herman van Veen wurde eine deutliche Absage an freiheitsfeindliche Bewegungen erteilt. Kunert dachte: Eigentlich müsste man aus der Geschichte etwas gelernt haben, aber mit Blick auf die USA müsse er feststellen, dass dort „das eigene Verderben“ sogar selbst gewählt worden sei. „Da bleibt mir die Spucke weg“, so Kunert, was mit viel Beifall im voll besetzten Bürgerhaus aufgenommen wurde.

Gleich mit einer betrüblichen Nachricht begrüßen musste Peter Kunert die Gäste. Christina Kindinger habe leider kurzfristig krankheitsbedingt absagen müssen. Um den Abend in Lindenfels zu retten, habe man schnell einige Programmänderungen und neue Arrangements vorgenommen.

In Irland singt auch die Jugend Volkslieder mit Begeisterung

Zur Formation gehören neben Peter Kunert (Gitarre, Gesang) auch Christina Tröger (Harfe, Bodhrán, Percussions-Löffel, Gesang) und Martin Ludwig (Geige, Gesang). Für den richtigen Sound ist Tobias Schwarz am Mischpult zuständig. Das Programm, so Kunert, spanne den Bogen von keltischen-irischen Musikstücken hin zu Odenwälder Liedern. Volkslieder, so erläuterte Kunert, seien in Irland nicht nur etwas für Ältere, auch die Jugend singe sie mit Begeisterung. Die irischen Songs handelten oft von Auswanderern, glücklicher oder vergeblicher Liebe sowie Seemannsschicksalen.

Ein gesangfreudiges Publikum spendete viel Beifall bei dem facettenreichen Konzert von „Peter Kunert and Friends“ im Lindenfelser Bürgerhaus. © Walter Koepff

Mit „It‘s good to see you“ erfolgte die traditionelle Begrüßung durch die Band, um dann gleich in irische Reels, Jigs, Slow Airs und Hornpipes einzutauchen, allesamt traditionelle irische Melodien, die teilweise sehr schnell, aber auch getragen vorgetragen werden.

Bei dem bekannten „Dirty old town“ sang das Publikum bereits kräftig mit, wie des Öfteren an diesem Abend. „Carolan‘s welcome“, ein Stück aus der Barockzeit, hat die Band am Ende in eine Polka umgeschrieben, in der die Harfe mit Christina Tröger das tragende Instrument war. „Ride on“ gehört zu den Liebesliedern, bei denen es mit der Liebe nicht ganz so geklappt habe, wie Kunert dazu erklärte. Zur Freude nicht nur der zahlreichen Kinder wurde spontan die verkehrte Welt der „Dudeldödelstraße“ ins Programm aufgenommen. Ein irisches Kinderlied („I‘ll tell me Ma“) griff das wohl internationale Gekabbel zwischen Jungs und Mädchen auf.

Mit Musiklöffeln wurde der Rhythmus vorgegeben

Auch wenn Peter Kunert bedauerte, dass Christina Kindinger nicht dabei sein konnte, so gelang dennoch die Interpretation von „The dark side of the soul“ mit den Stimmen von Christina Tröger und Peter Kunert sehr gut. Nach dem temporeichen und durch das Publikum stimmenverstärkten „Lord of the dance“ schickte die Band die Gäste nach einem „Odenwälder Schnickser“ in die Pause.

Mit „Drag that fiddle“ kam Martin Ludwig an der Geige zum Auftakt des zweiten Programmteils voll zum Zuge, während Christina Tröger mit ihren „Musiklöffeln“ den Rhythmus vorgab. Bei dem uralten schottischen „Roslyn Castle“ überzeugte Tröger mit ihrem Harfenspiel.

Natürlich wurde beim bekannten Lied von der „Molly Malone“ wieder kräftig im Saal mitgesungen. Extra für diesen Abend hatte sich Christina Tröger eine originale Bodhrán zugelegt, die sie sowohl mit der Hand als auch mit dem Holzschlägel oder „Tipper“ bespielte. Unvermeidlich bei allen Auftritten von „Peter Kunert and Friends“ ist der Gassenhauer „Whiskey in the jar“. Dieses irische Volkslied wurde von zahllosen Musikern und Bands interpretiert. Am bekanntesten ist wohl die Version der „Dubliners“. Ebenfalls von den „Dubliners“ immer wieder gespielt wird „Die Totenwache“ beziehungsweise „Finnegan‘s Wake“ und ist fester Bestandteil bei „Peter Kunert and Friends“-Konzerten. Dabei handelt es sich um ein ziemlich raues und respektloses irisches Trinklied, bei dem der tote trinkfreudige Finnegan dank einiger Tropfen Whiskey auf dem Totenbett wieder erweckt wird.

Stings Liebeslied „Fields of gold“ wurde neu interpretiert

Eingestreut ins Programm wurden verschiedene Instrumentalstücke, wie „Inisheer“ von Thomas Welsh, das der Schönheit der gleichnamigen Insel in der Galway Bucht gewidmet ist. Etwas Neues wagte das Trio mit „Planxty / Tourdion“, das acappella nur gesummt wurde.

Die „Felder hinner Gumbe“ wurden anschließend als deutsche Version von Stings Liebeslied „Fields of gold“ auf Ourewällerisch interpretiert. Dazu passte natürlich „Mer sinn all vum Ourewoald“, gesanglich unterstützt von den Gästen. Protest erklang von diesen, als Peter Kunert mit „The parting glass“ den letzten Beitrag des Abends ankündigte.

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Langanhaltender Applaus bewog die Musiker zu weiteren Zugaben, so das van-Veen-Lied, bei dem sich der Autor Gedanken machte, wie es ausgegangen wär, wenn Hitler den Krieg gewonnen hätte. Vieles von dem, was er hypothetisch gesehen hatte, ist heute in vielen Teilen der Welt Realität. Mit „Über den Wolken“, „Steal away“ und „Ade nun zur guten Nacht“ setzten die drei begeisterten Vollblutmusiker einen gefühlvollen Abschluss unter einen gelungenen musikalischen Abend.

Freier Autor Nach Anfängen bei der Schülerzeitung "Kurfürst" des Bensheimer Alten Kurfürstlichen Gymnasiums (AKG), Freier Mitarbeiter bei der Lindenfelser Wochenzeitung "Samstag", 1971 Wechsel zum Bergsträßer Anzeiger. Pressemäßig in Wort und Bild in Lautertal tätig.

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